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Bertram Meier, der designierte Bischof für Augsburg (Foto Nicolas Schnall) Bertram Meier, der designierte Bischof für Augsburg (Foto Nicolas Schnall) 

Bertram Meier als Bischof für Augsburg: „Hirte und Herde gehören zusammen“

Augsburg hat einen neuen Bischof: Wie der Vatikan an diesem Mittwoch bekanntgegeben hat, wird der bisherige Diözesanadministrator Bertram Meier in Zukunft als Bischof die Amtsgeschäfte weiterführen. Wir haben ihn telefonisch erreicht und ihn danach gefragt, wie er die Nachricht von seiner Ernennung aufgenommen hat.

Bertram Meier, designierter Bischof von Augsburg: Als mich der Apostolische Nuntius in Berlin darüber informiert hat, war ich zunächst natürlich sehr überrascht, aber ich habe mich auch gefreut. Denn das ist ein Zeichen der Wertschätzung und auch des Vertrauens, das Papst Franziskus sowohl in mich als auch in die Diözese setzt. Ich denke, dass das Schöne an dieser Ernennung ist, dass Hirt und Herde zusammengehören. Ich bin jetzt seit 17 Jahren als Mitglied des Domkapitels in verschiedenen Bereichen in Augsburg tätig, war früher auch Kaplan und Pfarrer und kenne deshalb die Herde, das Bistum. Wie Papst Franziskus immer wieder sagt, der Hirt soll den Geruch der Schafe annehmen und so will ich die neue Aufgabe auch annehmen.

Zum Nachhören

Radio Vatikan: Sie standen ja schon in den vergangenen Monaten als Diözesanadministrator an der Spitze der Diözese. Dabei konnten Sie aber keine größeren Veränderungen vornehmen. Gibt es denn jetzt Projekte, bei denen es Ihnen unter den Fingern juckt und die Sie jetzt als Bischof angehen wollen? Was werden die Weichen sein, die Sie stellen?

Bertram Meier: Wie Sie sagen, der Diözesanadministrator hat die Aufgabe, zu verwalten. Er kann keine großen Weichen stellen oder Events ausrichten. Aber ich möchte einfach auch fortführen, was durch Bischof Konrad Zdarsa schon angestoßen worden ist, nämlich die Weiterführung der pastoralen Raumplanung bis 2025. Dies allerdings nicht nur als Strukturreform, also nicht nur die Priester und Hauptberuflichen immer mehr dehnen und strecken in den viel beschworenen XXL-Pfarreien, sondern zu schauen, dass die Kirche im Dorf bleibt. Welche Möglichkeiten haben wir, dass dies möglich sein wird, dass wir uns nicht aus der Fläche zurückziehen? Ich habe da auch noch kein Patentrezept, aber ich war Visitator in 53 Seelsorgeeinheiten und konnte mir da ein Bild machen.

„Das werden spannende Zeiten“

Und dann ist es mir natürlich auch ein Anliegen, das Evangelium neu unter die Leute zu bringen. Und das glaube ich, ist nicht nur ein Anliegen, das von einer Abteilung oder wie bei uns von einem Institut als Monopol angestoßen werden kann, sondern da braucht es Bündnispartner und –partnerinnen für Evangelisierung. Und ich denke, das werden spannende Zeiten - wie wir es umsetzen, das werde ich sehen. Was mir jetzt allerdings für den Anfang schon einmal vorschwebt, da ich ja schon viele Menschen hier kenne: Ich möchte in eine Art Hör-Schule gehen und mir noch einmal vieles anhöre, was in der Zeit der Vakanz im Stillen gewachsen ist. Und ich glaube, hören ist auch etwas sehr aktives, womit die synodale Kirche anfängt.  

Radio Vatikan: Ein weiteres großes Projekt, das Sie sicher beschäftigen wird, ist ja der Synodale Weg. Ihre Ernennung kam einen Tag vor der ersten großen Zusammenkunft in Frankfurt. Wie begleiten Sie Ihre Diözese im Synodalen Weg?

