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Regenbogen in der Prälatur Itaituba im Amazonasbecken Regenbogen in der Prälatur Itaituba im Amazonasbecken 

Amazonas-Synode: „Ich kann die Kritik nicht nachvollziehen“

Kritik an der Ausrichtung der bevorstehenden Amazonas-Synode kann und soll in den synodalen Prozess einfließen, es ist dabei aber wichtig, im Licht des Evangeliums und des Konzils voranzugehen. Das sagte Pater Michael Heinz, Hauptgeschäftsführer des kirchlichen Lateinamerikahilfswerks Adveniat, im Gespräch mit uns. Die von Kardinal Gerhard Ludwig Müller jüngst geäußerte Kritik, indigene Theologie und Öko-Theologie seien „eine Kopfgeburt von Sozialromantikern“, kann Heinz „nicht nachvollziehen“.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Dass die Amazonas-Synode, ebenso wie die früheren Synoden unter Papst Franziskus, „sicherlich auch kritisiert werden, das spüren wir, das sehen wir an den Themen, die auf dem Tisch sind“, sagte Heinz. Es gehe um das Engagement der Kirche in Umweltfragen, den Schutz der indigenen Völker und um eine zeitgemäße Pastoral, die „besser und konkreter auf die Nöte der Zeit heute antworten“ müsse. „Schon das Konzil hat gesagt, dass die Kirche sich weiterhin entwickeln muss, um eine Kirche für die Menschen von heute sein zu können. Ich denke, da ist es sicherlich gut und richtig, auch Kritik zu üben, und die Kritik kann auch mit einfließen in die synodalen Prozesse“, sagte Heinz. Das sei in der Vorbereitung bereits geschehen. „Wir sind sicherlich auch eine Kirche, die für Kritik offen ist. Aber ich denke, es ist auch wichtig, dass wir im Licht des Evangeliums und des Konzils weitergehen, wenn wir die Menschen weiter begleiten und den Anschluss an die Welt nicht verlieren wollen.“

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Eine Synode sei „immer auch ein Ort, wo der Heilige Geist wirkt“, fuhr Heinz fort. Im Fall der Amazonas-Synode würden „neue Ideen auf den Tisch kommen, die erst einmal vielleicht Modellcharakter für eine Region haben, aber dann auch für die Weltkirche sicher wichtig sein werden“, sagte der Steyler Missionar, der selbst lange Zeit in Bolivien wirkte. „Daher denke ich, bei aller Kritik an der Synode, der Heilige Geist weht, wo er will, und er wird uns auch zeigen, wo und wie die Kirche weiter gehen kann.“

Kopfgeburt von Sozialromantikern?

Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der frühere Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, hatte unlängst scharfe Kritik am vorbereitenden Dokument der Synode formuliert. Die zugrundeliegende „Indigene Theologie“ und die „Ökotheologie“ seien eine „Kopfgeburt von Sozialromantikern“, schrieb der deutsche Kardinal in einem an mehrere Medien verschickten Text.

Adveniat-Hauptgeschäftsführer Heinz kann diese Kritik „nicht nachvollziehen“. „Denn die indigene Theologie ist etwas, was auch in den letzten Jahrzehnten gewachsen ist und sich gebildet hat.“ Die Weltkirche müsse immer darüber nachdenken, wie sich „unser Glaube in den verschiedenen Kulturen der Welt, konkret im Amazonasgebiet, inkulturieren kann. Das ist eine große Herausforderung für die Theologie. Von daher ist das nicht etwas, was erst in den letzten zwei, drei oder vier Jahren auf dem Tisch ist.“ Die Indigene Theologie sei „seit Jahrzehnten gewachsen, wurde auch von Papst Benedikt mit unterstützt in den Symposien, die er selbst angeregt hat und die weiterhin durchgeführt werden. Es ist nicht statisch, es geht weiter und versucht, auf die Nöte der Zeit und auf die Menschen und Zeichen der Zeit zu reagieren.“

Der tiefere Grund für die Kritik an der Synode könnte nach Mutmaßung von Pater Heinz auch in einer Verschiebung der geographischen und geistlichen Zentren der katholischen Kirche liegen. „Die Synoden sind früher vielleicht stärker von Europäern beeinflusst und durchgeführt worden. Und wir sehen jetzt als katholische Kirche, da ist eine Synode, die katholischen weltweiten Charakter hat; sie findet zwar in Rom statt und soll auch für die Weltkirche sprechen, aber sie wird nicht vor allen Dingen von Europäern durchgeführt, sondern es ist jetzt eine Teilkirche, eine Teilzone, die auch einmal das Wort erhebt. Das kann Ängste bei einigen Theologen oder Menschen hervorrufen.“ Er selbst hingegen sehe diese Verschiebung als Chance und sei Papst Franziskus dankbar, dass er versuche, den Reichtum der Kulturen in die katholische Kirche einfließen zu lassen.

Im Oktober

Die außerordentliche Bischofssynode zum Amazonas-Gebiet findet von 6. bis zum 27. Oktober im Vatikan statt. Ihr Hauptziel sei es, „neue Wege der Evangelisierung für diesen Teil des Volkes Gottes zu finden, insbesondere für die Indigenen, die regelmäßig vergessen werden und keine Aussicht auf eine gute Zukunft haben", erklärte der Papst am 15. Oktober 2017. Dass die indigenen Völker in ihrer Existenz bedroht seien, habe ursächlich mit der Krise des Amazonas-Urwalds zu tun, „der Lunge von größter Wichtigkeit für unseren Planeten". 

(vatican news)

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31. Juli 2019, 13:09