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Bei einer Demonstration mitgeführtes Kreuz Bei einer Demonstration mitgeführtes Kreuz 

Karfreitags-Urteil löst innerchristliche Grundsatzdebatte aus

Ein Urteil zum Karfreitag hat in Österreich eine intensive Debatte ausgelöst. Bisher galt der Karfreitag nur für Altkatholiken und einige protestantische Kirchen als Feiertag – das hat der Europäische Gerichtshof vor kurzem gekippt.

Die Regelung sei eine „Diskriminierung der Religion wegen“, befanden die Richter: Kruzifix-Urteil einmal andersherum. Jetzt debattieren Katholiken darüber, ob sie dem Karfreitag einen neuen, größeren Stellenwert geben sollten.

„Karfreitag ist zentral für Verständnis des Christentums“

Der Wiener Dogmatik-Professor Jan-Heiner Tück plädiert mit Nachdruck für einen „Feiertagstausch“ und einen auch katholisch zu begehenden Karfreitag. Der Karfreitag sei als Teil des Triduum Paschale, also der Heiligen Drei Tage zwischen Gründonnerstag und Ostersonntag, „zentral für das Verständnis des Christentums insgesamt“. Das sagte Tück gegenüber der Nachrichtenagentur kathpress.

Wenn es in der Frage des Karfreitags einen „ökumenischen Schulterschluss“ geben würde, so würde dies die spannungsreiche Einheit der österlichen Botschaft verdeutlichen. Die Feier der Auferstehung steht also nicht für sich allein, sondern ist mit Kreuz, Leid und Tod Jesu verbunden.

„Den Verlassenheitsschrei Jesu nicht vergessen“

„Eine Osterjubeltheologie, die den Verlassenheitsschrei Jesu vergisst, wäre jedenfalls blanker Hohn.“ Aus Tücks Sicht gibt das Urteil aus Europa den Katholiken in Österreich die unverhoffte Gelegenheit, den Karfreitag in seiner Bedeutung neu für sich zu entdecken.

Zum Nachhören

Der Wiener Dogmatiker kann sich einen Tausch gegen einen katholischen Marienfeiertag vorstellen, sagt er. „So wichtig Marienfeiertage für viele Katholikinnen und Katholiken als Identitäsmarker auch sein mögen, so sehr muss man doch sehen, dass sie theologisch ihre Bedeutung nur aus der Christologie beziehen.“

Muss ein Marienfest dran glauben?

Ein Katholik, der die Wahl hätte, ob Karfreitag oder Mariä Himmelfahrt ein Feiertag sein soll, müsste demnach also den Karfreitag wählen. „Legt man also den Maßstab einer Hierarchie der Wahrheiten an, wie dies das Zweite Vatikanische Konzil lehrte, so würde der Karfreitag dem Kern der Botschaft wesentlich näher sein als mancher Marienfeiertag.“

Ähnlich hatten schon letzte Woche die beiden Innsbrucker Theologen Christian Bauer und Liborius Olaf Lumma votiert. Ihr Vorschlag: den Pfingstmontag mit dem Karfreitag tauschen. Die Bischofskonferenz will sich darauf aber bisher nicht einlassen. Sie lehnte am letzten Wochenende einen Tausch ab. Stattdessen befürwortet sie einen zusätzlichen Feiertag für alle am Karfreitag.

Die Habsburger und Urban VIII.

In Österreich sind viele kirchliche Feiertage - insbesondere Heiligenfeste - mit Unterstützung der Habsburger im Zuge der Gegenreformation eingeführt worden; zugleich wurde der Karfreitag 1643 auf Geheiß von Papst Urban VIII. zu einem gewöhnlichen Werktag.

(kap - sk)

 

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28. Januar 2019, 17:49