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Erzbischof Gänswsein und Papst Franziskus bei einer Generalaudienz Erzbischof Gänswsein und Papst Franziskus bei einer Generalaudienz 

D: Erzbischof Gänswein fordert „Glaubensvertiefung“

Glaubensvertiefung statt Selbstmitleid: Die Katholiken in Deutschland sollten statt auf andere zu schimpfen und enttäuscht zu sein, sich auf die „Kraft des Glaubens“ konzentrieren. Das sagte Kurienerzbischof Georg Gänswein vor Journalisten nach der Vorstellung seines Buches „Vom Nine-Eleven unseres Glaubens“ (fe-medienverlag) im Haus des Deutschen Ordens am Donnerstagabend in Frankfurt am Main.
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Der 63jährige Kurienerzbischof stellte sein Buch im Rahmen der Frankfurter Buchmesse vor. Mit Blick auf mögliche strukturelle Reformen in der deutschen Kirche sagte er: „Wenn wir nicht mit der Glaubensvertiefung anfangen, laufen wir Gefahr, dass die Enttäuschung in zwei Jahren noch größer ist als heute.“ Unseren Kollegen von EWTN-Deutschland sagte Erzbischof Gänswein, dass auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. allgemein besorgt ist über die Lage der Kirche in Deutschland:

„Ich habe vor Kurzem in einem Interview gesagt, dass der Blick von Papst Benedikt nach Deutschland ein Blick ist, der ihn mit Sorge erfüllt. Es geht nicht nur um die Frage der Entweltlichung, sondern um die Gesamtlage, wie sich die katholische Kirche in Deutschland den Herausforderungen stellt und wie es im Augenblick aussieht. Es ist für ihn keine Genugtuung und schon gar nicht etwas, was ihm wohl tut. Er sucht im Gebet den Trost.“

„Was man von außen sieht, ist sehr wenig bisher“

Erzbischof Gänswein sagte in seinem Vortrag, wenn die Glaubenskraft der Kirche in Deutschland so groß wäre wie die Finanzkraft, „so wäre alles in Ordnung“. Es gebe kirchliche „Funktionäre“ in Deutschland, die keine „innere Glaubensfreude“ ausstrahlten. In seinem Buch sprach Erzbischof Gänswein unter anderem von Entweltlichung, auch die Kirche in Deutschland sei davon betroffen und müsse sich damit auseinandersetzen. Im Gespräch mit EWTN sagte er dazu:

„Was man von außen sieht, ist sehr wenig bisher. Ich kann kein klares Urteil geben, weil ich nicht in Deutschland lebe. Aber der Blick von außen – auf Deutschland hin – ist eher so, dass man darüber nichts erkennen kann. Ich hoffe aber, dass sie auf einem guten Weg ist und nicht nur gute Anfänge sondern auch gute Fortschritte auf diesem Weg gemacht werden.“

Zuvor hatte er ein Pontifikalamt in der Deutschordenskirche in Frankfurt gefeiert. Gänswein ist als Privatsekretär für den emeritierten Papst Benedikt XVI. (2005-2013) sowie als Präfekt des Päpstlichen Hauses für Papst Franziskus tätig. Das Buch wurde von dem äthiopisch-deutschen Publizisten Prinz Asfa-Wossen Asserate vorgestellt, dem Großneffen des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie. Im Vorwort des Buches nennt er den Erzbischof „eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der katholischen Weltkirche“. Gänsweins Maxime sei es, „der Diktatur des Zeitgeists zu widerstehen und entschieden aus der Wahrheit des christlichen Glaubens heraus zu leben“, so Asfa-Wossen Asserate. Die Frage nach der christlichen Wahrheit sei ein „roter Faden“ im Leben von Benedikt XVI. und auch von Erzbischof Gänswein, so Asfa-Wossen Asserate. Darin sehe er auch die Motivation für die insgesamt 19 Predigten, Vorträge und Interviews aus den Jahren 2014 bis 2019, die in dem Buch gesammelt sind.

Der Buchtitel „Vom Nine-Eleven unseres Glaubens“ bezieht sich auf eine in dem Band aufgeführte Äußerung Gänsweins von 2018, wonach die Missbrauchsskandale die katholische Kirche in ähnlichem Maß wie die Terrorattacken vom 11. September 2001 die USA erschüttert hätten.

(kna/ewtn – mg)

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18. Oktober 2019, 12:42