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Schweiz: Wo brennt es im Bistum Chur?

Für den Generalvikar von Zürich und die Synodalratspräsidentin Zürichs steht die Kirche „in Flammen“, wie sie in einem Offenen Brief an Papst Franziskus schreiben. Für diese Lage machen sie die Bischöfe verantwortlich. Im Bistum Chur, zu dem Zürich gehört, wird derzeit über die Nachfolge von Bischof Vitus Huonder nachgedacht. So kommt der Churer Bischofsvikar Christoph Casetti zum Schluss, dass der neue Bischof von Chur keine Brücken bauen könne zwischen den polarisierten Gruppen des Bistums.

Der Offene Brief an Papst Franziskus erschienan diesem Donnerstag in mehreren Schweizer Tageszeitungen als Inserat. Die Autoren gehen auf die Nachfolge von Bischof Huonder, der bis Ostern im Amt bleibt, nicht direkt ein.

Unterschrieben ist der Brief von dem in Chur für die Kantone Zürich und Glarus zuständige Generalvikar Josef Annen und der Präsidentin des Synodalrats der katholischen Kirche im Kanton Zürich, Franziska Driessen-Reding. Sie fordern von Papst Franziskus direkt Reformen, allen voran entschiedene Maßnahmen zur Bekämpfung und Vorbeugung von Missbrauch in der Kirche.

Das Ausmaß der Berichte von sexuellem Missbrauch unter anderem an Minderjährigen und Ordensfrauen „sprengt jede Vorstellung“, schreiben Synodalratspräsidentin und Generalvikar. Viele Menschen seien „befremdet, empört, verbittert“ und kehrten der Kirche den Rücken. Die aktuelle „dramatische“ Lage vergleichen die beiden mit dem Vorabend der Reformation vor 500 Jahren. Damals habe die Kirchenleitung versagt und sei weder fähig noch willens gewesen, Reformen einzuleiten. Auch heute seien „tiefgreifende Reformen notwendig und unaufschiebbar“.

Polarisierende Gruppen im Bistum Chur

Im aktuellen Infoblatt des Bistums Chur geht Bischofsvikar Christoph Casetti hingegen auf die polarisierenden Gruppen im Bistum Chur ein und verweist auf die Bedeutung eines Bischofs als Brückenbauer. Brücken zu bauen zwischen den polarisierten Gruppen im Bistum Chur würde bedeuten, Glaubenswahrheiten zugunsten von „völligem Relativismus“ aufzugeben, schreibt der Churer Bischofsvikar.

Casetti charakterisiert die beiden Gruppen indirekt durch Fragen: „Ist Jesus wirklich der Sohn Gottes und nicht nur der Menschensohn, der Sohn Josefs? Ist er wirklich von den Toten auferstanden oder geht einfach seine Sache weiter? Können nur Männer Priester werden? Können die wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion gehen oder nicht?“ Solche Gegensätze könnten nur vereinigt werden „um den Preis eines völligen Relativismus in Bezug auf die Glaubenswahrheiten und die daraus folgende Lebenspraxis.“ Casetti hält fest, dass nicht einmal Jesus zu allen Gruppen der Schriftgelehrten Brücken habe bauen können.

Er sieht dennoch drei mögliche Interpretationen des Titels „Pontifex“, den der Papst und die Bischöfe trügen: Ein Bischof müsse eine Brücke vom Heute zum Ursprung des christlichen Glaubens bauen, eine weitere zu „den Geschwistern im Glauben in aller Welt“. Die wichtigste Brücke, die er zu bauen habe, sei jedoch jene „von uns Menschen zu Gott“. Einen solchen Brückenbauer wünsche auch er sich als Bischof. 

(kath.ch –mg)

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04. April 2019, 15:06