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Die al-Azhar-Moschee in Kairo (Ägypten) Die al-Azhar-Moschee in Kairo (Ägypten) 

Experte: Der Islam steckt mitten im Umbruch

Der Islamwissenschaftler und Dialogexperte Christian Troll (82) hofft auf grundlegende Reformen in der islamischen Welt.

„Der traditionelle Islam steckt mitten in der vielleicht größten Umbruchphase seiner Geschichte. Er muss sich der modernen Welt öffnen, wie es die Kirchen auch tun mussten und weiterhin müssen.“ Das sagte der Jesuit in Frankfurt in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur.

Dieser Prozess sei schmerzhaft und voller Widerstände und Abschottungsreflexe. „Aber es gibt unter Theologen und Intellektuellen etliche, die den Koran neu interpretieren wollen.“ Diese Denker forderten die Trennung von Religion und Staat und suchten nach Wegen, um ihre Religion mit Menschenrechten, Pluralismus und religiöser Toleranz zu vereinbaren.

Westliche Länder sind ein wichtiger Raum für progessive Islam-Denker

Troll verwies auf entsprechende Denker in Ländern wie Marokko, Tunesien, Jordanien und Indonesien, „in der Türkei werden sie nach Erdogan vielleicht auch wieder stärker“. Daneben spielten aber auch Islamisch-Theologische Seminare in der westlichen Welt eine wichtige Rolle. „Es braucht eine möglichst freiheitlich-demokratische Umgebung, damit sich Reformansätze ohne Gedankenverbote entfalten können. Deshalb sind die westlichen Länder so ein wichtiger Raum für progressive islamische Gelehrte“, betonte Troll.

Der 82-Jährige lehrte viele Jahre lang in orientalischen Ländern, war Professor an der Universität Birmingham sowie am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom. Darüber hinaus wirkte er im Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog und beriet die Deutsche Bischofskonferenz.

(kna – sk)
 

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30. August 2020, 10:15