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Kardinal Marx fordert neue Fortschrittsidee

Kardinal Reinhard Marx fordert eine ganzheitliche Fortschrittsidee, die nicht allein auf Gewinnmaximierung angelegt ist. Dies sagte er bei einem Vortag am Samstag in München.

Es braucht eine neue Fortschrittsidee, die neben der Ökologie auch „Kultur, Identität, das eigene Selbstbewusstsein und die Würde des Menschen“ mit einbezieht und die nicht auf Gewinnmaximierung als „einziges Movens der Gesellschaft“ ausgelegt ist. Dies forderte Kardinal Reinhard Marx bei einem internationalen Kongress zu „integraler Ökologie im digitalen Zeitalter“.

Der Kardinal regte eine stärkere Übereinkunft darüber an, was unter Fortschritt zu verstehen sei, die Systemdebatte sei noch nicht abgeschlossen, so Marx bei seinem Vortrag in der Hochschule für Philosophie München. Denn auch in Deutschland spüre er „eine Unruhe – politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich“. Selbst 30 Jahre nach dem Mauerfall habe es keine Entwicklung hin zur Stabilität gegeben, stellte der Kardinal fest. „Am liebsten würde ich die Worte Kapitalismus und Sozialismus hinter mir lassen, sie sind aus der Zeit gefallen“, betonte Marx.

„Am liebsten würde ich die Worte Kapitalismus und Sozialismus hinter mir lassen, sie sind aus der Zeit gefallen“

Wichtig seien Demokratie, aber auch effiziente Märkte, wenn diese, wie von der katholischen Soziallehre gefordert, einer „menschendienlichen Ordnung“ unterlägen. Gerade die Wissenschaft sei aufgerufen, die Systemdebatte neu zu führen und nach einem theoretischen Rahmen für eine globale soziale Marktwirtschaft zu suchen. Das christliche Menschenbild könne dabei als Wertehorizont dienen, „es ist nicht nur fromm, nicht nur religiöse Erbauung, sondern wahr und richtig“, unterstrich der Erzbischof mit Blick auf Begriffe wie Solidarität oder Engagement für Benachteiligte und die Gemeinschaft.

Die Enzykliken „Laudato si‘“ von Papst Franziskus, „Centesimus annus“ von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1991 und „Rerum novarum“ von Leo XIII., 1891 veröffentlicht, versteht Marx als „Magna Charta“ auf dem Weg zu einer solchen Fortschrittsidee.

Zu dem Kongress hatten die Päpstliche Stiftung „Centesimus Annus pro Pontifice“, die Hochschule für Philosophie und das Netzwerk „European Liberal Education Alliance“ verschiedener jesuitischer und staatlicher Hochschulen eingeladen. 

(pm – pr)

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09. November 2019, 16:45