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2018: Kardinal Kasper und Papst Franziskus 2018: Kardinal Kasper und Papst Franziskus  

D: Kardinal Kasper hält Priesterweihe von Frauen für unmöglich

Papst Johannes Paul II. habe „endgültig festgehalten“, dass die Kirche keine Vollmacht zur Priesterweihe von Frauen habe. Daran sehe sich auch Papst Franziskus gebunden, sagte Kardinal Walter Kasper der „Frankfurter Rundschau“ vom Dienstag.

Für das priesterliche Amt gebe es „auf der Grundlage des Neuen Testaments eine ununterbrochene Tradition nicht nur in der katholischen Kirche, sondern in allen Kirchen des ersten Jahrtausends, wonach die Priesterweihe und entsprechend die Bischofsweihe Männern vorbehalten ist", führt Kasper aus. „Diese Tradition galt auch in den lutherischen Kirchen und in den anglikanischen Kirchen bis ungefähr in das letzte Drittel des 20. Jahrhunderts.“ In der Diskussion über eine Diakoninnen-Weihe sieht der 86-Jährige, der als wichtiger theologischer Gewährsmann des Papstes gilt, „zur Zeit wenig Bewegung“. Die Interpretation der historischen Zeugnisse unter angesehenen Fachleuten sei unterschiedlich. Der Papst hatte hierzu eigens eine Kommission eingesetzt, die aber zu keinem eindeutigen Ergebnis kam.

Maria 2.0: Kirchenstreik ist keine angemessene Methode

Nicht alle Leitungsaufgaben in der Kirche bedürften jedoch der Weihe, betonte Kasper. „Wichtiger scheint mir, dass schon heute Frauen als Gemeinde- und Pastoralreferentinnen, als Kommunionhelferinnen und Lektorinnen, in Caritas und Katechese, Theologie und Verwaltung zehn Mal mehr tun, als die damaligen Diakoninnen je taten.“

Jede Diözese und jede Pfarrei würde ohne diesen Dienst von Frauen „schon morgen zusammenbrechen“, unterstrich der Kardinal. „Es käme darauf an, diesen Dienst auch liturgisch sichtbar zu machen und ihn öffentlich anzuerkennen.“ Bedenken äußerte Kasper mit Blick auf Protestaktionen wie „Maria 2.0“ oder den „Tag der Diakonin“, mit denen sich Katholikinnen für eine Öffnung der Weiheämter stark machen. Er bezweifle, dass ein Kirchenstreik eine angemessene Methode darstelle: „Jedenfalls sollte man dazu nicht die Gottesmutter Maria instrumentalisieren.“

Allerdings müsse man auf die Fragen eingehen und mögliche Schritte rasch tun. Kasper betonte weiter: „Die heilige Katharina von Siena war weder Diakonin oder Priesterin, hat aber weit mehr bewirkt als alle damaligen Kardinäle zusammen.“ Die heilige Hildegard von Bingen habe dem Klerus von Köln und anderswo in Predigten öffentlich in einer Weise die Leviten gelesen, wie es sich heute kein Bischof und kein Papst erlauben könne, sagte der Kardinal: „Solch mutige, vom Geist Gottes erfüllte Frauen kann man auch heute gebrauchen.“

Missbrauch: Opferfamilien scheuten Veröffentlichung

Auch zur Missbrauchsfrage äußerte sich Kasper deutlich: Sensibilisierung sei das „A und O“ und „Aufarbeitung und Vorbeugung“ seien das Gebot der Stunde im Einsatz gegen Missbrauch in der katholischen Kirche.

Der ehemalige Bischof von Rottenburg-Stuttgart erläuterte, in seiner Zeit als Bischof habe er beim Umgang mit Verdachtsfällen das Problem gehabt, dass die Familien der Opfer oft „massiv“ gemauert hätten, um das Geschehene nicht an die Öffentlichkeit dringen zu lassen.

Damit seien ihm als Bischof mit den rechtlichen Möglichkeiten von damals ziemlich die Hände gebunden gewesen. Anders als etwa sein Amtsbruder Gerhard Ludwig Müller sprach sich der Kardinal für kirchliche Verwaltungsgerichte als Instanzen aus, bei denen man Beschwerde einlegen könne. Müller hatte zu bedenken gegeben, dass Laien unmöglich über Bischöfe zu Gericht sitzen könnten. „Das sehe ich anders“, so Kasper. „Es geht ja nicht um ein Urteil über Personen, sondern über deren Entscheidungen.“

(kna - ck)

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04. Juni 2019, 11:45