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Forscher: Auch Nonnen haben im Mittelalter Bücher hergestellt

Auch Nonnen haben offenbar im Mittelalter an Buchmalereien mitgewirkt. Darauf deuten Pigmente von kostbarem Lapislazuli hin, die Wissenschaftler im Zahnstein einer Frau gefunden haben, die im 12. Jahrhundert im Kloster Dalheim in Westfalen gelebt hat.

Umfangreiche Analysen mit Hilfe verschiedener spektrographischer Methoden hätten ergeben, dass das blaue Pigment in dem Zahnstein der Nonne aus Lapislazuli hergestellt wurde, teilte das internationale Forschungsteam unter Leitung des Jenaer Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte und der Universität York am Donnerstag in Jena mit.

Die Wissenschaftler vermuten, dass die Nonne die Pinselspitze beim Arbeiten immer wieder anleckte oder das Puder beim Herstellen der Farbe einatmete. Laut Darstellung lebte die Ordensfrau um die erste Jahrtausendwende - vermutlich zwischen 997 bis 1162 - in dem westfälischen Frauenkloster bei Paderborn. Als sie starb, war sie demnach zwischen 45 und 60 Jahre alt. Lapislazuli war im Mittelalter enorm wertvoll: Es wurde damals aus Afghanistan importiert. Die Herstellung des ultramarin-blauen Farbpigments war ein aufwändiger Prozess.

Erkenntnisse werfen neues Licht auf mittelalterliche klösterliche Buchherstellung 

Die Erkenntnisse werfen nach Angaben der Forscher ein neues Licht auf die mittelalterliche klösterliche Buchherstellung. Viele Schreiber und Illustratoren signierten ihre Werke nicht; die weit überwiegende Zahl signierter Handschriften stammt von Männern. „Die geringe Sichtbarkeit des Beitrags von Frauen an der Herstellung der Bilderhandschriften hat verbreitet zu der Annahme geführt, dass Frauen hierbei kaum eine Rolle spielten“, so die Wissenschaftler. Dass eine Frau mit der kostbaren Farbe gearbeitet hat, deute ihre hohe Kunstfertigkeit an.

(kna - rl)

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10. Januar 2019, 16:42