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D: Bayerische Caritas kritisiert Ankerzentren für Flüchtlinge

Eine kritische Bilanz der seit einem Jahr betriebenen Ankerzentren für Flüchtlinge zieht der Chef des Caritasverbandes der Erzdiözese München und Freising, Georg Falterbaum. Positiv sei, dass sich die Aufenthaltszeiten für Geflüchtete mit einer guten Bleibeperspektive verringert hätten, sagte der Diözesan-Caritasdirektor am Wochenende im Deutschlandfunk.

Etwa 80 Prozent der Menschen lebten dort aber mehr als ein Jahr. Vor allem Kinder litten darunter. Insbesondere die CSU und Bundesinnenminister Horst Seehofer hatten sich 2018 für Ankerzentren eingesetzt, um Asylverfahren beschleunigen zu können. Die Abkürzung „Anker“ steht für „Ankunft, Entscheidung, Rückführung“. Allerdings gibt es solche Zentren bislang lediglich in drei Bundeslädnern. Bayern ist Vorreiter; in allen Regierungsbezirken wurden solche Zentren eingerichtet. Falterbaum kritisierte insbesondere das Schicksal von Kindern in den Ankerzentren.

„Mittlerweile findet die Beschulung ausschließlich innerhalb des Ankerzentrums statt, das halten wir für einen großen Nachteil.“ Es sei früher eine große Bereicherung für die Jungen und Mädchen gewesen, zumindest zeitweise die Einrichtung verlassen zu dürfen, um mit anderen Kindern gemeinsam zu lernen. Der Caritasdirektor betonte, dass kleine Einrichtungen eindeutig besser funktionierten und menschenfreundlicher seien. In großen Einrichtungen – „dort leben 1.000 Leute, teilweise sogar noch mehr, in alten, nicht gerade sehr lebensfreundlichen Räumlichkeiten“ – sei das Aggressionspotenzial deutlich höher. Das habe nicht nur Auswirkungen auf die Menschen in den Ankerzentren, sondern auch die Bürger, die in der Umgebung wohnten. Falterbaum kritisierte, dass viele Flüchtlinge in den Ankerzentren zur Untätigkeit gezwungen seien.

Ausbildung oder Arbeit ermöglichen

„Sie dürfen nicht arbeiten, sie dürfen keine, zumindest grundsätzlich keine Ausbildung machen.“ Gleichzeitig gebe es beispielsweise in Bayern 24.000 offene Ausbildungsstellen. Er appellierte an Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU), integrationswilligen, ausbildungsfähigen Menschen, die ausreichend gut Deutsch sprechen, eine Möglichkeit zu geben, unabhängig von ihrem Status eine Ausbildung machen zu dürfen oder arbeiten zu können. Formal gebe es in Bayern bereits eine Lockerung; die Behörden zeigten sich jedoch teilweise sehr restriktiv.

Der Diözesan-Caritasdirektor verwies auf den Personalmangel in der Pflege. Der Caritasverband habe Kontakt zu Flüchtlingen gehabt, die für eine Ausbildung gut geeignet gewesen seien; die Ausländerbehörden hätten das aber nicht erlaubt. Das sei widersinnig, wenn Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gleichzeitig in den Kosovo reise und dort mit großem Aufwand Pflegefachkräfte rekrutiere. Innenminister Herrmann hatte zuvor eine positive Bilanz der Ankerzentren gezogen. Das Ziel, die Asylverfahren zu beschleunigen, sei erreicht worden. „Die Verfahren kann das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge dank des Zusammenspiels aller wichtigen Behörden mittlerweile in rund zwei Monaten erledigen.“

(kna – mg)

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28. Juli 2019, 12:55