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D: „Auch evangelische Kirche anfällig für Missbrauch“ - Bitte um Vergebung

Auch die evangelische Kirche ist nach Einschätzung der früheren Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) anfällig für Missbrauch an Kindern und Jugendlichen.

In einem Interview betonte Bergmann in Berlin, dass es auch in der evangelischen Kirche Vertuschungen gegeben habe. Die Protestantin widerspricht damit dem ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber. Dieser sieht die evangelische Kirche in einer grundsätzlich anderen Situation als die katholische.

Huber hatte in einem Interview erklärt, dass die evangelische Kirche weniger anfällig für Missbrauch sei als die katholische. Als Grund dafür hatte er unter anderem genannt, dass die evangelische Kirche den Zölibat nicht habe. Die Synode der evangelischen Kirche will sich am Dienstag in Würzburg mit dem Thema befassen.

Auch evangelische Pfarrer waren/sind Autoritätspersonen...

Bergmann, die die erste Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung war und derzeit in der Kommission für die Aufarbeitung von Kindesmissbrauch sitzt, betonte, auch im evangelischen Umfeld sei der Pfarrer vielerorts eine unangreifbare Autoritätsperson gewesen und sei es teilweise immer noch.

Auch die Reaktionen der Menschen im Umfeld nach einem Missbrauch sei ähnlich gewesen wie in der katholischen Kirche. Den Betroffenen sei nicht geglaubt worden, auch in der evangelischen Kirche seien Taten vertuscht und Pfarrer versetzt worden. Solange es keine umfassenden Untersuchungen gebe, sollte die evangelische Kirche sehr zurückhaltend sein, so Bergmann.

Bedford-Strohm bittet Opfer um Vergebung

Derweil hat der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm, Missbrauchsopfer um Vergebung gebeten. „Wir werden alles tun, was möglich ist, um das, was geschehen ist, konsequent aufzuarbeiten und aus den Fehlern zu lernen“, sagte der bayerische Landesbischof am Sonntag in Würzburg vor der Synode.

Er hob hervor, dass es beim Missbrauch im Raum der Kirche nicht allein um die Zahl der Fälle im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Organisationen gehe. „Wir sind als Kirche eine Institution, die sich auf Jesus Christus bezieht, denjenigen, der für radikale Liebe steht.“ Wenn im Rahmen dieser Institution Handlungen passierten, die das Leben von Menschen zerstörten, „dann wird mit Füßen getreten, wofür wir stehen.“

(kna – sk)

 

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11. November 2018, 10:52