Theologie in Rom: Vier Studierende erzählen

Viele Wege führen nach Rom, lautet ein Sprichwort. Auch für Theologiestudierende stellt sich die Frage, ob sie nicht ein oder mehrere Semester in der „ewigen Stadt“ verbringen wollen – sei es, um Weltkirche hautnah zu erleben, ihr Italienisch aufzubessern oder in der Nähe des Papstes zu leben. Vatican News hat mit vier von ihnen über Herausforderungen und Höhepunkte des Studiums in Rom gesprochen.

Ines Schaberger – Rom

Sie ist die größte und bekannteste theologische Universität in Rom: die päpstliche Universität Gregoriana. Die meisten Studierenden aus dem deutschsprachigen Raum, die ein Freisemester in der Ewigen Stadt verbringen, landen hier in der Nähe des Trevi-Brunnens. So auch Juliane Ebner, die kurz vor ihrem Magisterabschluss steht. „Die Gregoriana hat den Ruf als die Uni für die katholische Theologie“, erklärt die Deutsche, warum ihr schon seit Studienbeginn klar war, dass sie einmal nach Rom möchte. Am Cardinal Bea Institut beschäftigt sie sich mit dem jüdisch-christlichen Dialog.

Juliane Ebner an ihrem Lieblingsplatz in der Gregoriana: der großen Eingangshalle. „Hier ist immer etwas los und man trifft die Menschen, die man im Sprachkurs oder in den Vorlesungen kennengelernt hat, wieder“, erklärt sie.
Juliane Ebner an ihrem Lieblingsplatz in der Gregoriana: der großen Eingangshalle. „Hier ist immer etwas los und man trifft die Menschen, die man im Sprachkurs oder in den Vorlesungen kennengelernt hat, wieder“, erklärt sie.

Wer in der großen Halle der Gregoriana wartet, entdeckt Männer und Frauen jeder Hautfarbe und jeden Alters. „Hier kommen die Menschen von überall her, um zu studieren“, erklärt Daniel Wowra. Der 24-jährige ist Priesterseminarist für das Erzbistum Köln. Zu Beginn sei es ihm schwer gefallen, andere auf Italienisch anzusprechen, aber mit der Zeit klappe das ganz gut.

Auch Anja Donaubauer aus Passau hat hier mit einem Freisemester in Theologie und Philosophie begonnen. Und ist geblieben. Mittlerweile ist die 26-Jährige im Lizenziat, studiert zusätzlich Sozialwissenschaften und schreibt an ihrer Abschlussarbeit zum Thema „Migration und Sicherheitsethik“.

Für viele die erste Wahl: Die Gregoriana. Anja Donaubauer und Daniel Wowra vor der Gregoriana. Ebenso altehrwürdig, wie der Ruf der Universität, sind auch das Eingangsportal, die Bibliothek und die Vorlesungssäle. Böse Zungen würden es als „in die Jahre gekommen“ bezeichnen.
Für viele die erste Wahl: Die Gregoriana. Anja Donaubauer und Daniel Wowra vor der Gregoriana. Ebenso altehrwürdig, wie der Ruf der Universität, sind auch das Eingangsportal, die Bibliothek und die Vorlesungssäle. Böse Zungen würden es als „in die Jahre gekommen“ bezeichnen.

Der Geheimtipp: Die Lateranuniversität

So viele Wege, wie nach Rom führen, so viele Möglichkeiten gibt es, hier zu studieren. Ob „Angelicum“, „Antonianum“ oder „Salesiana“ - päpstliche Hochschulen gibt es von nahezu jeder Ordensgemeinschaft. Einen ersten Überblick bietet das deutsche Pilgerzentrum.

Schweizergardist Manuel von Däniken hat sich für die päpstliche Lateranuniversität entschieden. Schon sein Vater hat hier studiert, sein Firmpate ist Professor hier und ihm selbst gefällt die Atmosphäre: „offen, freundlich und professionell“ – in den Gebäuden neben Lateranbasilika und dem Baptisterium, in dem Kaiser Konstantin kurz vor seinem Tod getauft wurde.

Ich begleite ihn zu einer Vorlesung für Erstsemestrige. Es geht um Augustinus und das Verhältnis von Glaube und Vernunft, Schrift und Tradition. Der Professor spricht frei, lebendig. Die Tafel ist voll mit seinen Zeichnungen und Notizen. Der gebürtige Tscheche verspricht sich und bringt mit seiner Entschuldigung „Ich hatte heute noch keinen Kaffee“ die Studierenden zum Lachen. Zweimal tönen Polizeisirenen trotz geschlossener Fenster lautstark – die Studierenden scheinen es nicht mehr zu bemerken.

