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In memoriam: Ein Gespräch mit Spaemann aus dem Jahr 2012

Der verstorbene Robert Spaemann war ein Denker, der dem emeritierten Papst Benedikt XVI. besonders nahestand. Im Oktober 2012 nahm Spaemann bei der Eröffnung des „Jahres des Glaubens“ auf dem Petersplatz eine Botschaft des damaligen Papstes an Intellektuelle entgegen.

Wir konnten damals mit Spaemann ausführlich sprechen. Aus Anlass von Spaemanns Tod haben wir das Interview jetzt wieder aus unserem Tonarchiv geholt: 27 Minuten O-Ton, in denen man ihm buchstäblich beim Denken zuhören kann.

„Da, wo Gott geleugnet wird, bricht am Ende auch die Vernunft zusammen“, sagte Spaemann in dem Gespräch. Das habe im 19. Jahrhundert keiner klarer erkannt als Friedrich Nietzsche. „Wenn der Glaube an die Göttlichkeit der Wahrheit schwindet, dann zerstört sich die Aufklärung selbst – denn sie war angetreten mit dem Pathos der Wahrheit.“ Wenn alles „ein Zufallsprodukt“ sei, dann gelte das auch für unser Denken, und es habe „nichts mehr mit Wahrheit zu tun“.

Hier können Sie das ganze Interview mit Robert Spaemann aus dem Jahr 2012 hören.

„Da, wo Gott geleugnet wird, bricht am Ende auch die Vernunft zusammen“

„Ich hatte mal in Tübingen eine Diskussion mit einem Kollegen der Biologie, einem Neurowissenschaftler, der behauptete, dass alles, was wir denken, neuronal bedingt sei. Ich sagte dann zu Beginn meines Statements: Wenn der Kollege recht hat, dann sind wir eigentlich vergeblich hierhergekommen, denn dann haben wir jetzt nur etwas erfahren über die Gehirnwindungen des Kollegen – das wollten wir ja gar nicht wissen. Eigentlich wollten wir wissen, ob das wahr ist, was er sagt, aber wenn es Wahrheit gar nicht gibt, wozu hören wir uns dann irgendetwas an?“

Auf die Frage, ob unsere Gesellschaft zu wenig denke oder zu wenig glaube, versetzte Spaemann: „Beides. Weil sie nicht glaubt, hört sie auch auf zu denken…“

Das Interview mit Spaemann führte Pater Bernd Hagenkord von Radio Vatikan.

(vatican news – ord/sk)
 

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11. Dezember 2018, 10:49