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Immer mehr Missbrauchsfälle kommen ans Licht Immer mehr Missbrauchsfälle kommen ans Licht 

Deutschland: Bistum Osnabrück bekennt Missbrauch

In einem Brief hat der Osnabrücker Bischof Bode über Missbrauchsfälle durch einen inzwischen im Ruhestand lebenden Priester informiert. Die Taten seien verjährt, es gebe keine weiteren Ermittlungen, heißt es.

Bischof Franz-Josef Bode habe dem heute 85-Jährigen Geistlichen mehrere Sanktionen auferlegt: Jegliche Form von Seelsorge sei ihm ebenso verboten wie die öffentliche Feier von Gottesdiensten. Er dürfe nicht als Vertreter der Kirche auftreten, sich nicht der Gemeinde nähern und werde dort auch nicht kirchlich beerdigt. Bode machte die Vorfälle in einem Brief öffentlich, der am Wochenende in Merzen, einer Gemeinde nordwestlich von Osnabrück, verlesen wurde. Zugleich rief er weitere mögliche Opfer auf, sich zu melden.

Nachdem es in der Vergangenheit immer wieder Gerüchte gegeben habe, hätten sich Ende 2017 erstmals Zeugen mit konkreten Vorwürfen gegen den ehemaligen Pfarrer bei ihm gemeldet, schrieb der Bischof. Nach intensiven Gesprächen - auch mit den unabhängigen Ansprechpersonen für Opfer - hätten weitere Personen den Geistlichen des sexuellen Missbrauchs bezichtigt. Alle Beschuldigungen seien der Staatsanwaltschaft zugeleitet worden. Diese halte die Taten für strafbar, sie seien aber verjährt, weshalb es keine Ermittlungen gebe.

Erste Gerüchte nach Amtsantritt von Bode 1995


Bode berichtete, er habe erstmals einige Zeit nach seinem Amtsantritt 1995 als Bischof von Osnabrück Gerüchte über den Merzener Pfarrer gehört. Belastbare Aussagen, die zu einer Anzeige hätten führen können, habe es jedoch nicht gegeben. Der Beschuldigte habe die Vorwürfe zudem immer abgestritten. Dennoch habe er ihn 1997 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, so Bode.

Auch der Glaubenskongregation in Rom seien die Vorwürfe gegen den Priester inzwischen gemeldet worden, berichtete das Bistum weiter. Diese halte den Geistlichen für schuldig, da er die Vorwürfe inzwischen eingeräumt habe, sehe aber aufgrund seines Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit von einem kirchlichen Gerichtsverfahren ab. Stattdessen habe sie den Ortsbischof aufgefordert, disziplinarische Schritte einzuleiten.

Bußgottesdienst in Stellvertretung


Bereits nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in der deutschen katholischen Kirche 2010 hatte Bode in einem Bußgottesdienst im Dom stellvertretend um Entschuldigung für die Missbrauchsfälle in seinem Bistum gebeten. In dem Schreiben vom Wochenende räumte er erneut „schwere Fehler“ der Kirche ein. Als Bischof müsse er „für diese Schuld einstehen. Das habe ich im Jahr 2010 schon öffentlich getan, das tue ich auch jetzt“, so Bode.

Im Rahmen der im September von den deutschen Bischöfen vorgestellten Studie zum sexuellen Missbrauch waren in den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 Hinweise auf bundesweit 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden worden. Das Bistum Osnabrück verzeichnete mindestens 68 Betroffene und 35 Beschuldigte.

(kna – ck)

 

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16. Dezember 2018, 11:08