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Schweizer: Kommen extra nach Rom, um Marguerite Bays zu danken

Die Schweizerin Marguerite Bays ist eine „sehr wirkungsvolle“ Heilige. Davon sind die Freiburger Pilger, die um ihre Fürsprache gebeten haben, überzeugt. Wenn sie an diesem Sonntag zu ihrer Heiligsprechung nach Rom kommen, möchten sie ihr vor allem danken.

Pater Martial Python ist Pfarrer in dem Geburtsort der neuen Heiligen im Westschweizer Kanton Freiburg. Im Interview mit Radio Vatikan erläutert er, wie die Gläubigen in der Schweizer Heimat das Wochenende erleben:

„Es gibt so viel Freude bei uns. An diesem Samstagmorgen haben wir Pilger von überall her hier in Rom getroffen. Als wir am Petersdom das Bild von Marguerite Bays gesehen haben, da haben viele fast geweint. Das war beeindruckend. Die Schweiz, der Kanton Freiburg, unser Dorf ist da. Und das verdanken wir dieser Heiligen. Das haben wir so verstanden, dass unser Leben und unser Dasein von der Weltkirche wahrgenommen wird.“ Marguerite Bays vertrete die gesamte katholische Kirche in der Schweiz, davon ist Pater Python überzeugt. Die Schweiz habe nicht viele Heilige und die Sprach- und Kulturgrenzen seien auch nicht wegzudenken, doch sie habe etwas Verbindendes: „Es ist zwar so, dass sie in der Deutschschweiz weniger bekannt ist, als bei uns in der Westschweiz oder in der italienischsprachigen Schweiz. Bei uns im Kanton Freiburg finden am 27. eines jeden Monats Pilgerfahrten zum Grab von Marguerite Bays statt. Da wird gebetet und für den Alltag gedankt.“

Zum Nachhören

Vor 24 Jahren seliggesprochen

24 Jahre nach ihrer Seligsprechung wird die Freiburgerin Marguerite Bays (1815-1879) an diesem Sonntag auf dem Petersplatz heiliggesprochen. Der Vatikan hat am 15. Januar 2019 ein zweites Wunder anerkannt und somit den Weg geebnet zur Heiligsprechung der Seligen von Siviriez. Die diözesane Untersuchung war 2014 abgeschlossen worden.

Aus der Heimat sei eine große Gruppe aus dem Kanton Freiburg bei Tagesanbruch abgefahren und bei Vollmond in Rom angekommen. Marguerite sei in erster Linie „eine Heilige aus unserem Land“, heißt es bei den Gästen aus der Schweiz. Viele seien sozusagen als Nachbarinnen und Nachbarn gekommen.

Über Generationen verbunden

So etwa die Familie Berset aus Sommentier, einem Dorf, das nur wenige Kilometer vom Haus der Schneiderin aus Pierraz entfernt liegt. Jean-Daniel und Valérie sind mit ihren Kindern – Emilien, Amandine und Lauriane – und mit ihren Eltern gekommen.

Alle drei Generationen seien Marguerite verbunden. Valérie erinnert an die Familie von Marguerite Bays, an das Leben auf dem Land mit seinen vielen Arbeiten, an das Nähen und die Hausarbeit, vor allem aber an Marguerites Liebe und Hingabe für alle. Die Familie Bays sei allerdings nicht in allem vorbildhaft gewesen, da habe es auch uneheliche Kinder, Scheidung, Alkoholprobleme und Eifersucht gegeben.

Erster Besuch in Rom

Die Kinder reisen zum ersten Mal nach Rom. Die 12-jährige Lauriane freut sich darauf, die große Stadt zu erkunden und vielleicht den Papst live zu sehen. „Marguerite hatte ein schönes Leben, wir haben schon als Kinder von ihr gehört“, sagt die 15-jährige Amandine. „Auch wenn sie vor 200 Jahren gelebt hat, ist sie immer noch in unserem Leben präsent. Wir haben im Firmkurs darüber gesprochen.“

Emilien, 17 Jahre alt, ist beeindruckt von dem Wunder, das zur Heiligsprechung von Marguerite führte: „Die kleine Virginie, 22 Monate alt, blieb unverletzt, nachdem sie unter die Räder eines Traktors geraten war.“

