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Das internationale Symbol für Frieden Das internationale Symbol für Frieden 

Religionstreffen in Lindau: „Interreligiöse Zusammenarbeit angehen“

In Lindau ist an diesem Freitag die viertägige Weltversammlung der internationalen Nichtregierungsorganisation „Religions for Peace“ (RfP) zu Ende gegangen. Zum Abschluss veröffentlichte die nach eigenen Angaben größte Allianz religiöser Gemeinschaften eine Deklaration mit Forderungen nach mehr Schutz für Arme, Flüchtlinge, Frauen, Jugend und Umwelt sowie religiöse Stätten. Wir sprachen mit dem Referenten für theologische Grundfragen bei MISEREOR, Markus Büker, der bei der Veranstaltung anwesend war. Er berichtet uns von seinen Eindrücken und der Atmosphäre vor Ort.

Christine Ringkamp – Vatikanstadt

Für Markus Büker waren es beeindruckende Tage. Menschen verschiedener Religionen und jeglichen Alters trafen zusammen und nahmen gemeinsam an den Gesprächen teil. „Sie kommen zusammen und erklären ihre Bereitschaft, friedlich zusammenarbeiten zu wollen - und das in Zeiten, in denen Staaten, aber auch Religionsgemeinschaften und deren Vertreter auf Abschluss sind und Identität so definieren, dass andere nicht dazugehören“, erklärt Büker. Die Teilnehmer wollen ein Zeichen für den Frieden setzen. Kirchenvertreter unterschiedlicher Länder berichteten, wie sie Wege gefunden haben, zusammenzuarbeiten, um die Gewalt in ihren Ländern einzudämmen und nach Lösungen zu suchen, die ein Zusammenleben möglich machen.

Zum Nachhören

Ring of Peace

„Das Frauenpodium, bei dem Frauen aus dem Mittleren und Nahen Osten davon berichtet haben, wie sie Einfluss nehmen; wie sie es geschafft haben, in die Politik ihrer Länder reinzukommen, welche Kämpfe das gekostet hat, und was sie aber auch erreichen können, um den Frauen in ihren Ländern eine Stimme zu geben“ sei für den Referenten ein Höhepunkt der Versammlung gewesen. Beeindruckend soll auch der große Holzring gewesen sein, der „kein Anfang, kein Ende, kein innen, kein außen, kein unten und kein oben“ hat. Dieser sogenannte „Ring of Peace“ soll zeigen, dass alle Religionen miteinander verbunden seien und dass „keine Religion über der anderen steht“.

Den gegenseitigen Umgang zwischen den Teilnehmern habe Büker als sehr respektvoll empfunden. Einerseits sei es wie ein Treffen unter Freunden gewesen. Auf der anderen Seite gab es das langsame „Herantasten“ an Fremde. Die Atmosphäre sei zudem sehr lebhaft gewesen. In der Stadt, in den Hotels und auf dem Marktplatz bei der Prozession sei viel los gewesen.

Die Welt ist nicht „religionslos“

Das Zusammentreffen der Gläubigen in Lindau spiele auch eine wichtige Rolle für Deutschland, führt Büker weiter aus. „Religiöse Vielfalt ist ein Teil der Welt, Europas und Deutschlands. Dass dieses Statement auch in unserer innenpolitischen und kirchlichen Diskussion gemacht wird, ist ein sehr hilfreiches, notwendiges Zeichen; und dass die Anerkennung von Verschiedenheit im friedlichen Zusammenleben auch in Deutschland Respekt findet“, erläutert Markus Büker. Auch der deutschen Politik werde immer bewusster, dass Religion und Spiritualität von großer Bedeutung sei. Die Welt sei nicht „religionslos“. Viele Menschen üben Religion in verschiedener Art und Weise aus. Deshalb sei es essenziell, dies auch in die Politik miteinzubringen, um so den Herausforderungen, wie beispielsweise dem Klimawandel, gemeinsam zu begegnen. „Es ist bedeutend, wichtige Fragen in Deutschland auch in der interreligiösen Zusammenarbeit anzugehen. Wie arbeiten wir in Deutschland interreligiös zusammen? Wie verteidigen wir unsere Demokratie? Wie arbeiten wir an den Fragen, die bezüglich Europa und der Welt auftreten? Was sagen die Religionen in Deutschland dazu?“, führt der Referent für theologische Grundfragen aus.

Für das Hilfswerk MISEREOR sei die Teilnahme an der Weltversammlung ein ganz neue Erfahrung gewesen. Sie seien zum ersten Mal eingeladen gewesen und deshalb erst einmal nur Zuhörende und Lernende gewesen. Es ginge darum, mitzubekommen, wie miteinander umgegangen wird, wie Diskussionen geführt werden - und einfach Teil eines Prozesses zu sein.

(vatican news)

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23. August 2019, 13:33