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Initiative Maria 1.0: „Die Gottesmutter braucht kein Update“

Die katholische Kirche steckt in Deutschland einer Krise, heißt es oft. Immer mehr Menschen treten aus. Warum? Die einen sagen, die Kirche als Institution sei nicht mehr auf der Höhe der Zeit und fordern - wie die Bewegung „Maria 2.0" - mehr Gleichberechtigung für Frauen. Johanna Stöhr von der Initiative „Maria 1.0“ ist da anderer Meinung. Ein Gespräch.

Viktoria Michelt - Vatikanstadt

Die 33-jährige Lehrerin aus dem Bistum Augsburg ist Initiatorin der Bewegung Maria 1.0 und sagt ganz klar: „Maria braucht kein Update!“ Die Kirche habe keine Strukturkrise, sondern eine Glaubenskrise, denkt Johanna Stöhr. Wer aus der Kirche austritt, zeige damit bloß, dass er - oder sie - keinen Glauben mehr habe. Die Sakramente und die Eucharistie seien für Gläubige unverzichtbar, deshalb könne ein Kirchenaustritt trotz der möglichen Probleme keine Option sein. „Ich habe die Befürchtung, vielleicht bietet die Kirche keine Antworten und Hilfe fürs Leben mehr. Und ich denke, da wäre der Ansatz, etwas zu verändern.“

Glauben und Evangelium verkünden

Menschen in die Kirche holen, den Glauben verkünden und am Evangelium festhalten: All das sind Werte, die Johanna Stöhr mit ihrer Initiative „Maria 1.0“ stärken möchte. Der Weg aus der Krise bestehe darin, dass die Menschen wieder mehr glauben. Die Kirche solle ganze Wahrheiten verkünden – statt ihre Strukturen ändern. Denn das sei der Zugang, den die Initiative „Maria 2.0“ wähle, um die Kirche besser im Heute ankommen zu lassen.

Hier zum Hören:

„Maria 2.0" entstand Anfang dieses Jahres in Münster und fordert Gleichberechtigung für Männer und Frauen sowie eine grundlegende Reform der Kirche. Die Kirche habe sich von der heutigen Lebensrealität entfernt, heißt es auf ihrer Website. Stöhrs Initiative „Maria 1.0“ hakt genau an diesem Punkt ein. 1.534 Menschen folgen dem Beispiel ihrer Initiative. Dahingegen haben 34.175 Menschen die Online Petition von „Maria 2.0" unterschrieben (beides Stand 25. Juli 2019). 

„Ich sehe es als Privileg an, eine Frau zu sein und meine Berufung zu leben“

Grundsätzlich hat Johanna Stöhr, wie sie sagt, Verständnis für den Wunsch der Frauen nach Gleichberechtigung. Dennoch könne man die Kirche nicht mit den Maßstäben der Arbeitswelt betrachten. „Die Kirche ist kein Unternehmen, sondern der lebendige Leib Christi, und da hat jeder Mann und jede Frau seine eigene Berufung, also eine eigene Aufgabe“, so Stöhr. Zum Streitpunkt einer Priesterweihe für Frauen sagt sie: „Ich finde, wenn man sich in die göttliche Ordnung einfügt, kann man seine wahre Identität finden und wahrhaft glücklich werden. Und deswegen sehe ich keinen Nachteil, dass ich keine Priesterin werden kann. Im Gegenteil: Ich sehe es als Privileg an, eine Frau zu sein und meine Berufung zu leben.“

Komplette Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen gehört für sie nicht in die Kirche. „Wir haben eben einen ganz anderen Ansatz aus der Krise als „Maria 2.0“. Wir sind der Meinung, dass man mehr glauben sollte und für die Kirche, für die Priester und für die Hirten beten sollte. Somit bekommen die Priester den Rücken gestärkt und können mutig den Gauben verkünden.“

Heilige Jungfrau Maria als Vorbild

Trotz der unterschiedlichen Auffassungen haben die beiden Fraueninitiativen in der deutschen Kirche eines gemeinsam: Sie beziehen sich jeweils auf die Heilige Jungfrau Maria. Doch dabei gehen die Auffassungen der jeweiligen Bewegungen in Richtungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. „Maria 2.0“ bezeichnet die Gottesmutter als Idealbild für eine schweigende und dienende Frau. „2.0 heißt Neuanfang: Wir sind nicht mehr so“, schreiben die Initiatorinnen ausdrücklich auf ihrer Website.

Doch ein Update, wie es „Maria 2.0“ fordert, brauche die Mutter Gottes nicht, sagt Johanna Stöhr „Sie ist ja vollkommen und makellos. Denn sie ist seit 2000 Jahren die selbe. Marias Herz schlägt für Glaube, Treue und Liebe. Marias Herz will nur eines: Jesus in den Mittelpunkt stellen. Und genau das wollen wir auch.“

„Ich hoffe, dass unsere Hirten ihre Schafe zusammenhalten und uns auch den Weg zeigen und uns vor Gefahren beschützen“

Droht durch die unterschiedlichen Ansichten von Frauen auf die heutige Kirche eine Spaltung? Schließlich haben auch Bischöfe und Priester Sympathien für die eine oder andere Gruppe signalisiert. Johanna Stöhr sieht die Lage mit Sorge. Aber sie hat Hoffnung. „Ich hoffe, dass unsere Hirten ihre Schafe zusammenhalten und uns auch den Weg zeigen und uns vor Gefahren beschützen. Eine Spaltung wäre sehr schlimm. Wir sind ja in der deutschen Kirche ein Teil von der großen Weltkirche und ich würde mir wünschen und hoffen, dass wir Weltkirche bleiben.“

(vatican news)

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25. Juli 2019, 11:33