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Die Berliner Josephskirche am Gründonnerstag bei einem im Internet übertragenen Gottesdienst Die Berliner Josephskirche am Gründonnerstag bei einem im Internet übertragenen Gottesdienst 

D: „Gott ist ein Freund des Lebens“

Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ist es wichtig, die Kar- und Ostertage zu feiern und sich an den Tod Jesu und seine Auferstehung zu erinnern. Dies hat Bischof Georg Bätzing am Gründonnerstagabend deutlich gemacht.

Der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz feierte den Gottesdienst mit fünf Personen (Lektoren, Organist und Küster) im Limburger Dom – ohne die Beteiligung von Gläubigen. Dafür wurde die Messfeier live im Internet gestreamt.

Niemand wisse, wie die Krise, die zurzeit das gesellschaftliche, kirchliche und persönliche Leben herausfordere, für ihn persönlich ausgehe und ob es ein gutes oder ein tragisches Ende nehmen werde. „Mit allen Menschen teilen wir diese Ungewissheit und die Zumutung, diese Spannung auszuhalten und in positive Lebensenergie umzumünzen. Als gläubige Menschen wissen wir uns gehalten, und das gibt uns Kraft“, sagte Bätzing. Darum sollten die Heiligen Tage gefeiert werden; ihre Botschaften würden gerade in der Ausnahmesituation gebraucht.

„Christus kalkuliert nicht Kosten und Nutzen“

Letztlich führten die Kar- und Ostertage zu der Gewissheit, dass Jesus Christus immer bei den Menschen sei und sie liebe. Christus kalkuliere nicht kühl Kosten und Nutzen und spiele nicht willkürlich mit dem Schicksal der Menschen, sondern habe mit Herzblut bis zur Hingabe seines Lebens dafür eingestanden, dass der Mensch leben könne.

„Jesus kannte den Preis seiner unbedingten Liebe zu uns. Er war bereit, das Opfer zu bringen, durch das bei diesem Übergang, bei diesem Pascha die Gotteserfahrung als eindeutig bestätigt wurde. Gott ist ein Freund des Lebens, er will nicht den Tod“, so der Bischof.

Zum Nachhören

„Bei diesem Fest geht es um Leben und Tod“

Es sei Jesus nicht auch nur einen Deut leichter gefallen als irgendjemandem sonst, sein Leben zu riskieren im Einsatz für andere. „Diese Bereitschaft des Herrn ist es, die wir heute dankbar bestaunen. Gründonnerstag ist ein guter Abend, dankbar an all die zu denken, die sich so beispielhaft einsetzen an der Seite der Kranken und Schwachen und dabei viel riskieren. Ich finde, auch das ist staunenswert, ein Beispiel, damit auch wir so handeln wie Jesus“, betonte Bätzing.

Der Bischof blickte auf die historische Bedeutung des jüdischen Pessachfestes, die eng mit dem Gründonnerstag verbunden sei. Der Ursprung des Festes liege im Übergang des Volkes Israel aus der Sklaverei Ägyptens in die Freiheit. „Bei diesem Fest geht es um Leben und Tod, um Freiheit oder Untergang, Zukunft oder Verderben. Die Situation des ursprünglichen Pessachfestes gleicht unserer jetzigen Ausnahmesituation“, erklärte Bätzing.

Ein Corona-Gedenktag?

Das Volk Israel habe aus dieser Lage später einen Gedenktag kreiert und feiere ihn bis heute als ein Fest für Gott, den Herrn. Er habe sich als Freund des Lebens gezeigt, der den Tod nicht gewollt habe. „Ob wir wohl auch einmal einen Gedenktag feiern werden, wenn wir diese weltweite Pandemie einigermaßen überstanden haben? Und ob wir Gläubige dieser Welt daraus ein Fest für Gott machen, weil wir ihn als Freund des Lebens erfahren haben?“, fragte der Bischof von Limburg.

„Das hätte ich mir noch vor ein paar Wochen nicht träumen lassen“

Seit Wochen verzichteten Bürger auf einen Großteil ihrer Freiheitsrechte und nicht zuletzt auch auf das Grundrecht einer freien Religionsausübung, um die Corona-Pandemie einzudämmen. „Wir opfern zentrale Elemente einer freiheitlichen Gesellschaft und nehmen die existentiellen, psychologischen, wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen in Kauf, nein mehr noch: Wir übernehmen die Folgen der sozialen Abschottung solidarisch und wissen, dass dies unsere Gesellschaft einschneidend verändern und über einen längeren Zeitraum belasten wird. Und wir tun das, um Leben zu retten und vor allem die Schwachen und Verwundbaren zu schützen. Ehrlich gesagt hätte ich mir noch vor wenigen Wochen nicht träumen lassen, dass so etwas möglich ist. Bei aller berechtigten Kritik an den harten Maßnahmen macht mich dieses Ausmaß an gelebter Solidarität dankbar und zuversichtlich“, sagte Bischof Bätzing.

(bistum limburg – sk)
 

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09. April 2020, 17:22