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Woche für das Leben: Suizidgefahr ernstnehmen

Zur diesjährigen Woche für das Leben, das ökumenisch in Deutschland begangen wird, geht es vor allen Dingen um das Problem des Selbstmordes. Gerade in reichen Ländern wie Deutschland sind die Zahlen erschreckend hoch.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Die aktuellen Fallzahlen liegen in Deutschland gemäß dem Statistik-Portal „statista.com“ bei rund 9.800 Todesfällen im Jahr 2016. Damit sterben in Deutschland deutlich mehr Menschen durch Suizid als zum Beispiel aufgrund von Verkehrsunfällen, Drogen und HIV zusammen. Und doch wird über dieses Problem nicht viel gesprochen. Die Organisatoren der diesjährigen Woche für das Leben wollten deshalb den Fokus auf die Vermeidung von Suiziden legen. Die diesjährige ökumenische Woche für das Leben steht unter dem Titel „Leben schützen. Menschen begleiten. Suizide verhindern“ und findet von Samstag bis Samstag, 4. bis 11. Mai bundesweit statt.

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„Ich möchte jeden ermutigen, bei einem Verdacht nachzufragen, es anzusprechen und nicht darüber hinwegzugehen, sondern es wirklich ernst zu nehmen“, sagt Andrea Stachon-Groth, Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum Münster. Inhaltlich wird die diesjährige Woche für das Leben die vielfältigen Beratungsangebote beider Kirchen für suizidgefährdete Menschen und ihre Angehörigen in den Mittelpunkt.

Jeder könnte helfen

Jeder könne helfen, indem er bei einem Verdacht das Gespräch mit seinem Freund oder Verwandten sucht. „Sie können zum Beispiel sagen: „Das habe ich jetzt schon oft von dir gehört, ich mache mir Sorgen. Spielst du wirklich mit dem Gedanken, dir das Leben zu nehmen?“, sagt Stachon-Groth. Für die Betroffenen sei es meist eine große Erleichterung, wenn sie darüber sprechen können und der andere nachfragt und sich nicht abwendet. Zudem könnten professionelle Angebote wie Telefon-Seelsorge, Onlineberatungen oder persönliche Gespräche in einer Beratungseinrichtung helfen. In den 38 Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen im Bistum Münster kann jeder Erwachsene Hilfe bekommen; die Konfession oder Nationalität eien egal.

„Bei uns trauen sich Viele, erstmalig über ihre innere Notsituation zu sprechen, weil sie wissen, dass wir hier einen gesicherter Rahmen bieten und der Schweigepflicht unterliegen“, erläutert Stachon-Groth. Häufig sähen die Verzweifelten keinen Ausweg aus ihrer Situation. „In der Beratung hören wir zu und können Lösungsmöglichkeiten und Unterstützung aufzeigen, die der Ratsuchende vorher nicht gesehen hat“, regt Stachon-Groth an.

Aus gesellschaftlicher Tabuzone herausfinden

Die Psychologin hofft, dass das Thema aus der gesellschaftlichen Tabuzone kommt. Präventive – also vorbeugende - Maßnahmen könnten dazu beitragen. „Zum Beispiel, in Schulen zu gehen und mit jungen Menschen darüber zu sprechen, dass es Situationen im Leben geben kann, wo man nicht weiter weiß und es ein Gefühl von Ausweglosigkeit und Hoffnungslosigkeit gibt“, sagt Stachon-Groth. Jeder sollte wissen, dass in schweren Krisen Suizidgedanken nicht ungewöhnlich sind und sich niemand dafür schämen muss.

„Suizidalität ist ein gesamtgesellschaftliches Thema, und deswegen sollten Psychologen, Theologen und Politiker gemeinsam daran arbeiten, wieder eine soziale Gesellschaft zu werden, in der wir aufeinander achten“, sagt Stachon-Groth. Die Woche für das Leben möchte dazu beitragen. Vor dem Hintergrund von etwa 10.000 Suiziden in Deutschland pro Jahr geht sie den Ursachen von Depression und Todeswünschen nach und zeigt Wege für eine bessere Prävention und Versorgung suizidgefährdeter Menschen auf.

(pm)

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02. Mai 2019, 11:49