Antonio Guterres Antonio Guterres 

Karlspreisträger: „Europa ist zu bedeutend, um zu scheitern“

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres (70), hat den Internationalen Karlspreis 2019 erhalten. Der Portugiese trage maßgebliche Verantwortung für die beiden großen Friedensprojekte Europäische Union und Vereinte Nationen, hieß es zur Begründung am Donnerstag bei der Verleihung im Krönungssaal des Aachener Rathauses.

„Europa ist zu bedeutend, um zu scheitern“, sagte Guterres in seiner Dankesrede. „Als Generalsekretär der Vereinten Nationen habe ich noch nie so deutlich gespürt, dass ein starkes und vereintes Europa gebraucht wird.“ Nötig seien soziale Sicherheitsnetze und Solidarität.

Guterres kritisierte, dass demokratische Prinzipien unter Beschuss seien. Auch nähmen Ungleichheiten zu. Hassreden, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in den Sozialen Medien stachelten Terrorismus an. Eine Vielzahl an Ethnien, Kulturen und Religionen sei aber ein Reichtum und keine Bedrohung. Damit Vielfalt jedoch Gesellschaften bereichern könne, seien große politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Investitionen in den Zusammenhalt nötig.

Junge Generation „unsere größte Hoffnung“

Guterres bezeichnete Klimawandel, Demografie und Migration sowie das digitale Zeitalter als die wichtigsten Herausforderungen der Gegenwart. Beim Klimawandel müsse Europa voran gehen. Europa dürfe die junge Generation, „unsere größte Hoffnung“, nicht im Stich lassen.

Spaniens König Felipe VI., Schirmherr des Karlspreises, bezeichnete in seiner Festrede Guterres als „großen Europäer und Weltbürger“ mit einem weiten Horizont. Er folge drei Prinzipien: der Solidarität mit Bedürftigen, der Suche nach einer engen Einheit der europäischen Staaten und dem Beitrag eines geeinten Europas zu einer „gerechten Sache der Menschheit“.

Klimawandel im Fokus

Auch Aachens Bischof Helmut Dieser würdigte den Preisträger. Er zeige „persönlich, wie stark die Überzeugtheit der Einzelperson wirkt und den entsprechenden Ausschlag gibt“, sagte Dieser in einem Gottesdienst vor der Preisvergabe. Als portugiesischer Ministerpräsident habe Guterres sein Land in Europa verankert und als Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen die Flucht- und Migrationsprobleme in die internationale Politik eingebracht. Auch habe er auf „die existenzielle Bedrohung durch den Klimawandel“ hingewiesen.

Der alljährlich in Aachen vergebene Internationale Karlspreis zählt zu den bedeutendsten europäischen Ehrungen. Er wird traditionell zu Christi Himmelfahrt in Aachen verliehen. Außer der Urkunde erhalten die Preisträger eine Medaille, die das älteste erhaltene Stadtsiegel Aachens aus dem zwölften Jahrhundert mit Karl dem Großen zeigt. Im vergangenen Jahr wurde der französische Präsident Emmanuel Macron geehrt. 2016 hatte Papst Franziskus die Auszeichnung erhalten.

(kna - mg)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

Photogallery

Ein paar Eindrücke von der Preisverleihung
30. Mai 2019, 13:11