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Schnee in Zürich Schnee in Zürich 

Schweiz: Erneuerungsprozess der Kirche läuft langsam an

Kleriker und Laien sitzen in Deutschland Ende Januar erstmals zusammen, um gemeinsam erste Schritte auf dem „Synodalen Weg“ zu gehen. In der Schweiz geht es beim Erneuerungsprozess der Kirche dagegen gemächlicher zu, wobei einige Bistümer bereits einen Schritt weiter sind als andere, wie kath.ch berichtet.

Die Situation in den Schweizer Bistümern sei ganz unterschiedlich, wie eine Umfrage von kath.ch zu Beginn des Jahres ergab. „Wir wollen einen solchen Prozess nicht von oben herab diktieren, sondern die vielfältigen Ansprüche und unterschiedlichen Realitäten der katholischen Kirche in der Schweiz berücksichtigen“, sagte Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, im Anschluss an die Dezember-Vollversammlung der Schweizer Bischöfe. Diese wollten „ganz schweizerisch“ auf lokaler Ebene mit dem Erneuerungsprozess beginnen.

Westschweiz baut auf Pfarreien

„Wir melden uns, sobald konkrete Schritte spruchreif sind“, kommunizierte auf Anfrage der Sprecher des Bistums Basel, Hansruedi Huber. „Bezüglich Ihrer Anfrage, haben wir derzeit nichts zu berichten“, lautet der Bescheid von Luca Montagner, Sprecher des Bistums Lugano.

Das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg befindet sich in der Startphase. Bereits entschieden ist, dass der von den Bischöfen angekündigte Erneuerungsprozess auf der Ebene der Pfarreien und Pastoralräume in Gang gesetzt wird, teilte die Bistumssprecherin Laure-Christine Grandjean mit.

In St. Gallen liegt der Ball bei den Räten

Im Bistum St. Gallen werden die wesentlichen Prozesse in den diözesanen Räten laufen, erklärte die Kommunikationsbeauftragte des Bistums, Sabine Rüthemann. Die neue Amtsdauer beginne im Sommer.

„Arbeitsgruppe nimmt ihre Arbeit im Frühjahr auf.“

Ein Schwerpunkt in den kommenden Jahren werde die Schöpfung in Verbindung mit der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus sein. Diesem Themenfeld werde sich eine Arbeitsgruppe widmen, der Mitglieder von pastoraler Seite wie von staatskirchenrechtlicher Seite angehören. Die Arbeitsgruppe nimmt ihre Arbeit im Frühjahr auf.

Die Bistumssprecherin weist zudem darauf hin, dass die Diözese sich bereits mit dem Thema „Die Kirche ist weiblich“ beschäftigt. Schon länger laufe der Prozess „Neuland“, mit dem sich das Bistum auf den Ist-Zustand der katholischen Kirche in zwanzig Jahren vorbereitet.

Sitten knüpft an „üfbrächu“ an

Das Bistum Sitten knüpft an einen Prozess an, der bereits in Gang ist. Im deutschsprachigen Teil der Diözese läuft dieser unter der Bezeichnung „üfbrächu“ (aufbrechen) bereits seit zwei Jahren.

„’Üfbrächu’ wird konsequent weitergeführt.“

Diese Initiative soll gemäß Generalvikar Richard Lehner nun im Sinne der Bemühungen der Schweizer Bischöfe im deutschsprachigen Teil des Bistums „konsequent weitergeführt werden“.

Ein Dokument weist den Weg

Der Walliser Generalvikar „mit besonderer Verantwortung für den deutschsprachigen Teil des Bistums“ verweist auf das Dokument „Gemeinsam auf dem Weg zur Erneuerung der Kirche“. In diesem sind die Leitlinien festgehalten, die dem deutschsprachigen Teil des Bistums den Weg in die Zukunft weisen. Dabei orientiert sich das deutschsprachige Wallis am Modell des Veränderungsmanagements, das der US-amerikanische Professor für Führungsmanagement, John Kotter, erarbeitet hat.

„Wo und wie sind notwendige Veränderungen anzugehen?“

Nachdem bereits ein „Kirchenbild auf der Grundlage der Bibel, der Texte des II. Vatikanischen Konzils und "Evangelii gaudium“, dem Apostolischen Schreiben „Freude über das Evangelium“, verabschiedet wurde, gelte es nun, die einzelnen pastoralen Bereiche zu analysieren, heißt es im Dokument.

Partizipativer Prozess

Das Walliser Arbeitspapier hält weiter fest, dass es nun darum gehe darum, „der Realität in die Augen zu sehen und in einem partizipativen Prozess mit allen Mitarbeitenden zu eruieren, wo und wie notwendige Veränderungen anzugehen sind“. Gleichzeitig müssten „Groß und Klein ermutigt werden, aus dem Glauben zu leben“.

„Die Taufe der Kinder ist mehr als eine Tradition.“

Die Themen sollen an der jährlichen pastoraltheologischen Weiterbildung sowie an Pastoraltagen gemeinsam aufgearbeitet werden. In diesem Jahr steht das Thema „Taufe als Chance religiöser Elternbildung“ im Mittelpunkt der Bemühungen. Erst wenn es gelinge, dass Eltern aus einer religiösen Haltung heraus leben und „die Taufe der Kinder mehr ist als eine Tradition“, könne der Glaube auch an die nächste Generation weiter tradiert werden, heißt es im Dokument.

Alle Getauften gefordert

Auf diese Weise könne die Kirche einen Aufbruch „durch alle Getauften erleben“, die sich mit ihrem Leben, mit Stärken und Schwächen einbringen. Diese Menschen seien „eine Chance für die Kirche“. Diese Chance gelte es zu nutzen.

„Aufbrechen meint nicht, sich davonmachen.“

„Aufbrechen meint nicht, sich davonmachen, aus der Welt flüchten, sondern sich aufmachen zu den Menschen mit ihrer Lebensrealität. Wo Christinnen und Christen den Menschen in ihrer Umgebung nahe sind, eröffnen sich Perspektiven auf Gott hin“, hält das Dokument zum Abschluss fest.

Der Apostolische Administrator des Bistums Chur, Bischof Peter Bürcher, hat bereits erste Ideen für den Weg der Erneuerung skizziert. Er überlässt es allerdings dem neuen Bischof von Chur, diesen Weg dann auch zu gehen.

(kath.ch – mg)

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21. Januar 2020, 10:05