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Pater Bernd Hagenkord wirkte 10 Jahre lang als Redaktionsleiter bei Radio Vatikan Pater Bernd Hagenkord wirkte 10 Jahre lang als Redaktionsleiter bei Radio Vatikan  

Synodaler Weg: Perspektive eines „größeren Wir“

Der Countdown läuft für den Synodalen Weg, der am ersten Adventssonntag in Deutschland offiziell startet. Eigentlich haben die Debatten schon längst begonnen: Über die Frage, wie ein Wandel der katholischen Kirche aussehen kann, prallten in den letzten Monaten Meinungen aneinander, unter Bischöfen wie Nicht-Klerikern. Beim Synodalen Weg geht es um ein „größeres Wir“, erinnert der Jesuit Bernd Hagenkord. Er unterstützt die Reformdebatte als ein Geistlicher Begleiter.

Anne Preckel – Vatikanstadt

Der Synodale Weg ist im kirchlichen Verständnis wesentlich ein geistlicher Prozess; Papst Franziskus hat ihn als „gemeinsamen Weg unter Führung des Heiligen Geistes“ beschrieben. Laut Pater Hagenkord ist das eine Chance für den Synodalen Weg, wie er im Interview mit Radio Vatikan erklärt:

„Weil geistliche Begleitung eine eigene Perspektive hat, eine eigene Dynamik, die über das, was Menschen, die in einem Saal sitzen und diskutieren, hinausgeht. Man kennt das: Man macht Textarbeit oder diskutiert einen Antrag oder eine Geschäftsordnung oder was auch immer, dann hat das eine eigene Dynamik, da verbeißt man sich schnell. Und da ist es wichtig, dass es noch eine Perspektive von außen gibt, die eines der Grundanliegen dieses Prozesses vertritt, nämlich, dass es ein geistlicher Prozess sein soll.“

„Es ist wichtig, dass es noch eine Perspektive von außen gibt...“

Hagenkord, langjähriger Vatikanjournalist und neuerdings Leiter des Münchner Berchmannskollegs, wird gemeinsam mit Maria Boxberg von der Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) die geistliche Begleitung beim Synodalen Weg gestalten. Es soll bei der auf zunächst zwei Jahre angelegten Reformdebatte um Macht, Sexualmoral, Priester und Frauen in der Kirche gehen – keine leichten Themen.

Geist und Zuhören hineinbringen


Geistliche Begleitung könne Geist, Zuhören und Reflexion für die Debatten vorschlagen, nennt Hagenkord einige Schlüsselworte. Ein gutes Ergebnis wäre seiner Ansicht nach, wenn die Teilnehmer sagen könnten – etwa nach der ersten Synodalversammlung Ende Januar 2020:


„,Ja, das war wirklich ein Fragen nach dem Willen Gottes, das war wirklich ein Ringen natürlich,eine Auseinandersetzung – das wird sich nicht vermeiden lassen -, aber da hat der Geist eine Rolle gespielt, da haben wir aufeinander gehört, da haben wir ein größeres Wir gehabt, also nicht nur den Abgleich von Meinungen: Du kriegst dies und ich krieg dafür das, sondern tatsächlich ein größeres Wir entdeckt.“

Es geht um alle Katholikinnen und Katholiken


Pater Hagenkord erinnert daran, dass der Synodale Weg und seine Fragen alle Katholiken beträfen. Das dürfe man bei den Debatten nicht vergessen, die im offiziellen Rahmen und unter Mitwirkung handverlesener Repräsentanten der katholischen Kirche stattfinden:

„Wir sind gemeinsam da drin und nicht nur einfach eine Ansammlung von kirchenpolitischen Parteien, wenn man das mal so nennen will, sondern tatsächlich als eine Gemeinschaft unterwegs. Und zwar für die Menschen, die da nicht drin sitzen! Das ist wichtig: der Synodale Weg, das sind ja nur ein paar hundert Leute, aber hier geht’s doch um alle Katholiken und Katholikinnen in Deutschland. Also auch da gilt es die Perspektive aufzumachen, wenn wir danach sagen: Uns ist es wirklich um all diese Glaubenden gegangen und die Frage nach Gott in der Gesellschaft. Das sind für mich Dinge, die gute Ergebnisse wären.“

Anwälte der Reflexion sein


Geistliche Begleitung ist eine Form von seelsorglicher Begleitung, keine Psychotherapie, Supervision oder Moderation. Beim Synodalen Weg kann sie – so lässt sich hoffen – den Blick weiten und Blockaden lösen. Wie aber kann man sich das konkret vorstellen? Pater Hagenkord kann seine Aufgabe zu diesem Zeitpunkt nur allgemein umreißen:


„Da gibt es ganz klassische Instrumente, also Gebetszeiten, Messfeier zum Einstieg, geistliche Worte, es wird ausdrücklich gebetet zwischendurch. Aber es geht eben auch darum, die Anwälte der Reflexion zu sein, sich zu fragen: Wo hat uns Gott geführt, was bewegt sich jetzt in mir, wo klingt vielleicht ein bisschen von Gottes Willen in mir nach oder was habe ich von einem anderen oder einer anderen mitbekommen, das mich dann vielleicht verändern kann? Was ich hier einbringe ist, solche Momente zu schaffen, solche geistlichen Orte, wo dieser Teil des Prozesses vorkommen kann und darf und wo das auch gesichert ist.“

Internetseite ab 1. Advent online


Der Synodale Weg wird von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) geleitet und durchgeführt. Die offizielle Internetseite zur Reformdebatte www.synodalerweg.de informiert ab 1. Dezember über den Fortgang, alle Zwischenergebnisse und Termine der Reformdebatte. Zahlreiche Hintergrundinformationen wurden bereits über die Internetseite der DBK unter der Rubrik „Synodaler Weg“ veröffentlicht.

Der Papstbrief zum Synodalen Weg


Papst Franziskus hatte sich im Juni 2019 in einem Brief zu dem deutschen Reformvorhaben geäußert und das Projekt grundsätzlich gutgeheißen.

„Es handelt sich im Kern um einen synodos, einen gemeinsamen Weg unter der Führung des Heiligen Geistes. Das aber bedeutet, sich gemeinsam auf den Weg zu begeben mit der ganzen Kirche unter dem Licht des Heiligen Geistes, unter seiner Führung und seinem Aufrütteln, um das Hinhören zu lernen und den immer neuen Horizont zu erkennen, den er uns schenken möchte. Denn die Synodalität setzt die Einwirkung des Heiligen Geistes voraus und bedarf ihrer. (Papst Franziskus, Brief "An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" vom 29.6.2019)“

Die vatikanische Bischofskongregation forderte zwischenzeitlich Nachbesserungen für die Satzung der Reformdebatte ein, deren endgültige Fassung von der DBK am 25. September und vom ZdK am 22. November angenommen worden war.

(vatican news – pr)
 

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28. November 2019, 09:08