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„Asylindustrie“: Caritas weist FPÖ-Vorwürfe zurück

Die Caritas hat jüngste Vorwürfe aus den Reihen der FPÖ als „Unsinn“ zurückgewiesen. Bernd Wachter, Generalsekretär der Caritas Österreich, erklärte am Montagabend, er kenne Vorwürfe wie jenen, Bestandteil einer „Asylindustrie“ zu sein oder Gratishandys an Flüchtlinge zu verteilen - beides sei unzutreffend.

„Wir sind eine Non-Profit-Organisation“, betonte Wachter. Wenn am Jahresende in einem der vielen Tätigkeitsbereiche etwas übrig bleibe, etwa in einem Altersheim, werde dieses Geld in die dortige Infrastruktur investiert. Im Asylbereich gebe es gar keine Überschüsse - im Gegenteil, wie der Generalsekretär darlegte. Um die Qualität für die Betreuung Betroffener einigermaßen sicherzustellen, müsse die Caritas auf Spendengelder zurückgreifen.

Der Bereich Asyl mache im gesamten Aufgabengebiet der Caritas nur einen kleineren Teil aus, z.B. sei die Caritas in einzelnen Bundesländern in der Grundversorgung tätig. Man übernehme dabei im Auftrag einer Landesregierung etwa die Leitung eines Flüchtlingsheimes.

Mit der vom Innenministerium forcierten Neuausrichtung der Rechtsberatung in Asylverfahren habe die Caritas wenig bis nichts zu tun. In diesem Bereich seien andere Hilfsorganisationen wie Volkshilfe oder die evangelische Diakonie engagiert. Dennoch bleibe das Thema „immer wieder an der Caritas hängen“, wie Wachter monierte.

Auslöser: Kritik an „Empathiedefizit“

Zur Entstehungsgeschichte des Konflikts: Caritas-Präsident Michael Landau hatte der Bundesregierung in einem vorweihnachtlichen Interview vorgeworfen, sie sei „erstaunlich weit weg von der Lebensrealität armutsbetroffener Menschen“. In diesem Bereich orte er „schwere Empathiedefizite“. Landau äußerte sich dabei allerdings gar nicht zum Bereich Asylpolitik oder Flüchtlinge, sondern zur Neuregelung der Mindestsicherung (die auch von anderen kirchlichen Einrichtungen kritisiert wurde).

Hochrangige FPÖ-Funktionäre schossen sich daraufhin mit Anwürfen wie „Profitgier“ oder „Asylindustrie“ auf die kirchliche Hilfsorganisation ein. Der frühere Flüchtlingskoordinator der Regierung, Ex-Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad, warf den Blauen vor, in diesem Konflikt in einen „Rotzbuben“-Jargon zu verfallen. Der Regierungspartner ÖVP richtete Konrad unter Verweis auf deren christlich-soziales Selbstverständnis aus, für die Caritas Partei zu ergreifen. Dass für die Flüchtlingsbetreuung nun - wie FPÖ-Minister Herbert Kickl ankündigte - eine Bundesagentur gegründet werden soll, sieht Konrad skeptisch und verwies auf den Flüchtlingszustrom von 2015: „Ohne die Caritas wäre der Staat hilflos gewesen.“

Wofür die Caritas Geld aufwendet

192 Millionen Euro aus dem Gesamtbudget der Caritas Österreich von rund 920 Millionen Euro betrafen die Bereiche Asyl, Migration und Integration. Das geht aus den jüngsten von der Hilfsorganisation vorgelegten Zahlen - dem offiziellen Jahresbericht für 2017 - hervor. Für 2018 liegen noch keine exakten Daten vor; u.a. aufgrund der sinkenden Asylanträge in Österreich seien die Aufwendungen für Flüchtlinge jedenfalls gesunken - um bis zu zehn Prozent, wie Bernd Wachter am Dienstag gegenüber „Kathpress“ mitteilte.

Rund zwei Drittel des Caritas-Budgets kommen von Bund, Ländern und Gemeinden, sie dienen der Finanzierung vor allem von Alters- und Behindertenheimen, Pflege- und Hospizeinrichtungen, Obdachlosenhilfe und der Flüchtlings-Grundversorgung. Fast die Hälfte der rund 16.000 hauptamtlichen Caritas-Mitarbeiter arbeitet im Bereich Pflege. Darüber hinaus engagieren sich 50.000 weitere Personen freiwillig für die Caritas.

Auch der Großteil des Budgets, 281 Millionen Euro, floss in die Bereiche Pflege und Hospiz. 193 Millionen gab die Caritas für die Behinderunbetreuung aus, 192 Millionen Euro betrafen die Bereiche Asyl, Migration und Integration. Hier leistete die Organisation in ihren 35 Beratungsstellen mehr als 10.000 Rückkehr-Beratungen. Sie betrieb 165 Integrationsprojekte und stellte 8.000 Quartiersplätze für Asylwerber zur Verfügung.

Laut dem Wirkungsbericht beliefen sich die Caritas-Einnahmen 2017 auf insgesamt 923 Millionen Euro; knapp 68 Millionen Euro davon stammen aus Spenden. Das Gros der Mittel, 698 Millionen Euro, kommt aus Entgelten für Dienstleistungen. Weitere 106 Millionen Euro stammen aus Subventionen und Zuschüssen der öffentlichen Hand sowie aus kirchlichen Beiträgen. Sieben Millionen Euro wandte die Organisation für Spendenbeschaffung und 36 Millionen Euro für Administration und Infrastruktur auf.

Die Mittel für die Auslandshilfe beliefen sich im Vorjahr auf knapp 41 Millionen Euro, mit denen 546 Projekte finanziert wurden. Die meisten Mittel, elf Millionen Euro, flossen in europäische Länder, fast ebenso viele nach Afrika, gefolgt von Asien mit 10 Millionen.

(kap – sk)

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08. Januar 2019, 13:52