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D: Ermahnungen großer Christsozialer in den Wind geschlagen

Die Rechtsdrift der bayrischen CSU erinnert an das Agieren der Bayerischen Volkspartei (BVP) der Weimarer Republik. Das sagt der Politikwissenschaftler Andreas Püttmann in einem Kommentar für das Kölner Domradio. In Bayern haben bei der Landtagswahl beide alten Volksparteien CSU und SPD zweistellige Verluste verzeichnet und die politische Landschaft umgekrempelt.

Die jahrzehntelang dominierende CSU von Parteichef Horst Seehofer und Ministerpräsident Markus Söder verliert ihre absolute Mehrheit und braucht nun einen Koalitionspartner. Die SPD mit Spitzenkandidatin Natascha Kohnen verzeichnet ihr bundesweit schlechtestes Ergebnis bei einer Landtagswahl und wird nur noch fünftstärkste Kraft. Die Grünen dagegen erzielen einen Bayern-Rekord. Die AfD zieht zweistellig ins Maximilianeum ein und ist jetzt in 15 von 16 Landtagen vertreten. Die FDP schafft nach fünf Jahren Abwesenheit ganz knapp den Einzug ins Parlament. Die Linke verfehlt die Fünf-Prozent-Hürde erneut.

Nach einer Analyse der Forschungsgruppe Wahlen sind die Gründe für den Absturz der CSU aber „primär hausgemacht“. Diese zeige bei Regierungsbilanz, Parteiansehen und Sachkompetenzen Defizite und habe „ein erhebliches Personalproblem“: „Neben einem schwach bewerteten Ministerpräsidenten steht in Bayern ein massiv kritisierter Parteichef.“ Einer ARD-Analyse zufolge verlor die CSU jeweils 180.000 Wähler an Grüne und AfD sowie 170.000 an die Freien Wähler. Diesen Verlust dämpfte der Hinzugewinn von 200.000 bisherigen Nichtwählern.

Püttmann: „Eindringliche Ermahnungen durch große alte Christsoziale wie den ehemaligen Kultusminister Professor Hans Maier oder Ex-Fraktionschef Alois Glück wurden von der erst durch Übermut, dann durch Panik getriebenen Parteiführung in den Wind geschlagen. Man verließ sich auf andere Berater oder blieb beratungsresistent.“

(domradio - mg)

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15. Oktober 2018, 13:35