Frauen am Altar - ein Schnappschuss nach der Papstmesse in einer römischen Pfarrei am letzten Sonntag Frauen am Altar - ein Schnappschuss nach der Papstmesse in einer römischen Pfarrei am letzten Sonntag 

D: Wenn sich Theologie auf Feminismus reimt

Welche Rolle spielen Frauen in der Theologie an deutschen Universitäten? Margit Eckholt ist Professorin für Dogmatik in Osnabrück und Vorsitzende des Forums katholischer Theologinnen. Sie meint: Fragen von Frauen gehören hinein in das Herz von Kirche.

„Wir sind ungefähr 50 Theologinnen an den unterschiedlichen theologischen Instituten.“ Das sagte Eckholt im Gespräch mit dem Kölner Domradio. „Wir haben in der Wissenschaft auf der Ebene der universitären Ausbildung von Theologinnen und Theologen ein sehr gutes Standing. Wir sind vertreten auf Ebene des katholischen theologischen Fakultätentages. Wir sind als Theologinnen auch Vorsitzende von verschiedensten theologischen Fachgemeinschaften. Wir sind auch im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft katholische Dogmatik und Fundamentaltheologie.“

Zum Nachhören

Das lässt sich doch hören, findet die Dogmatikerin. „Auf verschiedenen Ebenen sind Theologinnen mittlerweile gut verankert. Sie haben ein Ansehen auch im Rahmen der Theologie als Wissenschaft errungen. Und da spielen natürlich auch die Perspektiven von Frauen auf Kirche eine Rolle: Wie glauben Frauen aus ihren biografischen Zusammenhängen heraus? Wie sprechen wir von Gott, welchen Zugang haben wir zu dem, was Kirche ist? All das ist sichtbar geworden in den letzten Jahren.“

„An diesen Entscheidungsstellen sind bislang keine Frauen präsent“

Allerdings – die höchsten katholischen Entscheidungsfunktionen sind bis heute Klerikern und damit ausschließlich Männern vorbehalten.

„Das ist natürlich ein Punkt, weil die Lehrberechtigung, das Nihil Obstat, ja von der zuständigen Stelle in Rom kommt. Das macht es allen, die sich für Fragen der Reform von Kirche engagieren, schwer. An diesen Entscheidungsstellen sind bislang keine Frauen präsent. Und das ist der Punkt, warum auch unsere deutsche Ortskirche davon spricht, Frauen in Führungspositionen hineinzunehmen. Das befürwortet ja auch der Papst. Wichtig ist, dass in der Zukunft Frauen mit ihren Kompetenzen als Theologinnen in die unterschiedlichen Disziplinen und Gremien hineinkommen, auf Ebene von Ortskirchen. Aber natürlich auch auf Ebene der Entscheidungen, die in Rom getroffen werden, um hier ihre Perspektive einbringen zu können. Sonst werden nämlich immer von oben Entscheidungen über Frauen getroffen, ohne dass die Frauen selbst zu Wort kommen können.“

Fragen von Frauen gehören hinein in das Herz von Kirche

Die deutschen Bischöfe möchten in ihren Verwaltungen bis zum Jahr 2023 eine Frauenquote von 30 Prozent erreichen. Eckholt hält das für sinnvoll: Frauen müssten in den Ordinariaten „und dort, wo Entscheidungen im Blick auf das Kirchenrecht getroffen werden“, vertreten sein.

„Das gilt auch auf der Ebene von Pastoralplanungen. Wir haben doch gelernt von den Ansätzen einer feministischen Theologie, die eine Befreiungstheologie ist, wie sie in den 70er Jahren entstanden ist. Heute sprechen wir von einer gendertheoretisch ausgerichteten Theologie. Das heißt, die Fragen von Frauen sind nicht Fragen einer feministischen Theologie am Rande von Theologie und Kirche. Sie gehören hinein in das Herz von Kirche!“

„Das beinhaltet auch die Frage nach Ämtern und Diensten in der Kirche im Sinne von Gendergerechtigkeit“

Eckholt will vom Ansatz einer „partizipativen Kirche“ ausgehen, „in der Männer und Frauen gemeinsam an den Grundfragen heutiger Zeit arbeiten“, und einen „Strukturwandel“ einleiten.

„In diesem Sinne sollten sich auch zukünftige Priester, aber auch Lehrer und Lehrerinnen, die wir ja an Fakultäten ausbilden, auseinandersetzen mit den Fragen, die eine feministische Theologie vorbereitet hat. Das beinhaltet auch die Frage nach Ämtern und Diensten in der Kirche im Sinne von Gendergerechtigkeit; aber auch Fragen danach, wie wir von Gott sprechen und nach pastoralen biografisch orientierten Formen Kirche zu leben, Sakramente zu gestalten. Da sind Männer und Frauen, Klerus und Laien gemeinsam unterwegs. Das ist unser Wunsch im Blick auf diese Frauenquote.“

(domradio – sk)

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09. April 2019, 11:08