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Archivbild: Bedford-Strohm (links) reicht Bundeskanzlerin Merkel die Hand Archivbild: Bedford-Strohm (links) reicht Bundeskanzlerin Merkel die Hand 

D: Evangelischer Ratsvorsitzender regt Kirchensteuerreform an

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat eine Absenkung der Kirchensteuer für bestimmte Gruppen ins Gespräch gebracht. „Wir diskutieren darüber, ob es vernünftig ist, für die Gruppe der Berufseinsteiger mit der Kirchensteuer eventuell noch zu warten oder sie zu reduzieren“, sagte er der Zeitung „Welt“ am Montag.

Es werde darüber diskutiert, „generell flexibler zu sein, bei der Kirchensteuer Rücksicht auf bestimmte Lebenssituationen zu nehmen, die das Kirchenrecht bisher nicht vorsieht, die menschlich aber nachvollziehbar sind“, so Bedford-Strohm.

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz erklärte dazu auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA: „Bei uns gibt es keine Überlegungen, die Kirchensteuer für Berufseinsteiger zu reduzieren.“ Basis für die Berechnung der Kirchensteuer sei die staatliche Lohn- und Einkommensteuer. Das bedeute, es zahlten grundsätzlich nur diejenigen Kirchenmitglieder Kirchensteuer, die hierzu aufgrund ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in der Lage seien. „Dies sind knapp die Hälfte der Katholiken.“ Wer keine Lohn- und Einkommensteuer zahle, sei grundsätzlich auch kein Kirchensteuerzahler. Das gelte für Geringverdiener, meistens auch Rentner, Arbeitslose, Kinder sowie Schüler und Studierende.

So viel Kirchensteuer erhalten wie noch nie zuvor

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben 2019 so viel Kirchensteuer erhalten wie nie. Trotz sinkender Mitgliederzahlen erreichten diese Einnahmen im Vorjahr mit insgesamt rund 12,7 Milliarden Euro ein Rekordhoch. Davon erhielt die katholische Kirche 6,76 Milliarden und die evangelische 5,95 Milliarden Euro. Fachleute machten dafür vor allem die gute Konjunktur verantwortlich. Für das laufende Jahr rechnen beide Kirchen mit starken Einbrüchen aufgrund der durch die Corona-Pandemie verursachten Wirtschaftskrise.

In Deutschland ist die Kirchensteuer eine gesetzlich festgelegte Abgabe der Kirchenmitglieder. Ihre Höhe orientiert sich am Lohn oder Einkommen. Die Finanzämter ziehen das Geld ein und geben es an die Kirchen weiter. Dafür erhält der Staat etwa drei Prozent des Steuereinkommens. Die Kirchensteuer ist die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle der Kirchen in Deutschland. Die Kirchen finanzieren aus den Einnahmen vor allem die laufenden Kosten für ihr Personal in Seelsorge, Schulen und sozialen Einrichtungen. Beide Kirchen verloren 2019 so viele Mitglieder wie nie zuvor.

(kna – mg)

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04. August 2020, 09:40