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Weihbischof Alain De Raemy mit Pilgern vor der Papstmesse Weihbischof Alain De Raemy mit Pilgern vor der Papstmesse 

Jugendsynode: Der Heilige Geist ist bei uns und lässt sich spüren

Was ist Jugend heute und wie kommt sie im deutschsprachigen Raum innerhalb des Diskurses der Kirche vor? Diese Frage hat der Weihbischof in Lausanne, Genf und Freiburg, Alain De Raemy beantwortet. Auf der Synode hat Stefan Von Kempis ein Interview mit dem Schweizer Bischof über die Dynamik in der den Jugendlichen gewidmeten großen Begegnung im Vatikan geführt.

Vatican News: Was sind Ihre Eindrücke? Wie erleben Sie, dass hier wie bei einer Ideenbörse Dinge aus der ganzen Welt zusammenkommen?

De Raemy: Es ist auffallend, wie schwierig ist es, disziplinarisch vorzugehen – in der Art und Weise, wie wir das Thema behandeln. Wir müssen bei den Beobachtungen bleiben. Es ist jedoch sehr schwierig, dass man nicht schon mit Vorschlägen oder Maßnahmen kommt. Es ist eine Disziplin, die wir unbedingt behalten müssen, sonst schweifen wir in alle Richtungen aus. Wir müssen jetzt beobachten: Was ist Jugend heute?

Vatican News: Sie sprechen von Disziplin. Wird auch mal dem Kardinal nach vier Minuten Redezeit das Mikro abgedreht?

De Raemy: Jedem wird das Mikro abgedreht. Nur beim Rapport der Sprachgruppen wird ein bisschen mehr Zeit zugelassen - so dass man einige Sekunden, wenn der Text fast fertig vorgelesen wurde, überziehen darf.

Vatican News: Wie wirken die Schweigeminuten zwischendrin? Schauen die Leute in dieser Zeit auf die Uhr oder machen sie eher ein Nickerchen, um die Sachen sacken zu lassen?

De Raemy: Die Stimmung in den Schweigeminuten wird immer tiefer, immer eindrücklicher. Am Anfang hat jeder einfach nur weiter auf seinen Zetteln gelesen oder hat seine Sucht versorgt. Es war immer ein bisschen Lärm. Jetzt sind diese drei Minuten jedoch zu Gebetsminuten geworden.

Vatican News: Kommt die Jugend von heute aus unseren deutschsprachigen Breiten wirklich vor?

De Raemy: Ja – sei es in der Erfahrung der Hirten, den wir heute oft schnell die Kompetenz absprechen, über die heutige Zeit reden zu dürfen. Dennoch leben sie in der heutigen Zeit, wie alt sie auch sind. Sie haben auch Erfahrungen mit Jugendlichen seit längerer Zeit. Sie haben auch die Entwicklung der Jugend miterlebt. Die Jugendlichen sind aber auch selber da – 32 aus der ganzen Welt. Sie machen voll und ganz mit. Das Einzige, was sie nicht dürfen – wie alle Hörer – ist, über die Texte abzustimmen. Die Entstehung der Texte, Ideen und der Richtung der Synode, geschieht jedoch mit ihnen.

Vatican News: Der Papst hat in seiner Predigt zum Auftakt der Synode zum Träumen, zur Fantasie aufgerufen. Was ist ihr Traum für diese Synode? Und für die Jugendpastoral?

De Raemy: Darf ich etwas Revolutionäres sagen? Am Anfang des Zweiten Vatikanischen Konzils kamen auch die Vorbereitungsleute mit schon abgefassten Texten. Ich finde, wenn wir wirklich eine Synode sind, und die Dynamik der Synode voll erleben wollen, dann müssen wir auch frei vom gegeben Text – vom „instrumentum laboris“ – sein können. Es sollten nicht nur ein paar Korrekturen in den Text gebracht werden, sondern es braucht die Freiheit, Änderungen vorzunehmen – insofern wir diese als notwendig empfinden. Natürlich ist die Zeit begrenzt – anders als bei einem Konzil, wo die Zeit genommen wird, die es braucht. Wir sollten nicht allzu gefangen sein von einem vorgegebenen Text – auch, wenn dieser aus der Vorsynode und den Umfragen stammt. Die Synode braucht eine eigene Dynamik. Jeder muss sich im Heiligen Geist einbringen – wie die Apostel, die Pfingsten zusammengekommen sind. Da geschieht etwas, das niemanden ausschließt. Die Jugendlichen sind auch mit dabei. Hier und jetzt soll etwas geschehen.

Vatican News: Nach der Synode geht es für Sie zurück in die Schweiz. Was erzählen sie den Jugendlichen dort?

De Raemy: Man kann schon jetzt berichten, dass man spürt, wie die Kirche lebt. Dass die Sorge der Hirten wirklich authentisch und tief ist. Dass die Jugendlichen gern mitmachen und mitreden. All diese Erfahrungen können wir jetzt schon mitbringen. Es gibt Hoffnung. Dennoch warte ich noch auf den Schluss der Synode, um noch besser berichten zu können, was hier wirklich geschehen sein wird. Der Heilige Geist ist bei uns und lässt sich spüren. Er braucht die ganze Zeit, weil wir in der Zeit leben, um uns verstehen zu geben, was jetzt eigentlich passiert. Geben Sie mir noch die nächsten zwei Wochen.

(vatican news - hoe)
 

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12. Oktober 2018, 13:30