Bertram Meier: Schon das letzte halbe Jahr habe ich es so gehalten, dass ich in jedem Falle mit der ganzen Mannschaft an den Start treten werde. Wir haben ja auch eine eigene Gruppe aus den verschiedenen Gremien in der Diözese. Eine geistliche Begleiterin des Synodalen Wegs, Frau Boxberg von der CGL, wohnt und lebt schon seit geraumer Zeit hier in Augsburg, außerdem habe ich eine Frau als Ansprechpartnern für den Synodale Weg ernannt. Fest steht, ich gehe mit Neugier darauf zu. Ganz im ignatianischen Sinn betrachte ich den Synodalen Weg als geistliches Experiment und beim Experiment geht es ja wirklich auch um „experienzia“, also um Erfahrung. Schauen wir einmal, was die erste Vollversammlung bringt, wie wir uns auch in den Themen weiterbewegen werden, und ich vertraue auch darauf, dass der Heilige Geist mit von der Partie ist. In meiner Silvesterpredigt beispielsweise habe ich artikuliert, ‘habt keine Angst vor dem Heiligen Geist!‘. Und das wünsche ich auch dem Synodalen Weg.

Radio Vatikan: In der Vergangenheit haben Sie lange, rund sieben Jahre, im Dienst des Vatikans gestanden und im Staatssekretariat gearbeitet.  Uns von Radio Vatikan interessiert nun besonders, was für Erinnerungen Sie aus dieser Zeit mitgenommen haben. Was hat Sie besonders geprägt?

Bertram Meier: Was mich sehr beeindruckt hat in diesen Jahren, als ich die deutschsprachige Abteilung im Staatssekretariat habe leiten dürfen, ist die Tatsache, dass der Heilige Stuhl und damit die katholische Kirche nicht nur auf dem Papier ein Global Player ist, sondern ein Netzwerker in Beziehungen, über das rein Geistliche und Religiöse hinaus auch ins Politische. Also, der Heilige Stuhl hat eine Friedensmission und die übt er sehr wirkungsvoll aus. Daran diese fast sieben Jahre lang mitwirken zu dürfen, ist für mich eine einschneidende Erfahrung und dafür bin ich dankbar.

„Ein Bischof ist ja nicht nur Verkünder des Evangeliums, sondern auch Diener der Einheit“

Was ich noch sehr schön fand und was ich auch für meine Tätigkeit hier nach Augsburg mitgebracht habe, ist die Tatsache, dass auch hinter den vatikanischen Mauern konkrete Menschen leben und arbeiten. Das sind Menschen aus Fleisch und Blut, natürlich durchaus nicht nur Heilige, sondern auch mit ihren Schatten und Fehlern, aber was ich erlebt habe ist, dass im Vatikan auch hoher Respekt, Achtung voreinander herrscht. Nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin bringt sich ja auch selbst mit. Und Vielfalt, Vielstimmigkeit, ist für mich nie Bedrohung, sondern Bereicherung. Und ich glaube, das kann ich auch für meinen Dienst hier in Augsburg gut mitnehmen. Ein Bischof ist ja nicht nur Verkünder des Evangeliums, sondern auch Diener der Einheit, also ein ,Pontifex‘, ein Brückenbauer. Und gerade in einer so großflächigen Diözese wie Augsburg braucht es Brückenbauer. Das kann der Bischof nicht allein machen, er braucht Hilfsbrückenbauer. Und dazu zähle ich nicht nur die Priester und Diakone, sondern auch die Hauptberuflichen und zahllosen Ehrenamtlichen. Und ich wünsche mir, dass ich diesen Impuls aus dem Vatikan weitertragen kann, dass wir immer mehr Brücken zueinander bauen. Damit kommen wir auch Jesus Christus immer näher, um den es eigentlich ja geht.

Die Fragen stellte Christine Seuss.

(vatican news - cs)

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29. Januar 2020, 12:07