Das war noch vor Corona: Erzbischof Burger (ganz links) mit Mitbischöfen, Ende September 2019 Das war noch vor Corona: Erzbischof Burger (ganz links) mit Mitbischöfen, Ende September 2019 

D: „Religionsfreiheit und Risiken austarieren“

Sofort wieder die Kirchen öffnen? Oder lieber noch abwarten, um keine Corona-Risiken einzugehen? Viele Bischöfe sind angesichts dieser zwei widerstreitenden Optionen in der Klemme.

Das hat der Freiburger Erzbischof Stephan Burger jetzt in einer Videobotschaft auf der Internetseite seines Erzbistums eingeräumt. „Kurz und knapp könnte man sagen: Hier tut sich eine Spannung auf zwischen der freien, im Grundgesetz garantierten Religionsausübung und der Verantwortung von Staat und Kirche, angemessen auf eine Bedrohung, die jetzt durch das Corona-Virus entstanden ist, zu reagieren.“

Neben dieser gesellschaftlichen Anspannung spüre er angesichts der täglich diskutierten Prognosen bei einigen Menschen eine gewisse Hoffnungslosigkeit.

„Wo die Perspektive fehlt, da fehlt auch die Motivation“

„Und die christliche Botschaft von Hoffnung und Solidarität kann da zynisch wirken, wenn man selbst gerade vor der Insolvenz steht, wenn man kranke Familienmitglieder nicht besuchen darf oder wenn man sich einfach einsam und isoliert fühlt.“

Zum Nachhören

Diese spürbare Niedergeschlagenheit einiger Menschen bringt Erzbischof Burger mit dem Sonntagsevangelium in Verbindung, das den Weg der Emmausjünger schildert. Die Männer „sehen nach dem Tode Jesu keinen Ausweg mehr“, so Burger. „Sie versinken in Trauer und Verzweiflung“. Denn „wo die Perspektive fehlt, da fehlt auch die Motivation“. Mit dem gemeinsamen Brotbrechen und Erkennen Jesu schlage dann aber die Stimmung der Jünger um. Das Leben aus der Perspektive Jesu wahrnehmen, um Zukunft zu haben, sei eine Kernbotschaft dieser Schriftstelle.

„Öffnungen dort zu ermöglichen, wo diese verantwortet realisierbar sind“

„Das bedeutet, die Gemeinschaft mit Jesus zu suchen und zwar mit den Mitteln und Möglichkeiten, die uns derzeit gegeben sind“, sagt der Erzbischof. Für die religiöse Praxis bedeute dies, „Öffnungen dort zu ermöglichen, wo diese verantwortet realisierbar sind. Hier sind wir als Verantwortliche in der Kirche mit unseren Politikern im Gespräch.“ So müssten die garantierte Religionsfreiheit und die gegebenen Risiken austariert werden.

„Verantwortbare Entscheidungen erhoffen wir weiterhin auch für all jene, die um ihre wirtschaftliche Existenz ringen. Und wir bitten und beten aus der Kraft und der Gemeinschaft mit dem auferstandenen Herrn heraus, dass jene nicht resignieren!“

(erzbistum freiburg – sk)
 

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26. April 2020, 09:35