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Deutschland: Theologin übt Kritik an Augsburger Gebetshaus

„Züge einer sektiererischen Ausrichtung“ beobachtet die Freiburger katholische Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer beim Augsburger Gebetshaus. Das Haus ist ein private Initiative innerhalb der Charismatischen Erneuerung.

„Es gibt in der katholischen Kirche scheinbar auch so etwas wie freikirchliche oder katholische Evangelikale, mit denen haben wir es hier zu tun“, sagte Nothelle-Wildfeuer am Mittwoch dem Internetportal katholisch.de. „Interessant ist, dass das Gebetshaus keine diözesane Einrichtung ist und auch gar nicht sein will, weil sie damit offen für Freikirchen sein kann.“

Das Augsburger Gebetshaus wurde von dem katholischen Theologen Johannes Hartl und seiner Ehefrau Jutta begründet. Von dort nahmen die sogenannten „Mehr“-Glaubenskonferenzen ihren Anfang, die zuletzt knapp 12.000 Teilnehmer anzogen. Die nächste Zusammenkunft ist für den Januar 2020 geplant. Mit „Schwarz-Weiß-Malerei“ spreche Hartl vor allem jüngere und konservative Kreise an, sagte Nothelle-Wildfeuer. „Für mich weisen viele seiner Reden demagogische Züge auf.“ In seinen Ausführungen verzichte Hartl zumeist auf „Differenzierungen und komplexe Wirklichkeiten, von denen auch das Zweite Vatikanum gewusst hat“.

Zu Beginn dieses Jahres veröffentlichte Hartl zusammen mit anderen Katholiken zehn Thesen für einen „missionarischen Aufbruch“ in der Kirche. Die „Thesen für das Comeback der Kirche“ erschienen auch in Buchform. Auch dieses „Mission Manifest“ berge die Gefahr einer „Versektung und Evangelikalisierung der katholischen Kirche“, warnte Nothelle-Wildfeuer. „Mein Hauptkritikpunkt bezieht sich auf die Mentalität des ,Einfach nur Jesus', mehr brauche es nicht. Aber unser Glaube ist kein Glaube, bei dem man den Verstand an der Garderobe abgibt.“ Notwendig sei „eine fundierte und kritische Auseinandersetzung mit Glaubensinhalten, sonst wird er fundamentalistisch. Und es braucht eine Auseinandersetzung mit der Entwicklung in der Gesellschaft, sonst wird es weltfremd“.

Zugleich warf Nothelle-Wildfeuer, die seit 2011 Beraterin der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz ist, den Initiatoren des Manifests vor, ein zu enges Verständnis von Missionierung zu pflegen. „Es geht vorrangig um Lobpreis, um Fasten, um Gebet, um Bekehrung und um eine Hinwendung zu Gott in einem ganz engen abgekapselten Sinne.“ So sollten Flüchtlinge mit einem Jesusfilm bekehrt werden. „Gebetskreise finden nur in coolen Locations statt, statt im Pfarrsaal. Jeder, der Christ werden will, braucht dazu ein einmaliges Glaubens- und Bekehrungserlebnis, Taufe allein genügt offenkundig nicht.“ Damit, so Nothelle-Wildfeuer, werde „ein Elitechristentum aufgemacht, und es werden die ausgeschlossen, die noch auf der Suche sind und zweifeln.“ Zu den Erstunterzeichnern des Manifests gehören der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und Jugendbischof Stefan Oster.

(kna – ros)

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10. Oktober 2018, 14:03