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Kaplan Thomas Widmer von der Schweizer Garde Kaplan Thomas Widmer von der Schweizer Garde 

Unser Sonntag: Die Verherrlichung Jesu

Kaplan Thomas Widmer bringt uns in dieser Betrachtung zum Sonntagsevangelium die eigentliche Stunde Jesu näher. Sie dauert vom Abendmahlssaal über den Tod am Kreuz bis zur Auferstehung in die Herrlichkeit des Himmels...

Kaplan Thomas Widmer

7. Sonntag der Osterzeit A

Joh17,1-11


Die Abschiedsrede Jesu, die wir an den vorhergehenden Sonntagen betrachteten, endet mit einem längeren Gebet Jesu. Es nennt sich das hohepriesterliche Gebet.
Einerseits nennt es sich so, da es zur ‘Stunde Jesu’ gesprochen wird, nämlich in jenem Moment, wo sich Jesus selbst hingibt, ja selbst zum Opfer wird und selbst als Opfernder handelt, wie es ein Hohepriester eben tut.

„Dieses Gebet Jesu wird in seinem ganzen Reichtum vor allem dann verständlich, wenn wir es vor dem Hintergrund des jüdischen Versöhnungsfestes ... betrachten, Benedikt XVI.“

Unser Sonntag - zum Nachhören:

Jesus betete für alle, die an ihn glaubten

Im heutigen Evangelium hören wir vor allem das Gebet für sich und den Beginn des Gebetes für seine Jünger. Das Gebet für alle, die an ihn glauben, folgt in der Fortsetzung.
Wiederkehrend im heutigen Evangelium ist das Wort der Verherrlichung. Durch dieses Wort möchte Jesus, wie der Hohepriester im Volk Israel beim Jom Kippur das Bewusstsein der Versöhnung mit Gott zurückgeben. Was bedeutet also das Wort von der Verherrlichung? Ich möchte im Folgenden etwas darüber nachdenken:
Die Bitte Jesu für sich selbst, ist die Bitte um seine Verherrlichung, damit der Vater verherrlicht wird und dies zur Stunde Jesu, welche nicht bei der Hochzeit zu Kanaan war, noch sonst in Momenten des Unmutes und Unverständnisses der Menschen über Jesus kam, sondern in jenem Moment seiner Kreuzeshingabe. Seine Verherrlichung soll zu jenem Moment stattfinden, nicht erst danach. Im Grunde genommen stellt die Bitte um die eigene Verherrlichung die volle Bereitschaft dar, dem Willen des Vaters gehorsam zu sein, ja den ewigen Ratschluss des Vaters anzunehmen, den Plan Gottes auszuführen.

„Die Stunde Jesu, seine Verherrlichung ist die Stunde der Liebe, die alles gibt, bis zum letzten Blutstropfen“

Dieser ewige Plan des Vaters wird durch die Hingabe, durch Tod und Auferstehung Jesu, des Sohnes Gottes erfüllt. Sie, seine Stunde, die Stunde der Verherrlichung, beginnt im Abendmahls-Saal. Als Judas hinausging sagt Jesus: «Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht und Gott ist in ihm verherrlicht»(Joh13,31). Die Stunde der Verherrlichung Jesu ist die Stunde seines Todes am Kreuz, aber auch seine Auferstehung und schliesst schliesslich sein und aller Erlösten Sein mit dem Vater in der Herrlichkeit des Himmels mit ein. Dieser Aspekt kommt auch zum Ausdruck, wenn Jesus sagt: «verherrliche du mich, Vater, bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war»(Joh17,5)! Sagen wir es noch mit anderen Worten, wie Jesus verherrlicht wird: Die Stunde Jesu, seine Verherrlichung ist die Stunde der Liebe, die alles gibt, bis zum letzten Blutstropfen. Diese Liebe findet am Kreuz sein Höchstmass und diese Liebe ist vollendet in der Herrlichkeit des Himmels, wo es nur noch Liebe gibt. 

Christus lebt in der Gemeinschaft der Kirche fort

Das Wort von der Verherrlichung kehrt am Ende der vorhin gehörten Evangelienstelle noch einmal zurück, im Gebet für seine Jünger, die ihm von nahe gefolgt sind. Da heisst es: «Alles, was mein ist, ist dein und was dein ist, ist mein. In ihnen bin ich verherrlicht»(Joh17,10).
Was bedeutet das, dass Jesus in seinen Jüngern verherrlicht ist? Die Verherrlichung Jesu hat das Ziel, dass alle Menschen, die mit seinem Blut erkauft sind, daran teilnehmen. Der hl. Irenäus von Lion schreibt einmal: »Die Herrlichkeit Gottes ist der lebende Mensch, das Leben des Menschen die Gottesschau« (Adv. Haer. 20,7). Gottes Verherrlichung ist also voll und ganz in der Erlösung der Menschen gegeben. Der heilige Johannes drückt es so aus: «denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat« (Joh 3,16). Das Leben Gottes, das im von Christus verwandelten Menschen schon beginnt, verwandelt die Menschen, so dass sie selbst zu Liebe werden. Er, Christus, lebt in der Gemeinschaft der Kirche fort. Diese Gemeinschaft ist gerufen, sich in der Liebe hinzugeben. Das kann für die Menschen, die lieben, das Martyrium, der höchste Liebeserweis bedeuten. Der Herr sagt ja selber: «Es gibt keine grössere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt»(Joh 15,13).

Auch heute gibt es Märtyrer

In der Kirche, welche der hl. Paulus ‘Leib Christi’ nennt, geschieht also auch heute in all ihren Gliedern die Verherrlichung Gottes. Dieser Liebesgehorsam der Jünger Christi kann für sie Kreuz, Leiden und Tod heissen. In der Tat, so viele unserer Brüder und Schwestern haben gelitten und das tägliche Kreuz auf sich genommen, wie es auch immer heissen mochte, und tun es immer noch. Denken wir heute besonders auch an die Christen in China. Der 24. April ist ja seit 2007 der Gebetstag für die Christen in China. Aber auch für die Jünger endet die Verherrlichung nicht in Leid und Kreuz, sondern in der Auferstehung. Durch unser mit Christus getragenes Leiden und Kreuz gelangen wir zur Herrlichkeit der Auferstehung, zur himmlischen Gemeinschaft, zur Freude und Herrlichkeit der in der Liebe Gottes Geeinten. Das ist die Botschaft der Versöhnung für das Volk, die freudige Osterbotschaft, dass das Leiden und der Tod nicht das letzte Wort haben. Das stärkt, gibt Kraft und Hoffnung auch in der gegenwärtigen, schwierigen Situation, in welcher sich unsere Welt befindet.
Wir sind im Monat Mai. Möge uns die Muttergottes, die Trösterin der Betrübten, die Gnade erbeten, dass die Osterbotschaft uns von neuem Kraft und Hoffnung schenke, auch und gerade dann, wenn uns das Leiden erreicht. Möge diese Freudenbotschaft ein Fels sein, der Halt und Vertrauen schenkt.

(radio vatikan - claudia kaminski)

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23. Mai 2020, 09:36