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Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt: in Deutschland lange Zeit ein Tabuthema Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt: in Deutschland lange Zeit ein Tabuthema 

D: Zehn Jahre Missbrauchsskandal, eine bittere Bilanz

Ein Jahrzehnt nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals zieht der zur Aufklärung berufene Beauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, eine „bittere Bilanz". Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagt er in Berlin, die bislang unternommenen Anstrengungen reichten nicht aus. Der Kampf müsse konsequenter geführt werden, so Rörig.

Die Gesellschaft müsse anerkennen, dass es sich um ein „Megathema" handele, so Rörig. Er sei immer wieder erschrocken darüber, mit welcher großen Gelassenheit und Trägheit sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche von Teilen der Gesellschaft hingenommen werde.

Zum Umgang mit Missbrauch in der katholischen Kirche in diesen zehn Jahren sprach Rörig von einem „vielschichtigen Bild“. Einige Bischöfe und Kleriker hätten sexuelle Gewalt lieber verdrängt, andere seien „zutiefst erschüttert“ von den Vorfällen. Er erwarte, dass die Bischöfe sich bis zum Sommer in der Entschädigungsfrage für Missbrauchsopfer verständigen. Die Höhe der Summe müsse dabei für die Betroffenen akzeptabel sein, sagte Rörig der KNA.

Auf politischer Ebene müsse in Deutschland noch mehr geschehen, um Missbrauch aufzuarbeiten und zu verhindern: „Wir dürfen die Spur zu den Tätern künftig nicht mehr verlieren", sagte Rörig. Für sinnvoll hält der Fachmann die Neuregelung eines Gesetzes, das Internet-Anbieter verpflichtet, kinderpornografisches Material in ihren Anwendungen nicht nur zu löschen, sondern auch dem Bundeskriminalamt zu melden. Zudem bemühe sich Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD), eine EU-rechtskonforme Vorratsdatenspeicherung auf den Weg zu bringen.

(kna – gs)

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23. Januar 2020, 11:13