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Österreich: Antisemitismus ist „Krebsgeschwür der Gesellschaft“

Die jüngsten, alarmierenden Ereignisse in Graz haben schmerzlich sichtbar gemacht, „wie bedroht jüdisches Leben in Österreich sein kann“. Dies fordere alle Mitglieder der Gesellschaft heraus, „den Antisemitismus als Krebsgeschwür der Gesellschaft zu erkennen und zu bekämpfen“. Das hat der Vorstand des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit in einem an die jüdischen Gemeinden in Österreich gerichteten Grußwort anlässlich des Neujahrsfestes Rosch Haschana betont. Das jüdische Neujahrsfest wird von Freitag bis Sonntag (18. bis 20. September) begangen.

In der steirischen Landeshauptstadt war es im August zu mehreren Attacken auf die dortige Synagoge sowie den Gemeindepräsidenten Elie Rosen gekommen. Die Polizei nahm einen aus Syrien stammenden Mann fest, einen laut Innenminister Karl Nehammer „radikal-islamistischen Antisemiten“, der die Taten gestand.

In dem am Montag veröffentlichten Schreiben des Koordinierungsausschusses äußern dessen katholischer Präsident Martin Jäggle und seine Stellvertreter Margit Leuthold (evangelisch) sowie Willy Weisz (jüdisch) „große Dankbarkeit für das wieder blühende jüdische Leben in Österreich“. An die Mitglieder der jüdischen Gemeinden richteten sie den Neujahrswunsch: „Mögen Friede und Zuversicht, Gesundheit und Glück Sie auch durch das neue Jahr tragen!“

„Wir sitzen alle im gleichen Boot“

Jüdische Traditionen könnten durchaus auch andere zum Nachdenken anregen, wenn etwa zu Rosch Haschana das „Schofar“ ertöne, „ein Weckruf, ehrlich und objektiv das Leben zu betrachten“, hieß es weiter. „Diese jüdische Praxis wäre ein Vorbild für alle Menschen.“ Die zehn ehrfurchtsvollen Tage des neuen Jahres enden mit Jom Kippur, dem jüdischen Versöhnungsfest. „Reue, Buße, Umkehr sind die Voraussetzung für einen neuen Anfang“, erinnerte der interreligiös besetzte Ausschussvorstand.

Damit verbanden Jäggle, Leuthold und Weisz den Wunsch, die gegenwärtige Corona-Pandemie möge nicht nur schmerzvolle Einschränkungen für religiöse Gemeinschaften mit sich bringen, sondern auch „die Einheit der Menschheit erfahrbar“ machen. Religionsgemeinschaften seien besonders herausgefordert, sich miteinander in ihrer Vielfalt in den Dienst dieser Einheit der Menschheit zu stellen. Das Glückwunschschreiben zitiert dazu den Generalsekretär der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), Gady Gronich, der sich zuletzt optimistisch zeigte, „dass dank Corona ein neues Zeitalter im interreligiösen Dialog eintritt, weil wir erkennen, dass wir alle im gleichen Boot sitzen“.

(kap – mg)

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15. September 2020, 09:02