Künstliche Intelligenz Künstliche Intelligenz 

D: Große Jahrestagung der bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk

Mit mehr als 800 Stipendiatinnen und Stipendiaten der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk ist an diesem Sonntag die Jahrestagung des Cusanuswerks im niederländischen Baarlo/Venlo zu Ende gegangen. Sie stand in diesem Jahr unter dem Thema „Brave New Work. Zur Zukunft der Arbeit“. Im Rahmen der größten jährlichen Veranstaltung des Begabtenförderungswerks der katholischen Kirche in Deutschland wurden, wie zuletzt 2016, mehrere Preise für innovative Netzwerkideen verliehen.

In seiner Predigt beim Festgottesdienst betonte der Vorsitzende der Kommission für Wissenschaft und Kultur der Deutschen Bischofskonferenz, der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki:

„Es mag vielleicht auf einen ersten Blick anachronistisch erscheinen, wenn wir Christen angesichts des ‚everything changes‘, dem vielfältigen technischen und gesellschaftlichen Wandel, mit einem Lied aus dem Gotteslob von Gott bekennen: ‚Wie Du warst vor aller Zeit, so bleibst Du in Ewigkeit‘. Aber die ewige Zusage Gottes zu uns Menschen ist gerade nichts Gestriges: Gott steht vielmehr unveränderlich und stets aktuell zu seinem Bund mit uns Menschen. Gott ist die Liebe, zu ihm dürfen wir ‚Vater‘ sagen und sind auf seinen Namen getauft. Diese Berufung ist im Angesicht der gegenwärtigen Veränderungen kein Anachronismus. Sie ist vielmehr die Hoffnung, die nicht zugrunde gehen lässt (vgl. Röm 5,1).“

„Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen immer mehr“

Künstliche Intelligenz, Automatisierungsprozesse und immer kürzere Innovationszyklen beschleunigen die Veränderungen in der Arbeitswelt. Autonome Fahrzeuge, digitale Medizin und intelligente Sprachsysteme sind längst keine Science-Fiction mehr. Aus Utopien sind Wirklichkeiten geworden, die im Alltag und in den Wertschöpfungsketten vordringen. Das enge Verhältnis zwischen einer Gesellschaft und ihren Arbeitsformen zeigt sich besonders in Phasen, die von tiefgreifendem Wandel oder gar von Umbrüchen bestimmt sind. „Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen immer mehr. Ob das gut oder schlecht ist, kann man gar nicht so pauschal sagen. Auf jeden Fall ist es wichtig, sich mit diesen offenbar sehr fundamentalen Veränderungen kritisch zu befassen: in der Wissenschaft, in der politischen Diskussion, in der kulturellen Analyse. Denn die Chancen sollten genutzt werden. Und wir sollten uns an der konstruktiven Mitgestaltung beteiligen, gerade auch die Kirchen mit ihrer Verantwortung für den ganzen Menschen“, sagte der Leiter des Cusanuswerks, Georg Braungart, während der Eröffnung des Wochenendprogramms.

In seinem Festvortrag anlässlich der Jahrestagung warnte Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, Staatsminister a. D., Lehrstuhl für Philosophie und politische Theorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, vor einer Humanisierung von Software-Systemen und einer Dehumanisierung des Menschen. Unter dem Titel „Die Aktualität des Bildungshumanismus in Zeiten gesellschaftlichen Wandels – Wie gestalten wir das Lernen in der Zukunft?“ entwarf er philosophische Grundlagen eines Digitalen Humanismus und betonte: „Der Mensch ist der Autor seines eigenen Lebens. Urteilskraft und Entscheidungsfähigkeit – Persönlichkeitsbildung – sind so aktuell, wie noch nie.“

Vergabe des Ideenpreises

Ein Höhepunkt der Jahrestagung war die Vergabe des Ideenpreises zur Förderung des cusanischen Netzwerks. Nach dem großen Erfolg des Ideenpreises 2016 zeichnete das Cusanuswerk fünf innovative Projektideen mit besonderer Strahlkraft aus: „Cusanus Goes Europe: Glauben im Austausch“ hat das Ziel, junge Katholikinnen und Katholiken aus ganz Europa miteinander und mit lokalen und europäischen Akteuren ins Gespräch zu bringen; im Projekt „Wege in die Zukunft – Von Ehemaligen für Geförderte“ geben Ehemalige ihren beruflichen Erfahrungsschatz weiter; Jahrestreffen der verschiedenen Ehemaligengenerationen sollen als Orte der Vernetzung und Ideen etabliert werden; die Gründung von Kammermusikgruppen dient dem Ausbau eines cusanischen Musikernetzwerks; interdisziplinäre Workshops in Nordrhein-Westfalen fördern die regionale Vernetzung und die gemeinsame Arbeit an gesellschaftlich relevanten Themen.

