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Wallner: Krise bietet Chance für missionarischen Aufbruch

Aus der Sicht von Pater Karl Wallner birgt die aktuelle Corona-Krise auch positive Potenziale. Es seien in den letzten Wochen der religiösen Einschränkungen so viele überraschende „missionarische Initiativen“ entstanden, um die Menschen zu erreichen, wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr.

Das sagte der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke „Missio Österreich“ in einem Interview auf der deutschen Ausgabe des Portals CNA. „Plötzlich gibt es in der Kirche wieder missionarische Kreativität an allen Ecken und Enden“ - dies könne durchaus als „Fingerzeit Gottes“ betrachtet werden, sagte Wallner.

Die verordneten Schutzmaßnahmen, die auch das Aussetzen öffentlicher Gottesdienste bis 15. Mai zur Folge hatten, seien „vorbildlich und absolut notwendig“ gewesen, so der Zisterzienser-Pater weiter: Eine Selbstgefährdung oder gar eine Gefährdung anderer wäre fahrlässig und „eine Sünde“ gewesen.

„Ich fürchte, dass hygienisch-korrekte Gottesdienste keine Anziehungskraft ausüben werden“

Der Wiederaufnahme öffentlicher Gottesdienste unter Einhaltung von Schutzmaßnahmen sieht der Ordensmann indes mit Skepsis entgegen: „Ich fürchte, dass solche hygienisch-korrekten Gottesdienste keine Anziehungskraft ausüben werden und nur von Hardcore-Katholiken genutzt werden. Die Teilnahme am Gottesdienst ist aber kein Masochismus, sondern soll Freude machen.“ Die vereinbarte Lösung könne daher nur ein „Schrittchen“ in Richtung Normalität sein.

Corona als Fingerzeig Gottes

Die Kritik mancher, dass die Schutzmaßnahmen von einem mangelnden Gottvertrauen zeugten, wertete Wallner wiederum als Ausdruck eines mangelhaften Sakramentenverständnisses: „Fromme Menschen meinen, dass Schutzmaßnahmen etwas Unfrommes sind. Es ist auch das aufgetreten, was die Theologie immer heftig bekämpft hat: dass Sakramente oder Sakramentalien als magische irdische Zaubermittel verstanden werden.“ Dies sei letztlich auch eine Folge einer jahrzehntelangen Vernachlässigung der Katechesen, in denen man seitens der Kirche eben dies hätte erklären müssen, so Wallner selbstkritisch.

„So sehr ich hoffe, dass es bald wieder eine völlige und echte Normalität bei der Sakramentenspendung geben wird, so sehr hoffe ich auch, dass wir Gläubigen den Fingerzeig Gottes wahrnehmen und durch den Stopp des Bisherigen zu einer frömmeren, geistlicheren, kreativeren und vor allem missionarischeren Kirche werden“, betonte Wallner.

(kap – sk)
 

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27. April 2020, 10:55