Deutschland: Die Diskussion um die sogenannten „Naziglocken“ erhitzt die Gemüter. Deutschland: Die Diskussion um die sogenannten „Naziglocken“ erhitzt die Gemüter. 

Nazi-Glocken: Kein Anfangsverdacht für Volksverhetzung

Im Fall der sogenannten Nazi-Glocken ermittelt die Staatsanwaltschaft Erfurt nicht gegen Landesbischöfin Ilse Junkermann oder die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland. Ebenso wenig liege ein Anfangsverdacht für eine andere verfolgbare Straftat vor, berichtete MDR Thüringen an diesem Mittwoch unter Verweis auf die Staatsanwaltschaft.

Ein Privatmann hatte vor einem Monat bei der Behörde eine entsprechende Anzeige gegen Bischöfin und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) gestellt.

Beschwerde gegen Entscheidung eingelegt

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft billige das Läuten von Kirchenglocken mit Nazisymbolik nicht die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft, meldete der MDR. Zudem handele es sich nicht um ein öffentliches Verwenden von Nazi-Symbolen. Gegen die Entscheidung der Erfurter Staatsanwaltschaft sei bereits Beschwerde eingelegt worden. Die Thüringer Generalstaatsanwaltschaft in Jena müsse nun darüber entscheiden.

Nutzung von Kirchenglocken mit Nazi-Symbolik sorgt für Diskussionen

Die Nutzung von Kirchenglocken mit Nazi-Symbolik sorgt seit Wochen für Diskussionen. Die EKM kündigte inzwischen an, dass es im April Gespräche im Landeskirchenamt mit den betroffenen Gemeinden geben soll. Eingeladen werde auch der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm. Das Thüringer Finanzministerium stellte Lottomittel für die Herstellung neuer oder die Umarbeitung der historischen Glocken in Aussicht. Die Jüdische Landesgemeinde fordert, die Glocken ganz abzuhängen.

Vor der Erfurter Staatsanwaltschaft war bereits die Staatskanzlei intern zu dem Schluss gekommen, dass mit der Nutzung der Glocken kein Straftatbestand erfüllt werde. Nach Auffassung der Staatskanzlei haben die betroffenen Kirchgemeinden allerdings kritisch zu prüfen, „wie sie verantwortlich mit diesem Teil ihrer Geschichte umgehen wollen“.
Die EKM hatte wiederholt erklärt, sehr sensibel mit dem Thema umzugehen. Die Standorte der Kirchen würden nicht öffentlich gemacht, um einen Missbrauch ausschließen zu können. Für die Entscheidung, ob die Aufschriften abgeschliffen, die Glocken stillgelegt oder eingeschmolzen und neu gegossen werden sollen, bräuchten die Gemeinden Zeit. Es gelte das Angebot der Landeskirche, sie dabei auch finanziell zu unterstützen.

Vertiefung

Die Evangelische Kirche in der Pfalz hat nach einer Suche fünf Glocken aus der NS-Zeit mit teils problematischen Inschriften gefunden. Die Landeskirche hatte eine Sachverständige mit der Suche beauftragt, nachdem eine Glocke mit NS-Inschrift im pfälzischen Herxheim am Berg über die Landesgrenzen hinaus für Diskussionen gesorgt hatte. Der 1934 installierte Klangkörper trägt ein Hakenkreuz und die Inschrift „Alles fuer's Vaterland Adolf Hitler“. Glocken mit NS-relevanten Texten hängen auch im südpfälzischen Essingen, in Mehlingen bei Kaiserslautern, im saarländischen Homburg-Beeden sowie in Pirmasens-Winzeln. In den Inschriften finden sich unter anderem die Worte Drittes Reich, Saarbefreiung 1935 und nationale Erhebung 1933.

(epd/dpa - skr)

 

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20. März 2019, 13:01