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Im Lesungsbuch, auch Lektionar genannt, stehen alle Lesungstexte der Liturgie für jeden Tag Im Lesungsbuch, auch Lektionar genannt, stehen alle Lesungstexte der Liturgie für jeden Tag 

Advent: Neues Mess-Lektionar geht an den Start

Am Ersten Advent ist es soweit: Die neue, überarbeitete Einheitsübersetzung der Bibel hält Einzug in die Gottesdienste im deutschsprachigen Raum. Österreichs Liturgie-Bischof Anton Leichtfried stellte das dafür nötige Lektionar am Donnerstag in Wien vor.

Christina Höfferer - Vatikanstadt

In dem neuen Lesungsbuch sieht Leichtfried „eine große Chance, einiges auch in der konkreten liturgischen Praxis zu überdenken, und auch etwas neu zu beginnen, damit der Stellenwert des Wortes Gottes hervorgehoben wird.“ Der Liturgie-Bischof empfiehlt eine würdevolle Begrüßung des neuen Lektionars in der Heiligen Messe zum Ersten Adventsonntag, ganz konkret indem der Priester es mit einer Prozession zum Ambo trägt, wo die Gemeinde es mit einem Gebet und einem Ritual begrüßen kann.

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Wohltuende Irritation

„Die revidierte Einheitsübersetzung und somit auch der dem neuen Lektionar zugrunde liegende Text ist auf dem neustem Stand der Bibelwissenschaft und auch sachlich richtiger, konsequenter und achtsamer gegenüber dem Judentum,“ erklärt Leichtfried. Wohltuende Irritation löse der Text gerade auch bei geübten Lesern und Lektoren aus, denn man könne und solle über die anders übersetzten Passagen „stolpern" und sich so neu und intensiver mit dem Text befassen.

Farbe bekennen

Dem pflichtet auch die Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerkes, Elisabeth Birnbaum, bei: „Die Einheitsübersetzung hat ihr Profil geschärft und traut sich konsequent Farbe zu bekennen. Sie traut sich auch an ihre Tradition anzuknüpfen. Der hebräische Gottesname JHWH wird nun einheitlich mit ,Herr` wiedergegeben. Die Einheitsübersetzung traut sich, Frauen sichtbar zu machen, wo sie ganz sicher mit gemeint waren“ - so etwa in der Anrede „Schwestern und Brüder" statt wie bisher nur „Brüder" in den Briefen etwa des Paulus, die im Kirchenjahr häufig in der Zweiten Lesung zu hören sind. Die kraftvollen Sprachbilder des Originals würden nun nicht geglättet, sagte Birnbaum.

Überarbeitung des Messbuchs dauert noch

Ein Zukunftsprojekt bleibe indes vorläufig die Revision des Messbuches, führte Leichtfried aus. Vor einem Jahr regelte Papst Franziskus mit dem Apostolischen Schreiben „Magnum principium" die Übersetzung liturgischer Texte neu und gab dabei den Bischofskonferenzen mehr Gestaltungsspielraum. Derzeit sei man im deutschen Sprachraum dabei, diese neuen Regeln strukturiert umzusetzen und Zuständigkeiten und Abläufe mit den Bischofskonferenzen in Deutschland und der Schweiz zu koordinieren. Dies stelle dann erst die Grundlage für das Großprojekt eines neuen Messbuches dar. 

Nachfrage groß

Die Auslieferung der ersten 15.000 gedruckten Exemplare des Lektionars hat bereits begonnen. Laut dem Verlag liegen vorerst 23.000 weitere Bestellungen vor.

Der theologische Fachreferent des Liturgischen Instituts, Christoph Freilinger, bringt die Bedeutung dieses neuen Lektionars auf den Punkt: „Das Lektionar ist das Rollenbuch für die Lektorinnen und Lektoren und es ist im Unterschied zu anderen liturgischen Büchern unverzichtbar. Die Bücher, aus denen das Wort Gottes verkündet wird, sind die einzigen unbedingt notwendigen liturgischen Bücher. So hilfreich die anderen auch sind, die Verkündigungsbücher sind unverzichtbar für das gottesdienstliche Feiern.“

Das Wort Gottes im Herzen erwägen

Elisabeth Birnbaum geht auf die bewusst nicht vereinfachende Sprache des neuen Lektionars ein: „Es darf auch sein, dass manchmal die Sprache auch sperriger wird, weil sie dadurch oft auch schöner wird, weil Maria all die Geschehnisse in ihrem Herzen erwägen darf, und nicht mehr einfach darüber nachdenken muss. Das ist natürlich gehobene Sprache, aber ich denke, das Wort Gottes ist auch ein gehobenes Wort.“ Birnbaum fasst zusammen, dass die Widersprüche in der Bibel, dazu da sind, innezuhalten und nachzudenken. Denn schließlich sei das Ziel, das Wort Gottes im Herzen zu erwägen.

Bischöfe rufen drei Jahre der Bibel aus

Aus Anlass der Einführung des neuen Lektionars und somit der Einführung der neuen Bibelübersetzung in die gottesdienstliche Praxis rufen die österreichischen Bischöfe drei Jahre der Bibel aus. In dieser Zeitspanne, die mit dem Ersten Adventsonntag 2018 beginnt und bis zum 29. Juni 2021 reicht, soll die Bibel in zahlreichen Initiativen, Projekten und Veranstaltungen neu in den Fokus gerückt werden. Das Projekt Bibel - Hören. Lesen. Leben wird vom Österreichischen Katholischen Bibelwerk gemeinsam mit den Pastoralämtern umgesetzt. Ziel sei es, dazu zu ermutigen, das eigene Leben mehr an der Bibel auszurichten und die Bibel als Seele der Pastoral ins Bewusstsein zu bringen.

(kap - vatican news)

 

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16. November 2018, 12:32