„Das Prinzip der Begabtenförderung spiegelt sich in den prämierten Initiativen wieder: Bei der Förderung von engagierten Multiplikatoren braucht es wenig, um große Wirkung zu erzielen. Die Ideen zeigen, wie immer neue Potenziale erschlossen werden, wenn Eigeninitiative und Subsidiarität gelebt werden“, sagte der Generalsekretär des Cusanuswerks, Dr. Thomas Scheidtweiler. Darüber hinaus sprach die Jury zwei Projekten einen Anerkennungspreis für cusanische Netzwerkinitiativen zu, die durch ihren Vorbildcharakter in besonderem Maße zur Nachahmung und Initiierung ähnlicher Projekte inspirieren. Zwei Projekte des Ideenpreises 2016 – die Cusanus Lecture Berlin und die Festgottesdienste der cusanischen Regionalgruppen – wurden aufgrund des großen Erfolgs und der hohen Nachfrage verstetigt.

Hintergründe

Zur Jahrestagung: Neben dem Vortrag von Prof. Nida-Rümelin wurde das Thema „Brave New Work. Zur Zukunft der Arbeit“ durch einen Impulsvortrag von Prof. Dr. Jens Südekum, Institut für Wettbewerbsökonomie der Universität Düsseldorf, beleuchtet. In einem Podiumsgespräch wurden die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt, die Anforderungen an Beschäftigte sowie die steigende Flexibilisierung des Privatlebens diskutiert. Daran nahmen Prof. Dr. Sami Haddadin (Lehrstuhlinhaber für Robotik und Systemintelligenz an der TU München), Prof. Dr. Susanne Hahn (Institut für Philosophie an der Universität Düsseldorf), Johannes Vogel MdB (Mitglied des FDP-Bundesvorstands) sowie Carmen Widera (Stipendiatin des Cusanuswerks) teil. Die Jahresversammlung wurde außerdem vom Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für das Cusanuswerk, Weihbischof Dr. Christoph Hegge (Münster), begleitet.

Zum Ideenpreis: Der Ideenpreis 2019 wurde mit einem Gesamtbudget von rund 30.000 Euro vergeben. Die Auswahl der Preise nahm eine Jury vor, bestehend aus Prof. Dr. Peter Funke (Vorsitzender des Beirats des Cusanuswerks und ehemaliger Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft), Prof. Dr. Wim Kösters (Vorstand der Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk), Matthias Kopp (Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz), Elisabeth Luft (Vorstand der Stipendiatinnen und Stipendiaten), Dr. Regina Tolxdorff-Neutzling (Mitglied und Sprecherin des Altcusanerrats) sowie Prof. Dr. Georg Braungart (Leiter des Cusanuswerks), Dr. Thomas Scheidtweiler (Generalsekretär des Cusanuswerks) und Franziska Eickhoff (Referentin für Alumni und Netzwerkförderung im Cusanuswerk).

Zum Cusanuswerk: Die Bischöfliche Studienförderung Cusanuswerk ist das Begabtenförderungswerk der katholischen Kirche in Deutschland. Mit staatlichen, kirchlichen und privaten Zuwendungen hat das Cusanuswerk bereits etwa 10.000 herausragend begabte katholische Studierende und Promovierende gefördert – ideell und finanziell. Cusanerinnen und Cusaner tragen mit fachlicher Exzellenz und außerordentlichem Engagement zum Gemeinwohl bei, ein Leben lang und vielfach in besonders verantwortungsvollen Positionen von Kirche und Gesellschaft, von Wissenschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft. Das Cusanuswerk wurde im Mai 2019 von der European Foundation for Quality Management mit dem Zertifikat „EFQM Recognised for Excellence – 4 star“ ausgezeichnet. Weitere Informationen zum Cusanuswerk unter www.cusanuswerk.de.

(pm - cs)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

17. Juni 2019, 10:11