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Theologe Bucher: Kein Platz für Klerikalismus in der Kirche

Klerikalismus darf heute in der Kirche keinen Platz mehr haben. Das hat der Grazer Pastoraltheologe Rainer Bucher betont. Papst Franziskus identifiziere den Klerikalismus als Wurzel des Missbrauchs in der Kirche und die „machtgestützte Selbstbezüglichkeit" als Kern des Klerikalismus. Das sei ebenso wahr, „wie es gerne verschämt beschwiegen wird", so Bucher im Interview mit der Kooperationsredaktion der heimischen Kirchenzeitungen.

Der Klerikalismus hat laut Bucher seine historischen Wurzeln im kirchlichen Herrschaftsanspruch über die Gesellschaft und werde „heute zu einer mehr oder weniger fatalen Identitätstechnik von Priestern". Gebracht habe der Klerikalismus nie etwas, auch den Priestern nicht.

Das Zölibat für Priester sieht Bucher nicht als Teil des Klerikalismus-Problems: „Grundsätzlich sind alle Lebensformen ambivalent. Sie bieten Chancen und bergen Gefahren, generell und jeweils individuell", so der Theologe. Gefährlich werde es, wenn bestimmte Lebensformen sakralisiert würden. Das sei früher mit dem patriarchalen Mann in der Ehe so gewesen. 

Buße und Umkehr aller Gläubigen

 

In seinem jüngsten Brief an die Katholiken weltweit, ruft der Papst alle Menschen zu Buße und Umkehr auf. Der Papst sei offenkundig der Meinung, der Klerus schaffe die Umkehr von „Hochmut", „Selbstherrlichkeit" und „Selbstbezogenheit" alleine nicht. Deswegen schreibe der Papst, es sei „unmöglich, sich eine Umkehr des kirchlichen Handelns vorzustellen ohne die aktive Teilnahme aller Glieder des Volkes Gottes". Herrschaft entstehe immer bei den Beherrschten, „ dort kann sie freilich auch enden. Das ist ja gegenwärtig in unseren Breiten bei der klerikalen Herrschaft ziemlich weitgehend der Fall. Insofern besteht Hoffnung“, so Bucher.

 

Prävention, Transparenz, Aufklärung


In der Zukunft seien Prävention und unabhängige Ansprechpartner in der Institution bei Übergriffen notwendig. Transparenz auf allen Ebenen sowie die konsequente Verfolgung von Missbrauchstaten seien unerlässlich. Vor allem aber brauche es tätige Solidarität mit den Opfern, konkrete Hilfe über schamvolle Worte hinaus. „Missbrauch in der Kirche ist eine Niederlage Gottes in seiner Kirche und in allem das glatte Gegenteil von dem, wofür es Kirche gibt“, sagte der Theologe.


(kap – bw)

 

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29. August 2018, 11:59