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D: Neue Vorwürfe in Hildesheim

Ein weiterer Betroffener wirft dem früheren Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen (1907-1988) sexuellen Missbrauch vor. Der Mann, der heute Mitte 70 ist, habe sich am 3. Oktober bei Bischof Heiner Wilmer gemeldet, teilte das Bistum Hildesheim am Dienstag mit.

In einem Gespräch habe der frühere Messdiener dann von einem Ereignis Ende der 1950er Jahre berichtet. Damals habe Bischof Janssen ihn aufgefordert, sich nackt vor ihm auszuziehen. Anschließend habe der Bischof ihn mit den Worten weggeschickt, er könne ihn nicht gebrauchen. Zudem habe der Mann weitere Missbrauchstaten durch Lehrer und Geistliche in den früheren Hildesheimer Kinderheimen Bernwardshof und Johannishof geschildert.

„Es zerreißt mir das Herz angesichts dessen, was der Betroffene uns mitgeteilt hat“, sagte Wilmer. Er kündigte an, externe Fachleute mit der Untersuchung der Fälle zu beauftragen: „Wir möchten wissen, welche Rolle Heinrich Maria Janssen in diesem Zusammenhang tatsächlich gespielt hat.“ Wilmer hatte sich bereits im vergangenen Monat für eine externe Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in seinem Bistum ausgesprochen und seinem Vorvorgänger Josef Homeyer (1983-2004) Versagen und Vertuschung vorgeworfen.

„Sexualisierte Gewalt ist kein Versagen, sondern ein Verbrechen. Das verlangt Aufklärung, sowie klares und konsequentes Handeln von uns“

„Viele Menschen in unserem Bistum werden wie ich über den Verdacht erschüttert sein, insbesondere die, die den Bischof als guten Seelsorger erlebt haben“, ergänzte Wilmer. Deshalb wolle er durch eine externe Aufarbeitung mehr Licht in das Dunkel bringen: „Denn eines möchte ich nochmals betonen: Sexualisierte Gewalt ist kein Versagen, sondern ein Verbrechen. Das verlangt Aufklärung, sowie klares und konsequentes Handeln von uns.“

Janssen war von 1957 bis 1982 katholischer Bischof von Hildesheim und ist der erste deutsche Bischof, dem sexuelle Übergriffe gegen Minderjährige vorgeworfen werden. Bereits 2015 hatte sich unter anderem ein ehemaliger Ministrant an das Bistum Hildesheim gewandt und berichtet, Janssen habe ihn zwischen 1958 und 1963 sexuell missbraucht. Zu Beginn dieser Zeit sei der Betroffene zehn Jahre alt gewesen. Das Bistum zahlte dem Mann 10.000 Euro als Anerkennung seines Leids.

Ein im vergangenen Jahr vom Münchener Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) veröffentlichtes Gutachten konnte die Vorwürfe gegen Janssen weder beweisen noch entkräften. Die Autoren kamen zu dem Schluss, die Anerkennungszahlung sei vorschnell erfolgt.

(kna – mg)

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13. November 2018, 14:32