Maximilian Kolbe Maximilian Kolbe 

D/Polen: Europa braucht „mehr Versöhnung“

Die Maximilian-Kolbe-Stiftung hat in einer Mitteilung darauf hingewiesen, dass „Europa und die Welt“ ein stärkeres „Zeugnis der christlichen Versöhnung“ braucht. Die Stiftung äußerte sich anlässlich des 55. Jahrestages des historischen Briefwechsels polnischer und deutscher Bischöfe, mit dem sie nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals ein Zeichen der Aussöhnung setzten..

In der gegenwärtigen Situation Europas und der Welt bestehe weiter Bedarf an einem Zeugnis der Kirche. Und zwar einer Kirche, die bereit sei, eine Entschuldigung anzunehmen, Vergebung zu gewähren und Versöhnung zur Tatsache werden zu lassen. Das schrieben in einer gemeinsamen Erklärung an diesem Mittwoch die Co-Vorsitzende des Rates der Maximilian-Kolbe-Stiftung, Erzbischof Ludwig Schick und Erzbischof Wiktor Skworc.

Der heilige Maximilian Kolbe
Der heilige Maximilian Kolbe

Ausgangspunkt ihrer Überlegungen ist die Enzyklika „Fratelli tutti“, die „zum Aufbau einer universellen Brüderlichkeit und sozialen Freundschaft“ aufruft. Die beiden Bischöfe gehen dann auf den diesjährigen 55. Jahrestag des Briefwechsels zwischen polnischen und deutschen Bischöfen ein, „der im Klima des Endes des Zweiten Vatikanischen Konzils möglich wurde“. Der Inhalt der Briefe initiierte den polnisch-deutschen Dialog und den Prozess der Versöhnung zwischen polnischen und deutschen Gesellschaften, erinnern die Erzbischöfe Schick und Skworc.

Ja zu einem Denkmal für polnische Opfer in Berlin

Im gegenwärtigen Zustand Europas und der Welt bestehe immer noch Bedarf an einem Zeugnis der christlichen Versöhnung, fügen sie an. „Dieses Zeugnis sollte nicht nur im Raum des historischen Gedächtnisses funktionieren, weshalb das deutsche und das polnische Episkopat 2007 ein Instrument des gemeinsamen und dauerhaften Einflusses im Geiste der Versöhnung geschaffen haben, nämlich die Maximilian-Kolbe-Stiftung“.

Die Stiftung arbeite „nach dem Prinzip des evangelischen Samens und Sauerteigs“. Mit ihrer Botschaft sei die Stiftung an einem besonderen Ort präsent, nämlich in Auschwitz, „wo sie Menschen aus verschiedenen Nationen versammelt, um sich kennenzulernen, zu sprechen und einen Dialog zu führen, um den Schutzpatron der Versöhnung zu treffen, nämlich den heiligen Maximilian Kolbe“. Es gehe darum, die Kraft der Worte zu lernen: „Wir vergeben und bitten um Vergebung“ - ein Zitat aus dem historischen Briefwechsel der Bischöfe.

Auschwitz
Auschwitz

Im Geiste dieser Tradition begrüße die Stiftung die Entscheidung des Deutschen Bundestages, an geeigneter Stelle in Berlin ein Denkmal zu errichten, an das die polnischen Opfer der deutschen Besetzung Polens erinnert würden. Wie Peter Weiß, Mitglied des Bundestages, der die Vorstände beider Institutionen vertritt, sagte, werde auf diese Weise „eine wichtige Lücke in den deutsch-polnischen Beziehungen geschlossen“.

Wendepunkte in der Geschichte beider Länder

Die deutsch-polnische Versöhnungsgeste von 1965 gilt als ein entscheidender Wendepunkte in der Geschichte beider Länder nach dem Zweiten Weltkrieg. Kurz vor dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) hatten die polnischen Bischöfe am 18. November 1965 an ihre deutschen Amtsbrüder geschrieben.

Der Brief endete mit den Worten: „In diesem allerchristlichsten und zugleich sehr menschlichen Geist strecken wir unsere Hände zu Ihnen hin (...), gewähren Vergebung und bitten um Vergebung." Zwei Wochen später antworteten die deutschen Bischöfe unter anderem: „Furchtbares ist von Deutschen und im Namen des deutschen Volkes dem polnischen Volk angetan worden. So bitten auch wir zu vergessen, ja wir bitten zu verzeihen.“

(pm/kna - mg)

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18. November 2020, 12:15