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Erzbischof Franz Lackner aus Salzburg Erzbischof Franz Lackner aus Salzburg 

Österreich: Bischöfe sprachen über Migration, Missbrauch und Jugendliche

Österreichs Bischöfe wünschen von der Politik eine großzügige Anwendung des humanitären Bleiberechts vor allem für gut integrierte Familien von Migranten. Bei ihrer Herbstvollversammlung sprachen sie auch über Missbrauch und Gewalt in der Kirche sowie über den Dialog mit Jugendlichen, den sie vertiefen wollen.

Darüber hinaus ging es um das Zueinander und Miteinander von geweihten Amtsträgern und Laienchristen, die Rolle der Frau in Kirche und Welt und um nachhaltigen Lebensstil, hieß es in der Mitteilung der österreichischen Bischofskonferenz nach ihrer Herbstvollversammlung im Benediktinerstift Michaelbeuern bei Salzburg. Wesentlich für einen gelingenden Dialog mit der Jugend seien dabei jugendgemäße Formen der Glaubens-Weitergabe und der Begleitung im Leben.

Zum Nachhören

Leitend sei für die Bischöfe ein Wort von Papst Franziskus, der sagt: „Wir dürfen weder doktrinär noch aktivistisch sein; wir sind berufen, Gottes Werk auf Gottes Art fortzuführen, nämlich in Nähe: ganz nah bei ihm, in Gemeinschaft miteinander, nahe bei unseren Brüdern und Schwestern.“ Wie diese Nähe konkret gelebt werden könne, zeigten die zahlreichen Jugendgruppen in der Kirche. „Sie sind unersetzlich, um sich in den Glauben einzuüben, ihn kritisch zu hinterfragen und zu bezeugen“, heißt es in der Erklärung. Die Erfahrung habe gezeigt: „Wenn Gleichaltrige ihren Glauben leben und Orientierung geben, dann ist das viel überzeugender, als wenn die Kirche spricht.“ Junge Menschen zu bestärken und ihnen die Freiräume in der Kirche zu eröffnen, sei deshalb der wichtigste Beitrag, den die Bischöfe weiterhin geben wollen.

Gedenken an Novemberpogrom

Die Bedeutung einer lebendigen Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse des Novembers 1938 für Gegenwart und Zukunft haben die österreichischen Bischöfe unterstrichen. „Eine lebendige Erinnerung eröffnet Zukunft, weil der Blick auf die dunklen Seiten der Geschichte davor schützt, Fehler der Vergangenheit zu wiederholen“, heißt es in einer Presseerklärung der österreichischen Bischofskonferenz zum Novemberpogrom von 1938. In ihrer Erinnerung stünden die christlichen Kirchen heute „unverbrüchlich an der Seite der jüdischen Gemeinde und ihrer Treue im Glauben“; Christen würden zudem deutlich erkennen, „dass im Judentum die Wurzel ihres Glaubens liegt“: „Ein Christ kann kein Antisemit sein“, unterstrichen die österreichischen Bischöfe ein entsprechendes Wort von Papst Franziskus.

Bischöfe fordern Stärkung des humanitären Bleiberechts

Die österreichische Bischofskonferenz fordert eine großzügige Anwendung des humanitären Bleiberechts vor allem für gut integrierte Familien. Gleichzeitig plädierten die Bischöfe am Freitag in ihrer Erklärung nach ihrer Herbstvollversammlung für eine verpflichtende Einbindung der Verantwortlichen von Gemeinden und Ländern bei Bleiberecht-Entscheidungen. Nötig sei ein „nüchterner und zugleich menschlicher Blick auf jedes einzelne Schicksal“.

Kritik gab es am Ton in der Asyldebatte. „Wer Asyl sucht, darf nicht stigmatisiert oder gar kriminalisiert werden. Parteipolitisches Kalkül darf weder über das Recht noch über die Menschlichkeit dominieren“, mahnten die Bischöfe. Aus christlicher Sicht sei klar: „Asyl ist ein heiliges Recht und darf nicht zum Schimpfwort werden.“ Der Vollzug der einschlägigen Gesetze wie auch der Ton in der Asyldebatte hätten sich „verschärft, obwohl in der letzten Zeit die Zahl derer, die in Österreich Asyl suchen, stark rückläufig ist“, bemerkte die Bischofskonferenz in der Erklärung zum Ende ihrer viertägigen Beratungen, die Kardinal Christoph Schönborn am Freitag bei einem Pressetermin in Wien vorstellte.

Erzbischof Lackner wird Familienbischof

Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner ist neuer Referatsbischof der Österreichischen Bischofskonferenz für den Bereich „Ehe und Familie“ einschließlich der dazugehörigen Thematik „Lebensschutz“. Lackner übernimmt damit die Aufgaben des bisherigen „Familienbischofs“ Klaus Küng, der im vergangenen Mai emeritierte. Im Zuge dessen wurde der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried mit der Zuständigkeit für den Bereich „Liturgie“ betraut, die bis jetzt Erzbischof Lackner innehatte.

Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler wurde von der Bischofskonferenz mit dem Bereich „Kunst und Kultur“ betraut. Er ist zudem für die kirchliche Denkmalschutzkommission verantwortlich und neues Mitglied der Bischöflichen Kommission für Weltmission. Weiters ist Glettler ab sofort auch für die kirchliche Friedensorganisation „Pax Christi Österreich“ zuständig.

Der Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer wird die Bischofskonferenz im Kuratorium der kirchlichen „Stiftung Opferschutz“ vertreten und daneben für die Berufsgruppe der Mesner zuständig sein.

(kap - mg)

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09. November 2018, 11:50