Wie ein Beweis der Existenz Gottes

Für den jungen Mann ist das wie ein Beweis für die Existenz Gottes. „Es ist gut, dass Marguerite heiliggesprochen wird. Das ist einfacher zu erklären und den Menschen zu vermitteln, als wenn sie nur selig ist“, findet Lauriane. Jean-Daniel Berset, der Vater, erinnert sich, dass in seiner Kindheit ein großes Portrait von Marguerite im Haus seines Großvaters hing. „Ich hatte fast ein wenig Angst davor.“ Er hebt vor allem ihren bemerkenswerten Glauben hervor. „Sie war eine einfache, unkomplizierte Frau. Das zeigt uns, dass die Beziehung zu Gott nicht von Intelligenz oder Bildung abhängt, sondern vom Herzen. Ebenso wie ihre Zeitgenossin Bernadette von Lourdes praktizierte sie ihren Glauben im Rahmen ihrer Möglichkeiten und in ihrem alltäglichen Umfeld. Das ist es, was wir nachahmen sollten.“

Wirkungsvolle Heilige

„Marguerite Bays ist sehr wirkungsvoll“, betont seine Frau Valérie, „jedes Mal, wenn wir sie um etwas gebeten haben, wurden wir erhört oder erhielten ein Zeichen.“ Pierre Mugny ist quasi Marguerites nächster Nachbar, da sein Haus neben dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Bays in La Pierraz liegt. Für ihn sind Glaube und Gottvertrauen ganz wesentlich: „Denken Sie an die Geschichte von Jairus, dessen Tochter durch Jesus von den Toten auferweckt wurde. Oder an Zachäus, der auf seinem Bergahorn saß.“ Nur in einem Punkt geht er nicht einig mit Marguerite: „Es heißt, Marguerite hätte profane Feste gehasst und den Feiernden Vorwürfe gemacht. Damit bin ich nicht einverstanden. Hat man nicht auch Jesus vorgeworfen, mit Sündern zu feiern?“

Großer Frieden:  La Pierraz und Notre-Dame du Bois

Damien und Sara Maria Patagonia sind keine Nachbarn von Marguerite Bays. Der Walliser und die junge Frau aus Barcelona lernten Marguerite vor etwa zehn Jahren kennen, als sie nach Romont in die Schweiz zogen. „Mein Onkel sagte mir: Du lebst im Land von Marguerite Bays!“, erzählt Damien. „Ich hatte zwar die Hinweistafeln am Straßenrand gesehen, aber ich hatte nie die Absicht, das Haus aufzusuchen.“ Als er dann Marguerites Haus in La Pierraz betrat, erfüllte ihn ein tiefer Frieden, ebenso eine große Gelassenheit. Gleiches widerfuhr ihm in der Kapelle Notre-Dame du Bois, die wenige Kilometer vom Wohnhaus entfernt liegt. Seitdem pilgern die beiden regelmäßig von der Kapelle nach La Pierraz. So lernten sie Fabienne Sauca kennen, die Aufseherin des Wohnhauses, und das Team der „Stiftung Marguerite Bays“. Inzwischen sind sie Freunde geworden. Auch Sara Maria glaubt an die Fürsprache von Marguerite. „Sie erhört mich jedes Mal. Als wir wussten, dass sie heiliggesprochen würde, beschlossen wir, zu kommen und ihr unseren Dank auszusprechen.“

Hilfreich für die Familienpastoral

„Ich hatte sie ein wenig aus den Augen verloren“, gesteht Hubert Vonlanthen, Priester in Basse-Singine. Als Kind pilgerte er öfters mit seinen Eltern von Freiburg nach Siviriez. Als Marguerite Bays 1994 seliggesprochen wurde, befasste er sich wieder vermehrt mit ihr. Ihm wurde bewusst, wie nah Marguerite Bays den Familien und Kindern war. „Ich bin überzeugt, dass sie sehr hilfreich für die Familienpastoral sein kann. Sie hat mich immer erhört, wenn es darum ging, eine Lösung zu finden, die ich nicht erwartet hätte.“

(kath.ch/vatican news – mg)

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12. Oktober 2019, 13:29