Kardinal Schönborn: „Die Stärke der Kirche ist nicht die Ämterfrage“

Er weiß noch nicht genau, wie es mit dem Abschlussdokument der Amazonien-Synode ausschaut, doch ist der Wiener Kardinal Christoph Schönborn zuversichtlich, dass das Bischofstreffen einen wichtigen Impuls für die gesamte Universalkirche liefern wird. Im Live-Gespräch mit Radio Vatikan ging Kardinal Schönborn auf die Herausforderungen ein, die in der Synodenaula besprochen wurden.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Es habe ihn gewundert, dass die Amazonas-Bischöfe und die Gäste aus Amazonien, die die Rolle von verheirateten Männern und Frauen als Glaubensverkünder fördern wollen, die bisherigen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft hätten, so Kardinal Schönborn im Gespräch mit Radio Vatikan. In Wien gäbe es seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil gute Erfahrungen mit dem Ständigen Diakonat, das von Kardinal König eingeführt wurde. Beispielsweise seien rund 30 Frauen in der Erzdiözese damit beauftragt, Begräbnisfeiern zu leiten. 

Zum Nachhören

„Meine Erfahrung von dieser Synode ist das, was das Zweite Vatikanische Konzil in den Mittelpunkt gestellt hat: die Kirche ist das wandernde Gottesvolk. Sie ist unterwegs und sie ist ein Volk, eine Gemeinschaft. In dieser Gemeinschaft sind die Ämter wichtig, aber sie sind bei weitem nicht das wichtigste. Das Wichtigste ist ,caminar juntos´ - gemeinsam gehen – und das wurde oft in der Synodenaula gesungen. Das ist etwas ungewohnt, aber sehr schön und herzlich. Das Wort ,Synode´ heißt einen Weg gemeinsam gehen.“

Die Ämterfrage

Auf die Kritik, dass man die Amazonien-Synode auf einzelne Themen reduziere - und in diesem Zusammenhang vor allem auf die Ämterfrage - weist Kardinal Schönborn auf die Antwort hin, die die Kirche bereits jetzt schon gebe.

„Die Stärke der Kirche ist nicht die Ämterfrage. Die ist wichtig, an der wird gearbeitet. Da entwickelt sich viel. Das Heil liegt nicht bei der Frage: ,viri probati´ ja oder nein. Das Entscheidende ist das gemeinsame Gehen. In dieser Gemeinsamkeit als Volk Gottes finden auch das Amt und die Dienste ihren richtigen Platz und nicht die Frage, wer das Sagen hat oder nicht.“

Die wachsende Präsenz von Pfingstgemeinden in Amazonien habe große Auswirkungen auf das kirchliche Leben in jenem Gebiet. Davon habe er viele Erfahrungen in der Synodenaula gehört. Es gehe nicht um Konkurrenzdenken, so Kardinal Schönborn.

„Das Entscheidende ist, was wir von den Pfingstlern denn lernen können, und zwar Jesus Christus in die Mitte stellen. Heute hat mir ein Amazonas-Bischof gesagt, die Pfingstler seien einfach direkter. Die sprechen einfach ihren Nachbarn an und fragen: wie hast du es mit Jesus? Wir Katholiken sind da zu ängstlich. Neue Wege für die Pastoral und umfassende Ökologie, das geht es nur gemeinsam.“

(vatican news)

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18. Oktober 2019, 14:20