Manuel von Däniken und sein Professor Lubomir Zak nach der Vorlesung an der Lateranuniversität.
Manuel von Däniken und sein Professor Lubomir Zak nach der Vorlesung an der Lateranuniversität.

Von den 34 Studierenden, die auf den harten Holzstühlen sitzen, sind nur vier Frauen. „Wir haben auch viele Frauen in der Klasse, ich weiß auch nicht, wo sie heute waren“ betont Manuel von Däniken nach der Vorlesung.

In Rom studieren nur Priester, oder?

Wer ein paar Tage in Rom verbringt, begegnet auf der Straße überdurchschnittlich vielen Priestern. Auf telefonierende Ordensmänner oder Ordensfrauen mit Einkaufstüten zu stoßen, ist keine Seltenheit. Auch an den Universitäten sind im Vergleich zum deutschsprachigen Raum überdurchschnittlich viele Priesterseminaristen und Ordensangehörige vertreten. „ Ich bin tatsächlich die einzige Frau und Laientheologin in meiner Klasse“ erzählt Anja Donaubauer. Sie habe damit kein Problem, und auch die Priesterseminaristen nicht: „Man gewöhnt sich daran“. Laientheologen gibt es weniger – aber es gibt sie.

Herausforderung beim Studium in Rom: Die Sprache...

Viele, die überlegen, in Rom zu studieren, schreckt die Sprache erst einmal ab. Auf Italienisch studieren? Das geht, sind sich die Studierenden einig, auch wenn die Sprache zu Beginn ihre größte Herausforderung war. An der Gregoriana gibt es einen „Crashkurs“ im September.

„Im Grundstudium kann man alle Prüfungen auch auf Deutsch absolvieren“

Italienisch ist notwendig, um den Vorlesungen folgen zu können, „doch zumindest im Grundstudium kann man alle Prüfungen auf Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch und Spanisch machen“, erklärt Anja Donaubauer. „Auf Latein auch, aber…“ lacht sie. Juliane Ebner besucht Vorlesungen auf Englisch und Manuel von Däniken berichtet, dass viele Professoren an der Lateranuniversität auch Deutsch können und ihre Geschwindigkeit bei den Vorlesungen anpassen.

… und der Clash der Kulturen

Wie die Studierenden, so sind auch die Dozenten aus verschiedenen Ländern und bringen unterschiedliche Ansätze mit. „Die Qualität der Lehre und vor allem der Didaktik ist bei Professoren und Professorinnen doch sehr unterschiedlich“, sagt Stefan Dartmann. Der Jesuit ist Rektor am Pontificum Collegium Germanicum et Hungaricum, an dem Studenten aus elf verschiedenen Ländern wohnen.

„Die Anwesenheitspflicht bei den Vorlesungen im Grundstudium ist für Deutsche gewöhnungsbedürftig“

Er weist auf noch eine Herausforderung beim Studium in Rom hin: „Die Anwesenheitspflicht bei den Vorlesungen im Grundstudium ist gerade für Deutsche, gelinde gesagt, ‚gewöhnungsbedürftig‘, zumal dann, wenn ein Professor einfach sein Buch vorliest“, so Dartmann.

Auch die Studiengebühren und die schwierige Wohnungssuche können abschrecken. Die deutschsprachige Gemeinde Santa Maria dell‘Anima bietet Unterkünfte für Studierende – zu einem für Rom halbwegs vernünftigen Preis.

Tipps für jene, die überlegen, in Rom Theologie zu studieren

Vorher schon ein bisschen Italienisch lernen und nicht nur in der eigenen Gruppe bleiben – das raten Daniel Wowra und Anja Donaubauer jenen, die ein Freisemester in Rom machen möchten. Sie selbst haben in der deutschsprachigen Gemeinde in Rom eine Art zweite Heimat gefunden. Diese bietet auch extra Programm für deutschsprachige Studierende an, wie unlängst einen Illuminati-Spaziergang. Dennoch ist es fürs Sprachenlernen ganz hilfreich, auf Studierende aus anderen Ländern zuzugehen.

Und was empfiehlt Juliane Ebner? „Einfach machen. Dranbleiben. Sich trauen“.

(vatican news)

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10. Dezember 2019, 10:30