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Große Trauer nach der Amokfahrt Große Trauer nach der Amokfahrt 

D: „Entsetzen und tiefe Trauer“ nach Amokfahrt

Trauer und Fassungslosigkeit nach der tödlichen Amokfahrt in Trier vom Dienstag: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, zeigte sich „tief erschüttert“ und versicherte allen Betroffenen sein Gebet.

„In dieser Stunde von Sprachlosigkeit und Trauer bin ich den Opfern, den Verstorbenen, Verletzten und den Angehörigen verbunden“, so Bätzing. „Ich bete für sie und alle, die in diesen schweren Stunden selbstlos Hilfe leisten: die Rettungskräfte, die Polizei, die Seelsorgerinnen und Seelsorger und die Stadtverwaltung Trier. Und ich denke an all jene, die dieses Verbrechen aus nächster Nähe erleben mussten. Als ehemaligem Trierer lassen die verstörenden Bilder aus der Innenstadt bei mir Wut, Entsetzen und tiefe Traurigkeit zurück.“

Am Dienstagnachmittag gegen 13.45 Uhr fuhr ein stark alkoholisierter Mann mit hohem Tempo in Zickzacklinien durch die Innenstadt. Er soll laut Polizei mit dem Auto von der Konstantinbasilika in Richtung Kornmarkt, Hauptmarkt und Porta Nigra durch die Fußgängerzone gefahren sein und wahllos Menschen angefahren haben. Die Polizei konnte den Mann wenige Minuten nach der Tat festnehmen. Es handele sich um einen 51-Jährigen, der in Trier geboren sei und in der Region lebe, teilte die Polizei mit.

Motive unklar

Die Motive für die Tat, bei der fünf Menschen ums Leben kamen und zahlreiche weitere verletzt wurden, sind noch unklar. Bislang wurden keine Anhaltspunkte für ein politisches oder religiöses Motiv genannt. Vermutet wird eine psychische Erkrankung des Mannes, der noch an diesem Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden soll.

„Die sinnlose Gewaltanwendung ist mit nichts zu rechtfertigen“, so Bischof Bätzing in seiner Erklärung vom Dienstagabend: „Menschenverachtende Angriffe dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.“ Der Bischofskonferenz-Vorsitzende rief alle Glieder der Gesellschaft einschließlich der Kirche dazu auf, „weiterhin in unserem Land unermüdlich ein Zeichen der Hoffnung, des Friedens und des Zusammenhalts zu setzen! Stehen wir zusammen und lassen wir Gewalt und Tod nicht das letzte Wort haben.“

Gebet und Trauer

Die beiden großen Kirchen boten mit einem ökumenischen Gebet im Trierer Dom am Abend eine Gelegenheit, der Fassungslosigkeit, Trauer und Sprachlosigkeit Ausdruck zu verleihen. „Ein für Trier schrecklicher Tag geht zu Ende“, fasste Bischof Stephan Ackermann zusammen. Dem Bistum sei es wichtig gewesen, den Dom schon am Nachmittag nach der Amokfahrt sobald wie möglich wieder zu öffnen, um Gebet und Einkehr zu ermöglichen. Auch die Trauerfeier am Dienstagabend habe im Zeichen der Trauer und Verarbeitung des Erlebten gestanden, erklärte Ackermann am Mittwoch gegenüber dem Kölner Domradio:

„Gestern Abend ging es wirklich darum, für die Toten zu beten, für die, die schwerverletzt sind und für diejenigen, die das auch in unmittelbarer Nähe mitbekommen haben. Unser Generalvikariat, also die bischöfliche Behörde, ist ja nicht weit entfernt. Auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von uns waren in der Mittagspause in der Stadt unterwegs. Manche haben das unmittelbar mitbekommen. Wir wollten einfach der Sprachlosigkeit einen Ausdruck zu geben. Da hilft das Gebet, da hilft der Raum, da hilft auch die Musik, um den Tag in dem Sinne auch abschließen zu können oder ein bisschen ablegen zu können. Das war, glaube ich, ein wichtiger Moment."

Etwa 150 Menschen hatten nach der Attacke an dem Gebet im Dom teilgenommen. Auf den Treppen zum Altarraum stellten Besucher Kerzen auf, dazwischen ein Teddybär-Kuscheltier – auch ein nur neun Wochen altes Baby war bei der Amokfahrt getötet worden. Am Trierer Wahrzeichen, der Porta Nigra, wurde ein zentraler Ort des Gedenkens und der Trauer eingerichtet.   

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Reaktionen der Politik

Auch politische Vertreter zeigten sich über die Amokfahrt tief erschüttert und bekundeten ihre Solidarität. „Die Nachrichten aus Trier machen mich sehr traurig", schrieb die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Twitter, die den Angehörigen der Toten und den Verletzten ihre Anteilnahme ausdrückte. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz (beide SPD) besuchten die Stadt am Nachmittag. Frankreich und Luxemburg boten an, Verletzte zu behandeln. Der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) sprach in einer Pressekonferenz am Dienstagabend vom „schwärzesten Tag der Stadt Trier nach dem Zweiten Weltkrieg“.

(pm/domradio/kna – pr)

 

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02. Dezember 2020, 09:43