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Der Kölner Pfarrer Regamy Thillainathan Der Kölner Pfarrer Regamy Thillainathan  

Kölner Pfarrer: „Sind wir dann nicht mehr rassistisch?“

Mit Blick auf die Debatte um Rassismus wünscht sich der Kölner Pfarrer Regamy Thillainathan eine langfristig veränderte Haltung in der Gesellschaft statt schnelle Maßnahmen. Das machte Thillainathan, der in Neuss aufwuchs und dessen Eltern aus Sri Lanka kommen, in der aktuellen Ausgabe der Podcast-Reihe „Himmelklar“ deutlich.

„Wenn wir Straßennamen umbenennen, wenn wir nicht mehr "Negerküsse" sagen, wenn wir "Mohrengassen" nicht mehr benutzen, wenn wir den dunkel gefärbten König aus der Krippe nehmen. Sind wir dann nicht mehr rassistisch, auf dem Weg zu einer gerechten Welt? Ganz ehrlich: Davon sind wir noch ganz weit entfernt, wenn wir nur diese Schritte unternehmen würden.“

Er selbst sei früh nach seiner Herkunft gefragt worden, so Regamy Thillainathan in dem Interview: „Mir war gar nicht bewusst, dass ich anders bin, bis ich damit konfrontiert worden bin. Es begann eigentlich recht früh, wenn Leute mich gefragt haben: Wo kommst du denn her? Und dann sagt man: Neuss. Und dann schauen dich die Leute an, als hättest du ihnen von deiner Vision von Aliens berichtet. Da merkte ich dann schon irgendwann ganz schnell, na gut, diese Antwort passt nicht in diese Vorstellung von diesen Leuten, wie die Welt nun mal ist. Das mache ich diesen Menschen nicht zum Vorwurf."

Schubladendenken aufgeben

Er empfinde es als Herausforderung für Deutschland, „dass uns bewusst werden muss, dass wir längst eine Gesellschaft sind, in der Menschen in der dritten und vierten Generation leben und sich beheimatet fühlen, die anders aussehen, die andere Sprachen sprechen, die vielleicht auch eine andere Kulturzugehörigkeit vorweisen, aber sich immer als Deutsche bezeichnen würden. Während diese Realität existiert, ist es aber in den Köpfen noch so, dass wir unsere Schubladen schön geordnet lassen wollen und da kommt es dann immer wieder zu teilweise heftigen Begegnungen.“

Seine Berufungsgeschichte als Priester sei eng mit den Ärmsten der Armen verbunden, erzählt der Geistliche: „Ich fühle mich der Spiritualität von Mutter Teresa und auch der Spiritualität der Schwestern sehr verbunden. Ich persönlich gehöre ja auch als Diözesanpriester vom Erzbistum Köln einer Priesterbewegung an, der Corpus Christi-Bewegung, die von Mutter Teresa gegründet worden ist. Und wir versuchen in der Gemeinschaft das umzusetzen, was Mutter Teresa vorgelebt hat, ins eigene Leben hinein. Für uns bedeutet das eine selbstlose Hingabe für diesen Dienst an den Ärmsten der Armen. Und dem versuche ich, so gut es geht, in meiner Realität im Erzbistum Köln auch gerecht zu werden.“

Anruf des Papstes

Vor Kurzem waren sich Thillainathan und der Papst im Vatikan begegnet. Der Pfarrer habe Franziskus dort einen persönlichen Brief überreicht, so Thillainathan. Als er wieder in Deutschland war, habe der Papst spontan angerufen. In dem Telefonat sei es unter anderem um die Theologiestudierenden im Erzbistum Köln gegangen. Thillainathan, der für die Berufungspastoral im Erzbistum Köln verantwortlich ist, zeigte sich von der Medienaufmerksamkeit rund um diesen Telefonanruf überrascht.

„Da war dann zwischen Unglauben, Verwunderung bis hin zu Faszination alles dabei.“

„Ich habe es bewusst erst mal im kleinen Kreis gehalten. Ich habe schon dem Erzbischof Kardinal Woelki direkt Bescheid gegeben. Ist ja auch, glaube ich, verständlich, auch weil der Papst ihm Grüße bestellen ließ. Dann habe ich meinen engen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von diesem Gespräch erzählt und meiner Familie. Deshalb hat es auch einige Tage gedauert, bis es in den Medien auftauchte. Dann hat sich das rumgesprochen. Da war dann zwischen Unglauben, Verwunderung bis hin zu Faszination alles dabei. Das es jetzt so etwas auslösen würde, habe ich nicht erwartet und ist mir auch ehrlich gesagt nicht so recht. Aber mit Dingen, die man nicht kontrollieren kann, muss man auch leben können.“ 

Das ganze Gespräch aus der Reihe "Himmelklar - Fürchtet euch nicht!" hören Sie hier: 

Renardo Schlegelmilch interviewte Pfarrer Thillainathan

 

(podcast Himmelklar - pr)

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18. November 2020, 14:47