Köln Ehrenfeld: Die neue Moschee Köln Ehrenfeld: Die neue Moschee 

Einweihung einer Moschee: „Zerschlagenes Porzellan“

Auch die Katholiken in Köln hatten sich lange für den Bau der Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld eingesetzt – früher. Doch jetzt ist es der türkische Präsident Erdogan, der den Bau an diesem Samstag eröffnet, und hochrangige katholische Vertreter, etwa Kardinal Woelki, gehen nicht hin.

Stadtdechant Robert Kleine erklärte dem Kölner Domradio, es gebe zwei Gründe, warum er der Einweihung fernbleibe. „Zum einen habe ich - wie alle anderen - die Einladung sehr kurzfristig erhalten. Sie ist am Donnerstag für Samstag angekommen. Das ist zu kurzfristig, zumal wir auch die Domwallfahrt haben. Ich habe Gottesdienste am Nachmittag, sodass ich um 14 Uhr nicht dabei sein kann. Der zweite Grund ist - selbst wenn ich hätte frei machen können - unter den Umständen, wie die Moschee nun eingeweiht wird, habe ich danach kein Verlangen, das überhaupt zu versuchen, weil es doch eine geschlossene Gesellschaft ist.“

Ditib hat viel Porzellan zerschlagen

Aus Kleines Sicht hat die türkisch-islamische Union Ditib dadurch, dass sie Erdogan die Einweihung der Zentralmoschee überlässt, viel Porzellan zerschlagen. „Man hat es ja im Vorfeld mitbekommen, dass es da viele Ungereimtheiten gibt. Eigentlich hätte eine Eröffnung einen öffentlichen Charakter und es gibt Grußworte. Der Architekt kann noch mal seine Vision darstellen. Das scheint alles nicht gewollt zu sein, weil alles auf Herrn Erdogan als Ehrengast zugespitzt ist.“

Der Architekt kommt nicht. Woelki kommt nicht. Ministerpräsident Laschet kommt nicht, und auch nicht Oberbürgermeisterin Reker, oder Vertreter des Rates der Religionen. Der Stadtdechant rätselt, warum die Ditib für Erdogan derart den roten Teppisch ausrollt.

Das gute Miteinander hat gelitten

„Ich finde es sehr schade, denn gerade am Anfang, als darum gekämpft wurde, dass es eine Akzeptanz für diese große Moschee und den Neubau gibt, gab es ein breites Bündnis. Der Katholikenausschuss, die katholische Kirche, aber auch die politischen Parteien der unterschiedlichsten Fraktionen haben sich dafür eingesetzt. Es wurde ein Beirat gegründet, in dem viele werbend dabei waren und selbst dieser Beirat hat ja bis Donnerstag keine Einladung bekommen. Einige sind schon zurückgetreten. Ich glaube, da ist ziemlich viel Porzellan zerschlagen worden. Es wird dauern, das zu kitten, wenn die Ditib das überhaupt kitten möchte.“

Es bleibe gut und richtig, „dass das islamische Leben aus den Hinterhöfen in die Moschee hineingeholt wird“ und dass es auch „eine solche doch sehr repräsentative Moschee“ jetzt in Köln gibt, findet der Stadtdechant. Aber das alles müsse doch „in einem guten Miteinander“ geschehen.

Steilvorlage für Rechtspopulisten

„Wir haben in Köln seit vielen Jahren den Rat der Religionen. Da sitzen auch die unterschiedlichsten islamischen, sagen wir mal Nationalitäten, zusammen, da sind die unterschiedlichen christlichen Konfessionen, da haben wir die Buddhisten und die Hindus und natürlich die Juden, die hier in Köln leben. Wir haben ein gutes Miteinander. Aber dieses Agieren der Ditib, das doch ein sehr politisches ist und nicht in erster Linie ein religiöses, ist sehr schade.“

Natürlich sei so etwas eine Steilvorlage für Rechtspopulisten, bedauert Kleine. „Ich kann mich noch an die Schilder erinnern. Da war ein Zeichen einer Moschee drauf, welches durchgestrichen war. Das können wir nicht akzeptieren. Das geht nicht. Es wurde ja immer gesagt, die Islamisierung nehme zu. Es stimmt in dem Sinne auch nicht, dass es eine Islamisierung in unserem Land gibt. Es gibt jetzt vermehrt auch Muslime, die als Geflüchtete in unser Land kommen, aber dies ist ja nun keine Islamisierung. Dass Gotteshäuser ein Recht sind, das wir in unserer demokratischen Grundordnung verankert haben, ist das eine. Also, diesen Protest haben wir, Gott sei Dank, damals beiseitegeschoben.

Aber er wird sich jetzt vielleicht erneuern, weil es plötzlich deutlich wird: Hier ist Religiöses und der Staat in einer Weise vermischt, wie wir das eigentlich nicht kennen und gutheißen können. Denn die Ditib ist auch direkt der türkischen Regierung zugeordnet und seit kurzem auch direkt dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan, der als Ehrengast kommt.“

Jetzt erst mal den Samstag überstehen - so oder so

Jetzt müsse „zuerst einmal der Samstag überstanden werden, so oder so“, seufzt der Stadtdechant. „Und dann haben wir am Montag ohnehin eine Sitzung des Rates der Religionen. Da wird man sicherlich auch noch einmal darüber sprechen und vielleicht auch den Vertreter der Ditib fragen, warum sich das jetzt alles so zugespitzt und entwickelt hat. Ab Montag müssen wir dann schauen, wie wir, was die Gläubigen in unserer Stadt betrifft, also die, die die Moschee zum Gebet nutzen, vernünftig miteinander reden können. Auf politischer Ebene, glaube ich, wird noch viel zu agieren sein. Da gibt es ja auch die Frage, wie die Ditib von der Türkei gesteuert wird. Wird sie überhaupt gesteuert? Was bedeutet das für die Ausbildung von Imamen? Was ist das für ein Leben in und um die Moschee? Das ist sicherlich auch eine politische Frage.“

Ihm gehe es um „ein gutes Miteinander der unterschiedlichen Religionen in unserer Domstadt“. Dafür werde er sich weiter einsetzen. „Nur - das sage ich ehrlich - das war jetzt doch ein sehr negatives Beispiel dafür, wie das Miteinander nicht gelingt.“

(domradio - sk)
 

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29. September 2018, 11:41