Kardinal Reinhard Marx Kardinal Reinhard Marx 

Kardinal Marx: Hoffe auf guten neuen Vorsitzenden

Der scheidende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hofft auf einen guten Nachfolger. Das sagte er an diesem Montag, einen Tag vor der Wahl, vor dem Auftakt der Frühjahrs-Vollversammlung der Bischofskonferenz in Mainz.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Wir haben eine ganze Menge an Punkten zu besprechen“, so Marx, „aber Personalangelegenheiten sind immer besonders spannend und von besonderem Interesse, das ist klar.“ Zu seiner Bilanz von sechs Jahren an der Spitze der Bischofskonferenz sagte der Münchner Erzbischof: „Es gibt genügend offene Baustellen.“

Sechs Jahre Vorsitz seien gar nicht so viel, so Marx; es seien „sechs spannende, aufregende Jahre“ gewesen. „Manches ist strukturell in Gang gebracht worden; es sollte dazu führen, dass die Entscheidungen schneller gehen.“ Die Bischofskonferenz habe aber „keine Durchgriffskraft auf die Bistümer“.

„Synodaler Weg ist gut gestartet“

„Es ist einfach so: Ich habe mir seit dem Herbst Gedanken gemacht, ob es richtig ist, bis zum 72. Lebensjahr all diese Aufgaben zu übernehmen“, äußerte Marx zu seinem Abschied vom Vorsitz. „Ich gehe ja nicht in den Ruhestand, sondern bleibe in allen anderen Ämtern. Es schien mir besser, den Wechsel nach dem Start des Synodalen Wegs durchzuführen.“

Zum Nachhören

Zum Reformprozess der Kirche in Deutschland, dem Synodalen Weg, sagte der Kardinal: „Unser Eindruck ist, dass der Start gut war. Natürlich gab es auch kontroverse Debatten und die etwas mühseligen Diskussionen über Geschäftsordnung – aber die Atmosphäre war gut. Ich bin also sehr zuversichtlich, dass dieser Synodale Weg einen Beitrag dazu leistet, dass die Themen, die uns als Kirche in Deutschland und in der Weltkirche schon länger beschäftigen, gründlich und in respektvoller Art den Meinungen der anderen gegenüber fortgesetzt wird.“

Besorgt über Hassrede und Polarisierungen in Deutschland

Wie üblich äußerte sich Kardinal Marx auch pointiert zur gesellschaftlichen Atmosphäre in Deutschland. „Ich muss wirklich sagen, dass mich das sehr bewegt, dass wieder im Zeichen von völkischer Hassrede und Polarisierungen Gewalttaten von rechtsaußen verübt werden, unter nationalsozialistischer Farbgebung sozusagen… Als Kirche wollen wir aufstehen gegen jede Hassrede! Wir kämpfen gegen den Nährboden, auf dem es möglich ist, mit Hass und Gewalt zu agieren!“

Marx erinnerte an das Dokument der Deutschen Bischofskonferenz zum Rechtspopulismus vom vergangenen Jahr: Es gebe gute Ratschläge für die derzeitige Situation und sei überhaupt gut aufgenommen worden.

Sterbehilfe: „Abkehr von bisheriger Linie des Lebensschutzes“

Auf der Vollversammlung der Bischöfe in Mainz werde auch das Thema Missbrauch wieder eine Rolle spielen – konkret die Entschädigungszahlungen, die die Bischöfe lieber ‚finanzielle Anerkennung von Leid‘ nennen. „Wir gehen hier einen Weg, der ohne Analogie ist. Wir wollen über das hinausgehen, wozu wir rechtlich verpflichtet sind.“ Ein solches Modell zu entwickeln, sei aber gar nicht so einfach und brauche einfach Zeit.

Betroffen zeigte sich der scheidende Vorsitzende der Bischofskonferenz über das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Sterbehilfe. „Das hat mich bewegt und betroffen gemacht. Das scheint mir eine Abkehr von der langen Linie des Verfassungsgerichts, die auf Lebensschutz aus war… Wir sind außerordentlich beunruhigt, dass sozusagen die Selbsttötung zu etwas wird, das eigentlich der Autonomie der Menschen betrifft.“

„Lage in Syrien nicht einfach akzeptieren“

Der päpstliche Nuntius in Syrien, Kardinal Mario Zenari, ist an diesem Dienstag bei der Bischofskonferenz in Mainz zu Besuch. Das gab Marx die Gelegenheit, sich zur angespannten Lage in der syrischen Provinz Idlib und zu einer möglichen neuen Flüchtlingswelle nach Europa zu äußern.

„Ich möchte mich gar nicht in die politischen Berechnungen einmischen – nur: dass wir uns da raushalten können, halte ich für unwahrscheinlich und auch nicht für akzeptabel.“ Kriegsflüchtlinge hätten Rechte, so Marx; man könne nicht sagen, das gehe uns nichts an. „Ich kann nur sehr dringend appellieren, dass wir als Kirche helfen – in Syrien, an der Grenze – und dass die politisch Verantwortlichen darauf hinwirken, dass die Situation überwunden wird; sie kann nicht so akzeptiert werden.“

Das Papstschreiben Querida Amazonia sieht Kardinal Marx „nicht als Schlusspunkt“, sondern als „Einladung, noch stärker nachzudenken“. „Wenn wir so schnell aufgeben wollen – dann sind wir aber auch schwach…“

(vatican news)
 

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02. März 2020, 15:04