Johannes Paul II. im Jahr 1986 beim Friedenstreffen der Religionen in Assisi Johannes Paul II. im Jahr 1986 beim Friedenstreffen der Religionen in Assisi 

D: „Johannes Paul II. von seiner starken Seite nehmen“

Der frühere Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) Hans Maier hat den vor 100 Jahren geborenen Papst Johannes Paul II. als historische Figur gewürdigt. Wer dem polnischen Papst gerecht werden wolle, müsse „ihn von seiner starken Seite nehmen wie andere historische Persönlichkeiten auch“.

Der erste slawische Papst der Geschichte zähle zu den zentralen Figuren des 20. und 21. Jahrhunderts, so der Münchner Politikwissenschaftler in der Internationalen Katholischen Zeitschrift „communio". Dabei stellt Maier vor allem den Beitrag von Johannes Paul II. zur friedlichen Überwindung des Kommunismus in Osteuropa heraus. „Ohne den polnischen Papst im Rücken hätte der Elektriker und Streikführer Lech Walesa es wohl nie gewagt, 1980 auf der Danziger Lenin-Werft durch einen anhaltenden Streik das kommunistische System herauszufordern", schreibt der ehemalige bayerische Kultusminister. Das polnische Beispiel habe dann in alle Länder des Warschauer Paktes hinüber gewirkt.

„Ohne diesen Papst kann man nicht verstehen, was in Europa am Ende der achtziger Jahre geschehen ist“

„Ohne diesen Papst kann man nicht verstehen, was in Europa am Ende der achtziger Jahre geschehen ist", zitiert Maier den einstigen sowjetischen Staatschef und Reformer Michail Gorbatschow. Zudem habe Johannes Paul II. das gängige Papstbild vermenschlicht, etwa als Skifahrer und Urlauber in den Bergen.

„Viele haben sich darüber gewundert, dass dieser entschiedene Weltveränderer sich im Kirchen-Inneren ganz anders verhielt, nämlich als überzeugter, oft rigoroser Bewahrer", so Maier. Wer Johannes Paul II. gerecht werden wolle, müsse „ihn von seiner starken Seite nehmen wie andere historische Persönlichkeiten auch. Im übrigen lässt auch der größte Papst seinen Nachfolgern etwas übrig."

(kna – gs)

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27. November 2020, 10:10