Überall in Berlin wurde an diesem Freitag des Endes des 2. Weltkriegs gedacht, hier am Sowjetischen Ehrenmal am Tiergarten Überall in Berlin wurde an diesem Freitag des Endes des 2. Weltkriegs gedacht, hier am Sowjetischen Ehrenmal am Tiergarten 

D: Kirchen gedenken gemeinsam des Endes des 2. Weltkriegs

Mit einem eindringlichen Appell, das Geschenk des Friedens zu wahren und aus der Vergangenheit zu lernen, haben die christlichen Kirchen an diesem Freitag einen ökumenischen Gottesdienst im Berliner Dom gefeiert. Damit gedachten sie des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren.

Der in der ARD übertragene Gottesdienst stand unter dem Leitwort „Frieden!“ In der Kuppel des Berliner Doms, so die evangelische Dompredigerin Petra Zimmermann, leuchteten die Worte Jesu aus der Bergpredigt: „Selig sind, die Frieden stiften.“ Aufgrund der Corona-Pandemie konnte beim Gottesdienst keine Gemeinde mitfeiern. „Unsere Kirchenbänke sind heute leer. Sie sind unsere Gemeinde. Die Leere erinnert uns an die Bedrohung dieser Zeit. Sie erinnert auch an die unzähligen Menschen, die den Tag der Befreiung damals vor 75 Jahren nicht mehr erleben konnten“, so Zimmermann.

In seiner Predigt betonte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, die bleibende deutsche Verantwortung für die unzähligen Toten des Zweiten Weltkriegs. „Gott vergisst nicht. Unsere jüdischen Geschwister haben uns das gelehrt. Wir gedenken all der Toten, weil auch Gott ewig gedenkt.“ Auch 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs bleibe Deutschland von der Schuld gezeichnet. „Gegen das Vergessen und gegen alle Relativierung sagen wir: Ja, wir sind schuldig geworden. Wir haben ganz Europa und weite Teile der Welt ins Elend gestürzt. Und dankbar fügen wir hinzu: Aber unsere Geschichte ist weitergegangen.“ 

„Unsere ehemaligen Feinde sind wieder auf uns zugegangen“

Die bleibende Schuld habe nicht zu ewiger Verwerfung geführt. „Unsere ehemaligen Feinde sind wieder auf uns zugegangen. Wir durften ihnen wieder in die Augen sehen. Sie sind uns zu Freunden geworden“, so der EKD-Ratsvorsitzende. „Welch ein Geschenk, dass manche unserer jüdischen Geschwister geblieben, viele zurückgekommen sind in das Land, das ihnen so Unfassbares angetan hat. Und die Hand der Versöhnung ausgestreckt haben. Nie mehr werden wir zulassen, dass sich der Ungeist wieder ausbreitet, aus dem millionenfacher Mord entstanden ist“, so Bedford-Strohm 

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sprach in seiner Predigt Mut und Trost auch in Leidenssituationen zu. Jesus gehe nicht am Leiden anderer vorbei. „Sein eigener Weg ist der Weg des Leidens. Sein Weg führt ihn zum Kreuz … Der Friede, den Jesus uns schenkt und hinterlässt, führt auch uns, die wir ihm nachfolgen, nicht am Leiden vorbei – er führt uns mitten hindurch“, so Bischof Bätzing. „Tatsächlich haben wir in großen Teilen Europas seit nunmehr 75 Jahren Frieden erlebt. Und mehr noch: Die Völker haben sich einander zugewandt – und wir Deutschen haben das Wunder erlebt, dass sie sich auch uns zugewandt haben.“ Aber Friede lasse sich nicht einfach herbeiorganisieren: „Er braucht Menschen, die eine Hoffnung in sich tragen, weil sie überzeugt sind, nicht allein zu sein, sondern dass Gott selbst, sein Geist, sie begleitet. Menschen, die daran glauben, dass der Friede uns geschenkt ist – und deshalb eine Aufgabe ist, der wir uns stellen dürfen.“ 

„Nur wer auf die Opfer schaut, dient der Versöhnung“

Nur wer bereit sei, sich den eigenen Abgründen zu stellen, könne zu tragfähigen neuen Beziehungen gelangen. „Nur wer bereit ist, sich selbst aufrichtig und ehrlich zu betrachten, wird in der Lage sein, den Anderen zu begegnen und zu neuer Gemeinschaft beizutragen. Nur wer auf die Opfer schaut, dient der Versöhnung. Kurz gesagt: Nur wer durch das Leiden des Kreuzes hindurchgeht, lebt aus dem Frieden, den Gott uns schenken will“, sagte Bischof Bätzing.

Fürbitten für Opfer der Corona-Pandemie

Bei den Fürbitten im Gottesdienst wurde der weltweiten Opfer von Krieg und Verfolgung und auch der Kranken und Sterbenden der Corona-Pandemie gedacht. Neben den Vertretern der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz wirkte auch der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, mit. Er hob die Mitverantwortung der Kirchen für Frieden und Gerechtigkeit hervor und das Eintreten für Demokratie, Recht und Respekt: „Fast drei Generationen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, der unzähligen Menschen schlimmstes Leid gebracht hat, bekennen wir uns in der Christenheit dazu, dass Gottes Frieden für uns Befreiung und Verantwortung, Hoffnung und Verpflichtung ist. Der Gottesdienst heute ist ein wunderbares Zeichen dafür, dass wir auf dem Weg zur sichtbaren Einheit der Kirche Jesu sind.“

(pm - cs)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

08. Mai 2020, 10:31