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Marx: Missbrauch auch bei Jugendsynode ein Thema

Das Thema Missbrauch durch Kleriker wird auch bei der kommenden Jugendsynode einen Themenschwerpunkt darstellen. Das erklärte Kardinal Reinhard Marx bei der Vorstellung der Missbrauchs-Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ an diesem Dienstag in Fulda. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte die mehrjährige Studie in Auftrag gegeben, um Klarheit über das Ausmaß von Missbrauchsfällen in der Vergangenheit zu erhalten und daraus Handlungsempfehlungen für die Zukunft abzuleiten.

Im Vorfeld des Weltbischofstreffens zur Jugend im Oktober waren Forderungen laut geworden, den Themenschwerpunkt der Synode von „Jugend und Berufungsunterscheidung“ auf „Missbrauch durch Kleriker“ zu ändern. Stattdessen hatte Papst Franziskus auf Empfehlung des Kardinalsrates K9 entschieden, die Vorsitzenden der lokalen und überregionalen Bischofskonferenzen im kommenden Februar zu einer eigenen Beratung in den Vatikan einzuladen. Er und die anderen deutschen Synodenväter, so Marx, der auch Mitglied des Kardinalsrates ist, würden das Thema jedoch bereits bei der nächsten Bischofssynode zur Sprache bringen.

„Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger in der katholischen Kirche ist längst keine überwundene Thematik“

Er schäme sich angesichts der Ergebnisse der Studie für das zerstörte Vertrauen und die „Verbrechen, die Menschen durch Amtspersonen der Kirche angetan wurden“, genauso wie für „das Wegschauen von vielen, die nicht wahrhaben wollten, was geschehen ist“ und die sich nicht um die Opfer gesorgt hätten: „Das gilt auch für mich“, so der Erzbischof von München vor Journalisten. Man habe in der Deutschen Bischofskonferenz Anfang des Jahrtausends eigentlich gedacht, dass man „auf einem guten Weg sei", gestand Marx ein, doch als Diözesanbischof habe er selbst schmerzlich lernen müssen, dass man „die Opfer überhaupt nicht in den Blick genommen hatte." Man stehe nun an einem „Wendepunkt".

Es werde durch diese Studie deutlich, dass „die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger in der katholischen Kirche längst keine überwundene Thematik ist“, so Marx, der bekräftigte, dass sexueller Missbrauch „ein Verbrechen“ sei, das bestraft gehöre. „Die Betroffenen haben Anspruch auf Gerechtigkeit,“ betonte der Kardinal, der auch eigenes Handeln kritisch hinterfragte. Seit 2010 habe es sich die Bischofskonferenz in Deutschland zum Ziel gesetzt, „bedingungslose Orientierung“ an den Opfern „zur ersten Priorität“ zu machen und „weitere Opfer zu verhindern.“ Doch er frage sich nun, ob dies ausreichend sei: es sei nicht möglich „an den Betroffenen vorbei“ sexuellen Missbrauch in der Kirche zu bekämpfen. Vielmehr müsste ein Klima geschaffen werden, in dem auch andere Betroffene den Mut fänden, ihre Erlebnisse offen zu legen.

„Es geht nicht um die Rettung einer Institution“

„Wir haben zu lange weggeschaut, um der Institution willen und des Schutzes von uns Bischöfen und Priestern willen,“ so das Mea Culpa des Kirchenmannes. Klerikalismus und Machtstrukturen, dies ist auch eines der Ergebnisse der Studie, fördern sexuellen Missbrauch – somit seien die Selbstverpflichtungen von 2010 noch lange nicht eingelöst, sondern „die Ergebnisse dieser Studie zeigen klar auf, dass wir weitergehen müssen.“

Dabei gehe es jedoch nicht um die „Rettung einer Institution“, sondern um den Wiederaufbau von Vertrauen und die Übernahme von Verantwortung, stellte Marx klar.

„Wir brauchen die kritisch-solidarische Hilfe anderer: der Gläubigen, der Gesellschaft, der Politik, der Wissenschaft und ganz besonders auch die Hilfe der Betroffenen“

Betroffen über die Ergebnisse der Studie zeigte sich auch der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann. Er habe sich die Ergebnisse der Studie zwar „erwartet“, dennoch erschreckte das Ausmaß auch ihn „wieder neu.“ Missbrauch sei trotz der täglichen Beschäftigung mit dem Thema „keine Normalität“ für ihn. Die Täter seien Menschen, denen „aufgrund ihrer Weihe und ihres Auftrags ein besonderes Vertrauen entgegengebracht wurde“, das sie missbraucht hätten.

Doch der Forschungsbericht gebe „deutliche Hinweise“ darauf, wo in der katholischen Kirche besondere Risikofaktoren liegen könnten. Zwar habe man in den vergangenen Jahren eine Reihe von Maßnahmen zu Prävention ergriffen: „Der Forschungsbericht zeigt uns aber, dass wir Bischöfe noch konsequenter und abgestimmter untereinander vorgehen müssen und dass alle Maßnahmen zur Intervention und Prävention zu kurz greifen, wenn sie nicht eingebettet sind in eine kirchliche Kultur und in Strukturen, die dazu beitragen, den Missbrauch von Macht wirksam zu verhindern,“ so der Bischof von Trier. Dabei setze die Bischofskonferenz auf die „kritisch-solidarische Hilfe anderer: der Gläubigen, der Gesellschaft, der Politik, der Wissenschaft und ganz besonders auch die Hilfe der Betroffenen.“

(pm - cs)

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25. September 2018, 13:12