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Bischof Genn über Missbrauch: „Lernende Organisation bleiben"

Aufdecken, Lernen, Heilen: Der amtierende Bischof von Münster, Felix Genn, hat den Betroffenen von Missbrauch eine klare Botschaft gesandt. Das Bistum Münster tue „alles in seinen Kräften Stehende“, damit sich die Fehler der Vergangenheit nicht noch einmal wiederholten, sagte Genn im Interview mit dem Pastoralreferenten Mathias Albracht.
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Bischof Genn bezog sich auf eine Erklärung des emeritierten Erzbischofs von Hamburg, Werner Thissen. Dieser hatte am Mittwoch schwere Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch aus seiner Zeit als Verantwortungsträger im Bistum Münster eingeräumt, wo er vor seiner Berufung nach Hamburg mehr als 20 Jahre lang Personalverantwortung trug.

Der amtierende Bischof im Bistum Münster, Felix Genn, würdigt Thissens Schuldeingeständnis. Und er bekräftigt den eingeschlagenen Weg der Aufklärung und Transparenz. Hierbei seien ihm zwei Dinge wichtig, so Genn:

„Erstens, dass wir in dieser Richtung weitergehen, die Dinge aufdecken, helfen, dass diese Wunden heilen können. Und zweitens, dass ich mit meinem Amtsstil, den ich pflege, versuche, transparent und hilfreich zu sein, für Betroffene wie allerdings auch für Beschuldigte. Das heißt, mit ihnen so umzugehen, dass das offengelegt werden kann und dass deutlich wird: Hier gab es ein schweres Versagen, und wir versuchen von uns aus zu helfen und die Strukturen unserer Leitungs- und Entscheidungsverantwortung heute so zu gestalten, dass sie transparent sind.“

„Wir waren zum Teil überfordert“

Welche praktischen Konsequenzen hat das Bistum Münster aus der Vergangenheit gezogen? Was tut es aktuell gegen Missbrauch? Dazu Genn:

„Alles was in unseren Kräften steht. Wir haben in den letzten zehn Jahren sehr viel gelernt, auch aus Fehlern, auch aus Unvollkommenheiten, die wir nicht gesehen haben. Wir waren zum Teil auch damit überfordert, und ich hoffe, dass wir weiterhin eine lernende Organisation bleiben und bei dem bleiben, was sich bereits an Standards entwickelt hat.“

„Einfach mal sagen, was sie damals falsch gemacht haben“

Nicht allein für die Prävention sei das Eingeständnis von Versäumnissen wesentlich. Es sei auch ein erster Schritt zur Heilung, so Genn, der seinem Vorgänger dankbar ist:

„Ich bin sehr dankbar, weil der Bischof beleuchtet hat, wie dunkel manches in der Vergangenheit war. Wie er seine eigene Verantwortung in diesem Zusammenhang sieht und wie er das einordnet, das ist wirklich hilfreich für die Opfer. Denn viele Menschen, die sich als Opfer verstehen, die Betroffene sind, haben mir schon öfters gesagt, dass sie froh wären, die Verantwortungsträger von damals würden einfach mal sagen, was sie damals falsch gemacht haben.“

Er selbst wisse nicht, „ob ich es damals genauso gemacht hätte“, sagt Bischof Genn heute. Bei der Aufarbeitung der Missbrauchsverbrechen sei wesentlich, die Interessen der Betroffenen in den Mittelpunkt zu stellen, hält er fest. In diesem Kontext hatte Genn auch neue Formen der Beteiligung von Laien und ein Nachdenken über eine „Umverteilung von Macht und Einfluss“ in der Kirche angekündigt.

(bistum münster / vatican news – pr)

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07. November 2019, 09:41