Archivbild: Bischöfe in Paris Archivbild: Bischöfe in Paris 

D/Frankreich/Schweiz: Bischöfe prangern Populismus an

Die Bischofskonferenzen von Deutschland, Schweiz und Frankreich haben in Paris über das europäische Gemeinwohl gesprochen. Das Treffen am Dienstag und Mittwoch schlossen sie mit einem Appell gegen Populismus.

Das europäische Gemeinwohl dürfe nicht populistischen Tendenzen oder nationalstaatlichen Interessen zum Opfer fallen, so die Erklärung aus der Tagung der Bischofskonferenzen von Frankreich, der Schweiz und Deutschland. Unter dem Leitwort „Dialog über das europäische Gemeinwohl“ hatten am Dienstag und Mittwoch Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche über die Zukunft der europäischen Idee diskutiert. Mit der Konferenz war die Überzeugung verbunden, dass die Wiederbelebung des europäischen Projekts eine Neudefinition des Gemeinwohls voraussetze, heißt es in einer Medienmitteilung vom Mittwoch.

Skepsis über europäisches Projekt wächst

Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Georges Pontier, betonte, dass angesichts des steigenden Einflusses nationalistischer Tendenzen in vielen Ländern die Skepsis über das europäische Projekt wachse. Deshalb müsse neu darum gerungen werden, was das europäische Gemeinwohl über den gemeinsamen Wohlstand hinaus ausmache. „Es wird notwendig sein, die traditionellen Werte Europas wie Frieden, Menschenwürde, Subsidiarität und Rechtsstaatlichkeit zu ergänzen um einen Wert der Einheit in Vielfalt. Eine Multipolarität ohne Dominanz macht das europäische Projekt wesentlich mit aus“, so Erzbischof Pontier.

Skeptisch gegenüber dem Begriff des europäischen Gemeinwohls äußerte sich der frühere Bundesinnenminister Deutschlands, Thomas de Maizière: „Es ist an der Zeit, dass die Staaten Europas die Unterschiedlichkeit der nationalen Einzelinteressen anerkennen müssen. Das Gemeinwohl kann verlangen, dass bestimmte Interessen einzelner Staaten zurückstehen müssten.“ Solche Entscheidungen gebe es in der EU immer wieder, sagte de Maizière. Ein allgemein akzeptiertes einheitliches europäisches Gemeinwohl werde es so lange nicht geben, wie es kein „europäisches Volk“ gebe.

Europa mit Leidenschaft und Augenmaß neu erarbeiten

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, rief dazu auf, Europa mit Leidenschaft und Augenmaß täglich neu zu erarbeiten. Die Formulierung von Jean Monnet, Europa solle ein Beitrag für eine bessere Welt sein, sei eine einfache aber tiefgreifende Forderung, die sich heute aktueller denn je darstelle. „Daran müssen wir uns messen lassen, auch als Kirche“, so Kardinal Marx. Es gehe in Europa um ein Gemeinwohl für das alle sich einsetzen müssten. Das sei auch ein Auftrag der Christen, dem sich niemand entziehen könne.

„Hier ist die ganze Menschheitsfamilie gefordert. Als Christen haben wir einen Auftrag in die Welt hinein. Wir dürfen die Welt nicht sich selbst überlassen, sondern sind aufgerufen, sie aktiv mitzugestalten“, sagte Kardinal Marx. Christsein bedeute auch Europäer zu sein: „Europäisches Engagement ist universelles Engagement und muss für einen Christen selbstverständlich sein.“

„Ich hoffe sehr, dass die Christen nicht ein Teil des Problems in der europäischen Debatte sind, sondern ein Teil der Lösung“

Dieses Engagement, so Kardinal Marx, müsse alle Ebenen umfassen und den Horizont aller Menschen berücksichtigen, vor allem der kommenden Generationen. Dazu gehörten die Frage nach dem Frieden, der verantworteten Freiheit, der Verantwortung für das gemeinsame Haus der Schöpfung und die Bewältigung der digitalen Revolution. Papst Franziskus nenne das eine „neue Fortschrittsidee“. „Ich hoffe sehr, dass die Christen nicht ein Teil des Problems in der europäischen Debatte sind, sondern ein Teil der Lösung. Das wollten wir mit dieser Konferenz in Paris unterstreichen“, sagte Kardinal Marx.

Zur Konferenz „Dialog über das europäische Gemeinwohl“ hatten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Felix Gmür, und der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Georges Pontier, eingeladen. Seit 2015 organisieren die Vorsitzenden dieser Bischofskonferenzen alle zwei Jahre ein Treffen zu einem aktuellen Thema, das für die drei Länder von Bedeutung ist. Das erste Treffen fand 2015 in Rom mit Blick auf die Familiensynode statt, das zweite 2017 in Berlin zum Thema Migration.

(pm - mg)

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27. März 2019, 13:04